Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2009; 16(1): 5
DOI: 10.1055/s-0029-1213778
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Schweiz - Importierte Phlebovirus-Meningitis

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Publication Date:
13 March 2009 (online)

 
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In der Schweiz erkrankte im August 2008 ein Mann 2 Tage nach seiner Rückkehr aus einem Urlaub auf der italienischen Insel Elba an einer aseptischen Meningitis. Erreger war dem Antikörpernachweis zufolge das Toskanavirus.

Das Toskanavirus gehört zu den sogenannten Sandmückenviren der Gattung Phlebovirus (Familie Bunyaviridae). Derzeit sind 68 Serotypen dieser Gattung bekannt, von denen 8 als humanpathogen gelten. Drei hiervon kommen in Europa vor, benannt nach dem Ort ihrer ersten Isolierung: Sizilien, Neapel und Toskana. Die ersten beiden Serotypen verursachen ausschließlich fieberhafte Erkrankungen, lediglich das Toskanavirus ist durch Neurotropismus gekennzeichnet.

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Abb. 1 Die Sandmücke Phlebotomus papatasi überträgt neben dem Toskanavirus auch die Leishmaniose. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 10276, Autor: James Gathany.

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Toskanavirus als Krankheitsursache in Betracht ziehen

Dabei verlaufen jedoch viele Infektionen mit dem Toskanavirus sehr mild oder gar asymptomatisch, wie hohe Raten von seropositiven Personen ohne vorherige neurologische Erkrankung zeigen. In klinischen Fällen manifestiert sich die Infektion nach einer Inkubationszeit von 3-6 Tagen als Meningitis, Meningoenzephalitis oder - selten - auch als Enzephalitis ohne Meningitis. Das Reservoir des Toskanavirus sind Schafe, Ziegen und Fledermäuse. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Sandmücken der Gattung Phlebotomus.

Auch wenn dies der 1. beschriebene Fall einer Phlebovirusinfektion auf Elba ist, scheint das Virus doch fast flächendeckend im Mittelmeerraum vorzukommen. So wurde es schon in mehreren italienischen Regionen, in Algerien, Portugal, Spanien, Frankreich und auf Zypern nachgewiesen. Sowohl unter der einheimischen Bevölkerung als auch bei Touristen scheint das Toskanavirus dabei im Sommer einer der häufigsten Erreger einer aseptischen Meningitis zu sein. Mediziner sollten es daher unbedingt als mögliche Krankheitsursache bei aus diesen Regionen zurückgekehrten Urlaubern in Betracht ziehen.

Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quellen: promed

 
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Abb. 1 Die Sandmücke Phlebotomus papatasi überträgt neben dem Toskanavirus auch die Leishmaniose. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 10276, Autor: James Gathany.