In der Schweiz erkrankte im August 2008 ein Mann 2 Tage nach seiner Rückkehr aus einem
Urlaub auf der italienischen Insel Elba an einer aseptischen Meningitis. Erreger war
dem Antikörpernachweis zufolge das Toskanavirus.
Das Toskanavirus gehört zu den sogenannten Sandmückenviren der Gattung Phlebovirus
(Familie Bunyaviridae). Derzeit sind 68 Serotypen dieser Gattung bekannt, von denen
8 als humanpathogen gelten. Drei hiervon kommen in Europa vor, benannt nach dem Ort
ihrer ersten Isolierung: Sizilien, Neapel und Toskana. Die ersten beiden Serotypen
verursachen ausschließlich fieberhafte Erkrankungen, lediglich das Toskanavirus ist
durch Neurotropismus gekennzeichnet.
Abb. 1 Die Sandmücke Phlebotomus papatasi überträgt neben dem Toskanavirus auch die
Leishmaniose. Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 10276, Autor: James Gathany.
Toskanavirus als Krankheitsursache in Betracht ziehen
Dabei verlaufen jedoch viele Infektionen mit dem Toskanavirus sehr mild oder gar asymptomatisch,
wie hohe Raten von seropositiven Personen ohne vorherige neurologische Erkrankung
zeigen. In klinischen Fällen manifestiert sich die Infektion nach einer Inkubationszeit
von 3-6 Tagen als Meningitis, Meningoenzephalitis oder - selten - auch als Enzephalitis
ohne Meningitis. Das Reservoir des Toskanavirus sind Schafe, Ziegen und Fledermäuse.
Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Sandmücken der Gattung Phlebotomus.
Auch wenn dies der 1. beschriebene Fall einer Phlebovirusinfektion auf Elba ist, scheint
das Virus doch fast flächendeckend im Mittelmeerraum vorzukommen. So wurde es schon
in mehreren italienischen Regionen, in Algerien, Portugal, Spanien, Frankreich und
auf Zypern nachgewiesen. Sowohl unter der einheimischen Bevölkerung als auch bei Touristen
scheint das Toskanavirus dabei im Sommer einer der häufigsten Erreger einer aseptischen
Meningitis zu sein. Mediziner sollten es daher unbedingt als mögliche Krankheitsursache
bei aus diesen Regionen zurückgekehrten Urlaubern in Betracht ziehen.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quellen: promed