Dialyse aktuell 2009; 13(1): 15
DOI: 10.1055/s-0029-1202948
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Apherese 2008 – Neue Forschungsprojekte und aktuelle gesundheitspolitische Entscheidungen

Andreas Heibges, Reinhard Klingel
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Dr. Andreas Heibges
Prof. Dr. Reinhard Klingel

Köln

Publication History

Publication Date:
10 February 2009 (online)

Table of Contents

Bereits zum 8. Mal hatte das Apherese Forschungsinstitut Köln zum Apherese–Therapie–Seminar eingeladen. Der Einladung folgten 250 Ärzte und Nephrologen aus ganz Deutschland und damit mehr als jemals zuvor. Unter dem Vorsitz von Prof. Christoph Wanner, Würzburg, und Prof. Reinhard Klingel vom Apherese ForschungsInstitut Köln diskutierten sie aktuelle Ergebnisse und Entwicklungen aus der klinischen Forschung und Praxis der therapeutischen Apherese. Vor dem Hintergrund jüngster gesundheitspolitischer Entscheidungen bildete die Lipidapherese bei erhöhtem Lipoprotein a (Lp(a)) einen Themenschwerpunkt.

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Aphereseeinsatz bei Multipler Sklerose und dilatativer Kardiomyopathie ...

Aktuelle Entwicklungen für die Einsatzmöglichkeiten der therapeutischen Apherese bei Multipler Sklerose (MS) zeigte PD Bernd Kitze, Göttingen, auf. Insbesondere MS–Patienten des Subtyps II, bei dem Autoantikörpern eine große pathogenetische Bedeutung zukommt, profitieren von der Immunadsorption. Eine Verankerung der Therapieoption in den Leitlinien für MS wäre daher wünschenswert.

PD Alexander Staudt, Greifswald, stellte die klinische Multicenterstudie zur Immunadsorption bei dilatativer Kardiomyopathie (DCM) vor, die derzeit in Deutschland und Schweden startet. Die Studie wird erstmals systematisch und durch eine Scheinapherese kontrolliert belegen, ob mittels Immunadsorption der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst und die Herzfunktion der Betroffenen verbessert werden kann.

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... bei Hörsturz und Hepatitis C

Die Ergebnisse einer multizentrischen Studie an 240 Patienten, die die Wirksamkeit der Rheopherese bei Hörsturz demonstriert, präsentierte Prof. Ralph Mösges, Köln. Die Ergebnisse der Studie zur HELP–Apherese bei Hörsturz wurden bestätigt. Wie Mösges betonte, ist die Fibrinogen–LDL–Apherese innerhalb der aktuellen Leitlinien zur Behandlung des Hörsturzes eine etablierte Therapieoption. Diese sollte insbesondere auch bei rezidivierendem Hörsturz, der sich gegenüber der Standardtherapie (HES–Infusionstherapie oder Kortikosteroide) als refraktär erweist, erwogen werden.

Die Doppelfiltrations–Plasmapherese (DFPP) unterstützt die Einleitung der Therapie mit peg–Interferon und Ribavirin und ist ein neuer Ansatz bei der Therapie von Hepatitis–C–Infektionen. Prof. Jörg Schlaak, Essen, zufolge finden derzeit hierzu in Deutschland Pilotstudien statt. Ziel ist es, das mit zirka 50? % insgesamt unbefriedigende Ansprechen bei hoher Viruslast unter der Standardtherapie zu verbessern.

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Lipidapherese bei Lp(a)–Erhöhung

Über die Bedeutung von Lp(a) als ein unabhängiger Risikofaktor atherosklerotischer Erkrankungen und kardiovaskulärer Komplikationen sprach Wanner. Die Indikationsstellung der Lipidapherese bei Lp(a)–assoziierter progredienter Gefäßerkrankung war entsprechend einer Entscheidung des Bundesausschusses (g–BA) im Jahr 2003 nicht definiert. Patienten wurden seither nur nach Einzelfallentscheidungen oder Beschreiten des juristischen Klagewegs behandelt.

Durch den g–BA–Beschluss 2008 wird die Lipidapherese bei isolierter Lp(a)–Erhöhung nun für hochgefährdete Patienten zur GKV–Leistung (GKV: gesetzliche Krankenversicherung). Gleichzeitig sind die Nephrologen als Leistungserbringer der Lipidapherese aufgefordert, ein wissenschaftliches Konzept zur prospektiven Überprüfung der Wirksamkeit vorzulegen und umzusetzen. Dr. Axel Meeßen, Berlin, stellte aus Sicht des GKV–Spitzenverbandes dar, welche Anforderungen eine geforderte prospektive und kontrollierte Studie erfüllen muss. Eine finanzielle Beteiligung der GKV müsse – aufgrund des hohen Aufwands einer solchen Untersuchung – diskutiert werden.

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Abb. 1 Das Apherese ForschungsInstitut.

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Setzen Sie die Diskussion mit uns fort...

Das 8. Apherese–Therapie–Seminar demonstrierte mit aktuell gestarteten klinischen Forschungsprojekten und neuen Ergebnissen zu vielfältigen Indikationen erneut die Möglichkeiten der therapeutischen Apherese. Aktuelle gesundheitspolitische Entscheidungen bieten dem Nephrologen neue Perspektiven und fordern gleichzeitig ein wissenschaftliches Konzept zur prospektiven Überprüfung der Wirksamkeit. Wir erwarten gespannt die Entwicklung in den kommenden Monaten und freuen uns darauf, mit Ihnen im Dezember 2009 beim 9. Apherese–Therapie–Seminar die Diskussion fortzusetzen. Aktuelle Informationen hierzu finden Sie auf www.apheresis-research.org.

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Dr. Andreas Heibges
Prof. Dr. Reinhard Klingel

Köln

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Dr. Andreas Heibges
Prof. Dr. Reinhard Klingel

Köln

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Abb. 1 Das Apherese ForschungsInstitut.