Zusammenfassung
Hintergrund: Der Rheumapatient, mit seiner Tendenz zur multiplen Gelenkzerstörung und den fehlenden
Kompensationsmöglichkeiten der Nachbargelenke, profitiert entscheidend von einer mobilen
Handgelenksrekonstruktion mit Erhalt der feinmotorischen Gebrauchsfähigkeit der Hand.
Alternativ stehen als mobile Lösungen für das Handgelenk Resektionsverfahren zur Verfügung.
Wir berichten über unsere Erfahrungen mit Handgelenksprothesen. Die Modulare Physiologische
Handgelenksprothese als Metall-PE-Gleitpaarung, mit der eine anatomisch-funktionelle
Rekonstruktion des Handgelenks mit Wiederaufbau der karpalen Höhe und des Gelenkdrehpunkts
erreicht werden kann, ermöglicht eine gute Rekonstruktion und Gebrauchsfähigkeit des
rheumatisch zerstörten Handgelenks.
Material und Methodik: Im Zeitraum 1993 bis Ende 2000 wurden bereits 51 zementfreie Handgelenks-Prothesen
implantiert. 36 Handgelenke wurden mit dem Erstgenerationsmodell (APH) und 15 Patienten
mit dem Nachfolgemodell (MPH als Metal-Metallgleitpaarung) versorgt. Mit der jetzt
gebräuchlichen PE/Metallgleitpaarung wurden 11 Handgelenke bei rheumatischen Destruktionen
versorgt. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer der rheumatoiden Arthritis lag bei
12,4 Jahren mit einem symptomatischen Handgelenksbefall von 10,3 Jahren. Alle Patienten
konnten im Rahmen einer prospektiven Studie klinisch und radiologisch kontrolliert
werden. Zwei Patienten sind bereits verstorben. Der Nachuntersuchungszeitraum liegt
zwischen einem und 5,2 Jahren mit einem Mittelwert von 3,1 Jahren. Die Nachuntersuchung
basierte auf dem Bewertungsschema nach Clayton.
Ergebnisse: Im Bewertungsschema nach Clayton erreichten 92% der operierten Handgelenke ein gutes
und sehr gutes Ergebnis, was einer durchschnittlich Steigerung von präoperativ 39,4
auf postoperativ 86,4 Punkte entspricht. Ein Handgelenk wurde als schlecht eingestuft.
92% der Patienten waren schmerzfrei. Wir verzeichneten einen minimalen Bewegungszugewinn
für die Extensions-Flexionsebene von durchschnittlich 5,4°. Revisionspflichtige Komplikationen
betrafen 2 Handgelenke, eine 2-malige traumatische Luxation führte zum Austausch der
Radiuskomponente wegen Inlaybeschädigung durch die Luxationen, sowie eine Revision
zur Korrektur des Weichteilbalancings. 2 weitere aseptische Revisionen wurden wegen
krankheitsbedingten Osteonekrose mit spongiösen Knochentransplantaten ohne Prothesenrevisionen
durchgeführt, 1 Handgelenk musste wegen schwerer Vaskulitis mit Haut- und Sehnennekrose
versteift werden. Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die Problematik der Handgelenks-Totalarthroplastik.
Die Handgelenksprothetik ist als Eingriff zu werten, der trotz relativ hohem Risiko
mit hohen funktionellen Nutzen gerade für den Rheumapatienten verbunden sein kann.
Schlussfolgerung: Mit der Einführung der MPH-Prothese konnten die Probleme des Vorgängerimplantates
erfolgreich behoben werden und die mittelfristigen klinischen Ergebnisse sind sehr
ermutigend. Die Vorteile der MPH-Prothese liegen in der anatomischen Rekonstruktion
der Handgelenksmechanik mit Wiederaufbau der karpalen Höhe und des Gelenkdrehpunktes
mit Verbesserung der Angriffspunkte und Kraftentfaltung der Hand- und Fingermotoren.
Abstract
Background: Especially when multiple joints are affected by rheumatoid arthritis total wrist
arthroplasty (total wrist arthroplasty) provides better function and higher patient
satisfaction than fusion. The midterm results of a new total wrist prosthesis with
cementless fixation are reported.
Materials and Methods: The modular physiological total wrist arthroplasty represents a new wrist prosthesis
generation with anatomic reconstruction of carpal height and wrist pivot. The physiological
total wrist arthroplasty was developed in 1992 and has been in clinical application
since 1993. 26 total wrist arthroplasty with the MPH prosthesis were implanted for
the treatment of severe rheumatoid arthritis be-tween 2003 and now. The mean follow-up
period was 3.1 years (range: 1 to 5.2 years). Each wrist was rated on the 100-point
scale of Clayton based on wrist balance, range of motion, pain relief and extensor
strength.
Results: The postoperative total wrist score averaged 86.4 points, representing 92% of good
and excellent score results. Three patients were judged fair. A poor result was obtained
in a septic case. Patient satisfaction and pain relief were achieved in 92%. Total
range of motion (flexion/extension) averaged 66° and for combined ulnar and radial
deviation 27° were maintained. Failures occurred in the first series exclusively.
Malalignment of the carpal and radial component and soft-tissue dysbalance were the
reasons for recurrent subluxation in 1 case and traumatic luxation in 1 case (2x).
Conclusion: The introduction of the MPH prosthesis successfully solved the problems of the primary
design and the mid-term clinical results have substantially improved. The restoration
of wrist mechanics with reconstruction of carpal height and wrist pivot, increasing
the efficiency of wrist and finger tendons are the main benefits of total wrist arthroplasty.
Schlüsselwörter
Handgelenkprothetik - karpale Höhe - Modulare-Physiologische Handgelenksprothese -
rheumatoide Arthritis
Key words
wrist arthroplasty - carpal height - modular physiological total wrist arthroplasty
- rheumatoid arthritis