Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69(8): 719-720
DOI: 10.1055/s-0029-1186017
Nachruf

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Albert Huch – Leben aus dem Widerspruch

A Life Based on ContradictionJ. W. Dudenhausen1 , K. Vetter2
  • 1Kliniken für Geburtsmedizin der Charité Berlin
  • 2Klinik für Geburtsmedizin am Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 August 2009 (online)

Abb. 1 Albert Huch.

Albert Huch war ein Arzt voller Ideen und Tatendrang. Wenn aber jemand seinen Vorstellungen nicht gleich folgen konnte oder wollte, wurde dies nicht zum Anlass, von der Idee abzugehen. Auch das Unmögliche wurde angegangen, ja war Stimulus, etwas zu tun.

Nach dem Studium in Göttingen und der Arbeit am dortigen Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin erhielt Albert Huch seine klinische Ausbildung an der Universitätsfrauenklinik in Marburg bei Rudolf Buchholz. Von 1978–2001 war er Direktor der Klinik für Geburtshilfe am Universitätsspital Zürich.

Die Idee, möglichst nichtinvasiv Erkenntnisse von Mutter und Kind zu erlangen, prägte das international anerkannte wissenschaftliche Oeuvre der Dyade von Albert Huch und seiner Frau Renate Huch. Die Entwicklung der Transoxode war der symbolische Anfang. Die Methode breitete sich weltweit aus und hat die Intensivbehandlung von Neugeborenen und Erwachsenen sicherer gemacht.

In der Patientenversorgung setzte Huch Maßstäbe der Vorbildfunktion einer Universitätsklinik. Er baute mit am „Zürcher Modell“ der perinatalen Medizin, es war zusammen mit den internationalen Symposien der Zürcher Geburtshilfe Jahrzehnte Quelle und Prägung der internationalen perinatalen Medizin. Die Struktur führte dazu, dass über ein Viertel der kleinen Frühgeborenen der Schweiz am Universitätsspital Zürich geboren wurde – eine Konzentration auf Basis von Vernunft und Überzeugung.

Fort- und Weiterbildung waren ein weiterer Schwerpunkt. Internationale Größen hatten die Gelegenheit, zunächst an der wöchentlichen „Leberwurstparty“ im Perinatalphysiologischen Labor den interessierten Mitarbeitern Rede und Antwort zu stehen, ehe zunächst die Zürcher, später Ärzte der gesamten Schweiz die Vorträge der Gäste auf höchstem Niveau verfolgen konnten. Neue Medien sorgen heute noch für eine Mitteilungsbreite, die beim Amtsantritt 1978 kaum denkbar war.

Die Verleihung des Maternité-Preises der European Association of Perinatal Medicine 1984, die Haackert-Medaille im Jahr 2006, die Ehrendoktorwürden der Humboldt-Universität zu Berlin 1993 und der Universität von Bratislava 1998, das Fellowship des Royal College of Obstetricians and Gynaecologists 1996 sind einige der herausragenden Ehrungen, die Albert Huch erhielt.

Auch privat setzte Albert Huch zusammen mit seiner Frau neue Maßstäbe: Ihr Haus war immer offen für Gäste und diente dadurch auch dem Gedankenaustausch neben der Medizin. Die letzte Gelegenheit mit seinen sprühenden Gedanken kurz vor seinem 75. Geburtstag legte Zeugnis davon ab, dass noch viel zu überdenken und zu tun ist. Da ging es nicht nur um unterschiedliche Karrieren der Geschlechter und deren Zukunft, nein auch um Lebensformen oder den Einfluss der kaum mehr hinterfragten Wohnumgebung auf Denken und Handeln. Nicht zuletzt spielte auch die bildende Kunst eine große Rolle, die nicht bei den Portraits von Anton Graff stehen blieb, sondern in gleicher Weise die Moderne einbezog.

Albert Huchs Tod reißt eine große Lücke, andererseits hinterlässt er genügend Anregungen, die ihn in uns als Wegweiser und Vorbild weiterleben lassen.

Joachim W. Dudenhausen
und Klaus Vetter

Prof. Dr. med. Klaus Vetter

Klinik für Geburtsmedizin
Perinatalzentrum
Vivantes Klinikum Neukölln

Rudower Straße 48

12351 Berlin

Email: klaus.vetter@vivantes.de

    >