Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es darf nicht verwundern, dass in einer auf Schönheit, Jugend und Leistung ausgerichteten
Welt der Einsatz von Mitteln und Methoden zunimmt, die das Erreichen dieser Zielvorstellungen
erleichtern. Neben einer ständig steigenden Zahl von Schönheitsoperationen werden
zunehmend auch Hormone eingesetzt, um den Traum von der ewigen Jugend zu erfüllen.
Wenn die Hormone jedoch primär unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden, so hat
man ihre wahre Bedeutung nicht erkannt.
Hormone sind die wahren Steuersubstanzen des Lebens. Ohne sie geht nichts. Dies wird
mit zunehmendem Alter immer deutlicher. Viele Funktionsdefizite im Alter sind durch
ein Nachlassen hormoneller Wirkung begründet und die logische Konsequenz ist eine
Hormonsubstitution. Was sich z. B. im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion längst
etabliert hat, nämlich die Substitution von Schilddrüsenhormonen, gestaltet sich bei
den Sexualhormonen ungleich schwieriger. Die Gabe bzw. Einnahme von Sexualhormonen
wird in weiten Teilen der „medizinischen Community“, aber auch in weiten Teilen der
Bevölkerung sehr kritisch betrachtet.
Überraschend ist dabei allerdings die Tatsache, dass die Angst vor den Hormonen bei
Frauen zwischen dem ca. 16. und 40. Lebensjahr, nämlich im Zusammenhang mit der Einnahme
der „Pille“, recht erfolgreich verdrängt wird. Woher kommt aber die Angst vor Hormongaben
insbesondere im mittleren und späteren Lebensabschnitt?
Ursache ist z. B. eine über viele Jahre unphysiologische Hormonsubstitution sowohl
in Bezug auf die Präparate (synthetische Hormone) als auch in Bezug auf die Dosierung.
Die daraus in vielen Studien abgeleiteten negativen Effekte wie erhöhtes Tumor- oder
Thromboserisiko sind dem Prinzip (Hormonsubstitution) und nicht der inkorrekten Umsetzung
(unphysiologische Substanzen und Dosierung) angelastet worden und haben den negativen
Ruf der Hormone begründet. So wird in schöner Regelmäßigkeit in den Medien pauschal
vor der Gefahr einer Hormoneinnahme gewarnt, ohne dabei auf die Hintergründe einzugehen,
was mangels Fachkenntnis seitens der Medien allerdings auch nicht möglich wäre. Hierdurch
wird leider die Entwicklung einer in sich logischen und sehr effektiven Therapiemethode
behindert.
Um Ihnen eine Entscheidungshilfe für Ihre eigenen Überlegungen und Bewertungen zur
Hormonsubstitution zu geben, haben wir ausgewiesene und international anerkannte Experten
auf dem Gebiet der Hormonsubstitution gebeten, in diesem Heft die aktuellen Daten
und Empfehlungen zum Einsatz von Sexualhormonen vorzustellen. Wir wünschen Ihnen viel
Spaß beim Lesen der Beiträge und anschließend vielleicht einen vertrauteren Blick
auf die so bedeutenden Hormone.
Ihre Herausgeber
Dr. med. Hans-Peter Friedrichsen
Apotheker Uwe Gröber