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DOI: 10.1055/s-0028-1128147
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Editorial
Publication History
Publication Date:
13 March 2009 (online)

Betrachtet man die Inhaltsverzeichnisse der großen nuklearmedizinischen und radiologischen Zeitschriften, so zeigt sich, dass die Publikationen der nuklearmedizinischen und radiologischen Diagnostik sich nahezu ausschließlich mit den verschiedenen Schnittbildtechnologien befassen. Zweifelsfrei haben die modernen Verfahren von SPECT und PET sowie CT und MRT zu einem diagnostischen Niveau geführt, das noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.
Dennoch ergeben sich aus dieser intensiven Befassung mit den Verfahren der Schnittbilddiagnostik auch Gefahren und zwar insbesondere das Problem, dass sowohl der konventionellen Nuklearmedizin als auch der konventionellen Röntgendiagnostik kaum noch wissenschaftliches und auch wenig klinisches Interesse entgegengebracht wird. Dies hat zur Folge, dass diese Verfahren in Klinik und Praxis nur noch selten angeboten und dann auch nachgefragt werden. Darunter leidet die Qualität der Weiterbildung in diesen Gebieten und das Verständnis für die Grundlagen insbesondere der nuklearmedizinischen Funktionsdiagnostik geht verloren. Beispielhaft seien hier die nuklearmedizinischen Funktionsuntersuchungen in der Hämatologie erwähnt, die ganz wesentlich – aufbauend auf den Untersuchungen von G. von Hevesy – wichtige Wurzeln der nuklearmedizinischen Funktionsdiagnostik darstellen.
Für die Nuklearmedizin erscheint die Hinwendung zu SPECT und PET, insbesondere in Form von SPECT/CT und PET/CT, zwar als die große Innovation für die Zukunft, andererseits lassen derartige Entwicklungen, wie z. B. vom PET/CT zum „M-CT” (molekulares CT), befürchten, dass die nuklearmedizinische Grundlage der Funktionsbestimmung immer mehr in den Hintergrund tritt.
Um hier ein Zeichen zu setzen und „alte” und nur noch selten verwendete nuklearmedizinische Verfahren der Funktionsdiagnostik in Erinnerung zu rufen, haben sich die Herausgeber von „Der Nuklearmediziner” die Aufgabe gestellt, im vorliegenden Heft eine Reihe von, aus ihrer Sicht, wichtigen nuklearmedizinischen Untersuchungsverfahren in Kurzfassung zu beschreiben. Dies soll allen Interessenten die Möglichkeit geben, die Indikationen, die Technik und die Ergebnisse dieser Verfahren sich in Erinnerung zu rufen und bei Bedarf die Details in der weiterführenden Literatur nachzulesen.
Selbstverständlich handelt es sich hier nur um eine individuelle Auswahl von klassischen nuklearmedizinischen Untersuchungen, die durch zahlreiche andere Verfahren, wie z. B. Hysterosalpingoszintigrafie oder Dakryoszintigrafie, erweitert werden könnten.
Neben den „alten” Methoden werden in diesem Heft auch nuklearmedizinische Untersuchungstechniken besprochen, die nicht durch modernere Methoden verdrängt wurden und dennoch relativ selten eingesetzt werden. Dazu gehören u. a. die Lymphabstromszintigrafie und die MIBG-Szintigrafie des Herzens. Einer weiten Verbreitung dieser Methoden stehen einerseits die häufig sehr speziellen Fragestellungen, andererseits jedoch auch die fehlende Bekanntheit dieser Verfahren bei den klinisch tätigen Kollegen entgegen. Abhilfe könnte hier allerdings nur eine fundierte Aus- und Weiterbildung sowohl der Anbieter (Nuklearmediziner) als auch der anfordernden Kliniker diesseits der PET/CT-Euphorie schaffen.
Korrespondenzadresse
Dr. med. Dipl. Phys. P. Knesewitsch
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
Ludwig-Maximilians-Universität
Marchioninistr. 15
81377 München
Email: Peter.Knesewitsch@med.uni-muenchen.de