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DOI: 10.1055/s-0028-1114262
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Südafrika - Unbekanntes Arenavirus
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
24. Dezember 2008 (online)
Seit Anfang Oktober verstarben in Johannesburg 4 Menschen an den Folgen einer Arenavirusinfektion und eine weitere Person erkrankte. Untersuchungen der "Centers for Disease Control" (CDC) sowie des südafrikanischen "National Health Laboratory Service" (NHLS) deuten darauf hin, dass es sich um eine bisher unbekannte Art von Altwelt-Arenaviren handelt. Zu dieser Virengruppe gehören auch der Erreger des Lassafiebers, an dem in Westafrika jährlich etwa 500 000 Menschen erkranken, sowie das Lymphozytäre-Choriomeningitis-Virus (LCMV), das in Europa, Amerika, Japan und Australien auftritt.
Obwohl bekannt war, dass auch im südlichen Afrika verschiedene Arenaviren in den Nagerpopulationen zirkulieren, konnte hier trotz eines intensiven Monitorings nie zuvor eine humane Erkrankung mit einem Arenavirus in Verbindung gebracht werden.
Grippeähnlicher Beginn, tödlicher Ausgang
Der Indexfall des aktuellen Ausbruchs war eine Frau, die Mitte September bereits schwer krank aus Sambia nach Südafrika einreiste, wo sie innerhalb von 2 Tagen verstarb. Kurz darauf erkrankte ein sambischer Sanitäter, der die Frau nach Südafrika begleitet hatte. Anfang Oktober entwickelten außerdem eine südafrikanische Krankenschwester, die Kontakt mit der Indexpatientin gehabt hatte, sowie eine Reinigungskraft des Krankenhauses grippeähnliche Symptome, die auch schon die ersten Infektionen charakterisiert hatten. Die Inkubationszeit lag zwischen 7 und 13 Tagen.
Zunächst litten alle 4 Patienten unter Kopfschmerzen, Fieber und Myalgie. Die Symptome verschlimmerten sich innerhalb der 1. Woche zusehends, schließlich traten auch Diarrhö und Pharyngitis auf. Nachdem es bei 3 der Patienten zunächst den Anschein hatte, dass sich ihr Zustand wieder bessern würde, kam es dann zu plötzlichen dramatischen Verschlechterungen, die mit Atemnot und Kreislaufkollaps einhergingen. Schließlich führten sie zwischen dem 9. und 12. Tag, nachdem die Symptome eingesetzt hatten, zum Tode.
Nachweis von Arenaviren durch PCR
Mitte Oktober wurden bei einer weiteren Krankenschwester, die Kontakt zu dem verstorbenen Sanitäter gehabt hatte, durch eine PCR ("polymerase chain reaction") ebenfalls Arenaviren nachgewiesen. Sie wird derzeit mit Ribavirin behandelt, ein Mittel, das erfolgreich gegen das Lassafieber eingesetzt wurde. Seine Wirksamkeit bei dem vorliegenden Virus ist aber noch unklar.
Das Reservoir von Arenaviren sind Nagetiere, in Afrika vor allem Vielzitzenmäuse (Gattung Mastomys), die die Viren mit ihrem Urin ausscheiden und so Nahrungsmittel oder Hausstaub kontaminieren können. Die Viren wurden wahrscheinlich nosokomial auf das medizinische Personal und die Reinigungsfrau übertragen.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quellen: promed, WHO, CDC