Das Will-Rogers-Phänomen taucht dann auf, wenn neue Technologien eine sensitivere
Detektion der Tumorausbreitung ermöglichen und eine Stage-Migration und eine anscheinende
Verbesserung des Patientenüberlebens nach sich ziehen. K. G. Chee et al. überprüften
in der vorliegenden Studie bei Patienten mit nicht kleinzelligen Bronchialkarzinomen,
ob eine Diagnostik mithilfe der hoch sensitiven Positronen-Emissions-Tomografie (PET)
diesen Effekt zur Folge hat. Arch Intern Med 2008; 168: 1541–1549
Im PET (MIP) ist die ausgedehnte Metastasierung eines Bronchialkarzinoms mit bekannter
HWK-2-Metastase zu erkennen (Kuwert T/ Grünwald U/Krause T et al. (Hrsg). Nuklear-
medizin. Thieme 2008).
Der retrospektiven US-amerikanischen Analyse lagen die Daten von 12 395 Patienten
mit nicht kleinzelligen Bronchialkarzinomen zugrunde. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum
erstreckte sich über 6,4 Jahre. Zur Auswertung der Daten wurden die Patienten, basierend
auf ihrem Untersuchungszeitpunkt, in eine Prä-PET-(1994–1998) und eine PET-Gruppe
(1999–2004) unterteilt.
Weniger Stadium-III- und mehr Stadium-IV-Klassifikationen...
In der PET-Periode war eine Abnahme der Stadium-III-Erkrankungen um 5,4 % und ein
Anstieg der Patienten mit Stadium-IV-Erkrankungen um 8,4 % zu beobachten, was mit
einer entsprechenden Steigerung der PET-Nutzung von 6,5 % auf 20,1 % einherging. Zur
Berechnung der Wahrscheinlichkeit einer Stadium-IV-Erkrankung (relativ zu Stadium
III) wurde eine logistische Regressionsanalyse durchgeführt. Während der PET-Periode
ergab dies für Stadium-IV-Erkrankungen im Vergleich zu Erkrankungen des Stadiums III
eine Odds Ratio von 1,53 (95 % CI, 1,40–1,70; p < 0,001). Damit lag die bereinigte
Wahrscheinlichkeit für die Diagnose einer Erkrankung des Stadiums IV während der PET-Periode
signifikant über der während des Prä-PET-Zeitraums.
... sowie bessere Werte für das Überleben durch PET-Nutzung
Während der PET-Periode ergaben sich mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,95 (95 % CI,
0,91–0,99) signifikant bessere Werte für das Überleben der Patienten (p = 0,02). Es
bestand ein signifikanter Unterschied zwischen dem Überleben von Patienten mit Stadium-III-
und IV-Erkrankungen während des Prä-PET- und des PET-Zeitraums (p < 0,001).
Außerdem bestand ein signifikanter, unabhängiger Zusammenhang zwischen der PET-Nutzung
und einer niedrigeren HR für die Sterblichkeit von Patienten mit Stadium-III-(HR,
0,77; 95 % CI, 0,69–0,85) und Stadium-IV-Erkrankungen (HR, 0,64; 95 % CI, 0,58–0,70).
Dies konnte jedoch nicht für Erkrankungen der Stadien I und II beobachtet werden.
Wie in den konventionellen multivariaten Modellen zeigte auch die Untersuchung des
Propensity Scores einen starken Zusammenhang zwischen der PET-Nutzung und einer Reduktion
des Sterblichkeitsrisikos bei Patienten mit Erkrankungen der Stadien III (HR, 0,72;
95 % CI, 0,65–0,81) (p < 0,001) und IV (HR, 0,65; 95 % CI, 0,59– 0,71) (p < 0,001).
Auch hier war dies bei Patienten mit Erkrankungen der Stadien I (HR, 0,95; 95 % CI,
0,83–1,09) (p = 0,45) und II (HR, 0,84; 95 % CI, 0,66–1,07) (p = 0,16) nicht festzustellen.
Fazit
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie unterstützen, nach Meinung der Autoren, die
Vermutung, dass Stage-Migra-tion zumindest teilweise für die anscheinende Verbesserung
des Überlebens bei Patienten mit nicht kleinzelligen Bronchialkarzinomen der Stadien
III und IV während der PET-Scan-Ära verantwortlich ist.
Britta Brudermanns, Köln