Z Orthop Unfall 2008; 146(5): 574
DOI: 10.1055/s-0028-1103082
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Knieprothesenimplantation - Patelladurchblutung bei evertierter und zur Seite retrahierter Patella

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Publication Date:
17 November 2008 (online)

 
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In dieser Arbeit wurden Durchblutungsveränderungen der Patella in vivo während einer Knieprothesenimplantation anhand eines Laser-Doppler-Messsystems in Abhängigkeit von der intraoperativen Patellaposition untersucht. Nicholls. Intraosseous blood flow of the everted or laterally retracted patella during total knee arthroplasty. The Knee 2007; 14: 434-438

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Studiendesign

Die intraoperative Ischämie der Patella sollte anhand der kompletten Patellaeversion gegenüber der lateralen Retraktion quantifiziert werden. In dieser Studie wurden 14 Patienten prospektiv mit einer Gonarthrose untersucht. Die Blutflussmessung erfolgte mit einem Laser-Doppler-Messgerät. Dargestellt wurde als elektrisches Signal die gemessene Zahl und Geschwindigkeit der reflektierten Erythrozyten. Die Messsonde wurde in die Patella platziert. Vor Anlage der pneumatischen Blutsperre erfolgte zunächst eine Messung jeweils 60 Sekunden lang in voller Extension und 90° Flexion ohne Manipulation an der Patella. Anschließend erfolgte die Messung in kompletter Patellaeversion und schlussendlich bei lateraler Retraktion bei jeweils 90° flektiertem Knie.

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Ergebnisse

Die Ergebnisse waren unabhängig von den 3 Operateuren. Generell zeigte sich eine Minderdurchblutung der Patella beim Bewegen des Knies von voller Extension in 90° Flexion. Bei intraoperativer Manipulation der Patella wurde bei 90° Flexion eine Patelladurchblutung von nur noch 13 % bei evertierter Patella und von 53 % bei lateraler Retraktion gemessen.

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Abb. 1 Patellofemorale Beschwerden finden sich regelmäßig nach Knieprothesenoperationen und bleiben oft therapieresistent (Bildquelle: Georg Thieme Verlag).

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Kommentar

Gerade patellofemorale Beschwerden nach Knieprothesenimplantation stellen seit Jahrzehnten immer wieder Diskussionsbedarf in der Knieendoprothetik dar. Die häufig abgeleitete Konsequenz eines Patellarückflächenersatzes ist nicht immer erfolgsversprechend. Die Arbeit ist interessant, weil als eine weitere Ursache retropatellarer Beschwerden eine intraoperative Durchblutungsminderung der Patella in Abhängigkeit von der Manipulation der Patella beim Zugangsweg gesehen wird. Blutdruck, Herzfrequenz und Raumtemperatur wurden von jedem Patienten überwacht. Interessant und leider in der Studie nicht erwähnt ist zusätzlich die Fragestellung, ob nicht auch der BMI, Vorerkrankungen wie KHK oder Nikotinabusus einen zusätzlichen Einfluss auf eine Durchblutungsminderung der Patella haben. Inwieweit die präoperative Beinachse (varus, valgus, physiologisch) nach Prothesenimplantation die Durchblutungsverhältnisse der Patella verändert, bleibt ebenfalls ungeklärt. Ob sich die Patelladurchblutung nach einem Patellarückflächenersatz oder einer lateralen Retinakulumspaltung (laterales release) nach Knieprothesenimplantation verändert, bedarf ebenfalls weiteren Untersuchungen. Hierzu werden bestimmt in nächster Zeit ein paar weitere Studien folgen.

Dr. Farhad Mansouri

Dr. Farhad Mansouri

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Email: mansouri@annastift.de

 
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Abb. 1 Patellofemorale Beschwerden finden sich regelmäßig nach Knieprothesenoperationen und bleiben oft therapieresistent (Bildquelle: Georg Thieme Verlag).