Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5(3): 111
DOI: 10.1055/s-0028-1103063
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

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Publikationsdatum:
13. November 2008 (online)

 

Prof. Dr. med. Diethelm Wallwiener

der Ausdruck "Benchmarking" kommt aus der Wirtschaft und ist kongruent zum Leistungsvergleich. Dabei vergleicht sich ein Unternehmen, etwa ein Krankenhaus, über ausgewählte Parameter mit seinen Konkurrenten, um die eigene Position am Markt zu bestimmen (S. 143).

Dieser Vergleich wird auch aufgrund der seit Jahrzehnten explodieren Kosten im Gesundheitssystem immer wichtiger. Schließlich ist spätestens seit Einführung der DRGs jedem Kollegen bewusst, dass es heute nicht mehr einzig darum geht, die Erkrankung einer Patientin optimal zu diagnostizieren und zu therapieren, sondern dass in jedem Fall auch die Kostenseite berücksichtigt werden muss.

Der Kostendruck hat im gesamten Gesundheitssystem zu teilweise massiven Konflikten mit je besonderen Problemstellungen und Frontverläufen geführt. Die Krankenhäuser sehen sich dabei einer besonderen Allianz aus Krankenkassen und den für die Krankenhausinvestitionen zuständigen Ländern gegenüber. Während die Kosten der Krankenversorgung ebenso steigen wie die Anforderungen durch den medizinischen Fortschritt, stagnieren die Investitionen auf gefährliche Weise: Es wird geschätzt, dass in den Krankenhäusern aktuell ein Investitionsstau von ca. 30 Mrd. Euro besteht.

Demgegenüber steht das Bemühen von Krankenhäusern, die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern – denn Qualität ist ohne Innovation heute nicht denkbar. Im Fachbereich Senologie hat die Verbesserung der Qualität z. B. durch die Bildung von Brustzentren, die auch international als beispielhaft wahrgenommen werden, in den letzten Jahren trotz des Kostendrucks zugenommen. Das Entgeltsystem hinkt auch in diesem Bereich diesen Entwicklungen jedoch deutlich nach, sodass heute Brustzentren als Einzelinstitution nicht kostendeckend arbeiten können.

Allzu gern wird behauptet – und dies betrifft Gesundheitspolitiker ebenso wie die Krankenkassen –: "Das Geld folgt der Qualität." Die Wirklichkeit in der Gesundheitspolitik und in den Krankenhäusern sieht leider anders aus. Als medizinische Fachgesellschaft sieht auch die Deutsche Gesellschaft für Senologie ihre Aufgabe darin, die Qualitätsstandards maßgeblich zu formulieren. Nutzen wir die 28. Jahrestagung in Stuttgart auch für diese Aufgabe.

Einen interessanten Kongressbesuch und anregende Lektüre wünscht Ihnen

Ihr

Diethelm Wallwiener