In der südniederländischen Provinz Nordbrabant ist es im Juli zu dem größten bisher
beschriebenen Ausbruch des Q-Fiebers gekommen. Auch in Dänemark und Deutschland wurden
in der jüngeren Vergangenheit erhöhte Fallzahlen beobachtet. Während in den Niederlanden
bis zum Jahre 2006 jährlich landesweit nur 5-16 Fälle von Q-Fieber gemeldet wurden,
sind es dieses Jahr schon 677. Bereits im Jahre 2007 wurde ein Anstieg der Fallzahlen
auf 170 registriert.
Beim Q-Fieber handelt es sich um eine der infektiösesten Krankheiten der Welt, da
bereits ein einzelnes Bakterium (Coxiella burnetii) ausreichen kann, um einen Menschen
zu infizieren. Das Hauptreservoir des Erregers stellen Schafe, Ziegen und Rinder dar.
Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in der Regel durch Inhalation kontaminierten
Staubs.
Etwa 60 % der humanen Infektionen verlaufen asymptomatisch. Die akuten Fälle sind
meist durch ein grippeähnliches Erscheinungsbild gekennzeichnet. Im Verlauf der Erkrankung
können auch Lungen- oder Leberentzündungen auftreten. Die Letalität bei akuter Manifestation
des Q-Fiebers liegt bei 1-2 % - aus den Niederlanden wurden bisher jedoch noch keine
Todesfälle gemeldet.
Quellen: promed, CDC
Abb. 1 Coxiella burnetii, der Erreger des Q-Fiebers, wurde früher zur Familie der
Rickettsiaceae gezählt, dann aber aufgrund deutlicher genetischer Differenzen in die
Gruppe der Gammaproteobacteria gestellt. Quelle: Rocky Mountain Laboratories, NIAID, NIH.
Hendra-Virus in Australien
Hendra-Virus in Australien
Zwei Menschen, beides Mitarbeiter einer Pferdeklinik, sind seit Anfang Juli im australischen
Queensland an Hendra-Virus-Infektionen erkrankt. Die beiden Betroffenen wurden mehrere
Wochen mit grippeähnlichen Symptomen stationär behandelt. Einer von beiden ist inzwischen
verstorben. Des Weiteren erkrankten bisher 5 Pferde an der mit dem Nipah-Virus verwandten
Infektionskrankheit.
Damit ist der derzeitige Ausbruch der größte seit 1994, als die Krankheit das 1. Mal
auftrat. Damals verstarben in Brisbane ein bekannter Pferdetrainer und ein Pferdebesitzer
sowie 16 Pferde an dieser Viruserkrankung. Eine weitere Person erkrankte, überlebte
aber. Seither ist bei Hendra-Virus-Ausbrüchen immer lediglich ein Pferd erkrankt,
in einem Fall auch ein Mensch, der aber ebenfalls überlebte.
Das natürliche Reservoir des Hendra-Virus sind Flughunde der Gattung Pteropus. Wie
die Übertragung auf Pferde erfolgt, ist derzeit noch unklar. Menschen infizieren sich
über kontaminierte Exkremente oder Körperflüssigkeiten von Pferden. Bei dem derzeitigen
Ausbruch schüren vorläufige DNA-Untersuchungen sowie eine andere klinische Ausprägung
der Krankheit im Vergleich zu früheren Ausbrüchen die Befürchtungen, dass sich ein
neuer Virusstamm herausgebildet haben könnte.
Quellen: promed, CDC
Rickettsiose in Spanien
Rickettsiose in Spanien
Seit das durch das Bakterium Rickettsia slovaca hervorgerufene Syndrom "tick-borne
lymphadenopathy" (TIBOLA) im Jahre 2004 erstmals aus Spanien gemeldet wurde, sind
allein in der Stadt Sabadell in der Nähe Barcelonas 40 Fälle dieser Erkrankung aufgetreten.
Rickettsia slovaca wird in Mitteleuropa durch die Zeckenart Dermacentor marginatus
übertragen. Der Erreger wurde allerdings auch schon aus Ixodes ricinus und D. reticulatus
isoliert. D. marginatus kommt vor allem in mittleren und hohen Berglagen vor und ist,
anders als die meisten anderen Zecken, hauptsächlich während der kalten Monate von
Oktober bis März aktiv. Betroffen sind daher meist Skifahrer und Bergwanderer - Kinder
scheinen hierbei besonders anfällig (89 % der Fälle in Sabadell).
An der Stelle des Zeckenstichs (meist unter der Kopfbehaarung) kann es zu vesikulären
ulzerativen Hautreaktionen (Eschar) kommen. Die Inkubationszeit beträgt wenige Tage
bis 2 Monate. Zu den Begleiterscheinungen der Lymphadenopathie können gelegentlich
auch niedriges Fieber, Müdigkeit und Benommenheit gehören. TIBOLA kommt in verschiedenen
europäischen Ländern wie beispielsweise Frankreich, Italien und Ungarn sowie in Asien
vor.
Quellen: promed, Stanek G. Antibiotika Monitor 2007; 23 (1)
FSME in Russland
FSME in Russland
Im südsibirischen Verwaltungsbezirk Kemerowo wurden dieses Jahr bis Anfang August
bereits 758 Menschen mit dem Verdacht auf FSME ins Krankenhaus eingewiesen. Das sind
31 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei 67 Personen konnte der Befund
bisher bestätigt werden, und ein Kind verstarb an den Folgen der Infektion. Im gesamten
Verlauf des Jahres 2007 gab es lediglich 64 bestätigte Fälle. Dies deutet darauf hin,
dass sich die Erkrankung trotz des verfügbaren Impfstoffs weiter ausbreitet.
Quelle: promed
Viszerale Leishmaniose in Kenia
Viszerale Leishmaniose in Kenia
In den Provinzen Isiolo und Wajir im Nordosten Kenias kam es im April 2008 zu einem
Ausbruch der viszeralen Leishmaniose. Bis Mitte Juni 2008 erkrankten mindestens 180
Personen an dieser auch unter den Namen Schwarzes Fieber und Kala-Azar bekannten Krankheit.
Sechs Menschen verstarben an den Folgen der Infektion. Am stärksten betroffen sind
Kinder unter 5 Jahren.
Die bei großen Teilen der Bevölkerung vorherrschende Unterernährung scheint die Folgen
des Ausbruches noch zu verschlimmern. Dies deckt sich mit Erkenntnissen der "US Navy
Medical Research Unit No. 3": Bei Untersuchungen im Sudan kam sie aufgrund der hohen
Dichte des Vektors (Sandfliegen, Phlebotominae) und der hohen Infektionsrate dieser
Sandfliegen mit Leishmania donovani zu dem vorläufigen Ergebnis, dass L. donovani
im Afrika südlich der Sahara weit verbreitet ist, sich aber in der Regel erst in Verbindung
mit Unterernährung als viszerale Leishmaniose manifestiert.
Quelle: promed
Marburg-Virus aus Uganda in die Niederlande importiert
Marburg-Virus aus Uganda in die Niederlande importiert
Eine Niederländerin, die kurz zuvor von einem Urlaub aus Uganda zurückgekehrt war,
erkrankte Anfang Juli am Marburg-Fieber und verstarb wenige Tage später. Dies ist
der erste Fall, in dem ein Mensch diese Viruserkrankung aus Afrika nach Europa einschleppte.
Das Reservoir des Marburg-Virus ist noch immer nicht bekannt. Vermutlich erfolgte
die Infektion der Niederländerin über den Kontakt zu Flughunden. Die Frau hatte in
Uganda mehrere Höhlen besucht, in einer davon ("Python Cave", weithin als Touristenattraktion
bekannte Höhle im Maramagambo Wald, Südwestuganda) flogen zahlreiche Flughunde umher
und stießen dabei auch mit den Besuchern zusammen.
Das Marburg-Virus wurde erstmals im Jahr 1967 beschrieben, als mehrere Laborangestellte
sowie deren Familienangehörige und medizinisches Personal in Marburg, Frankfurt und
Belgrad erkrankten. Das Virus war damals vermutlich mit infizierten Versuchsaffen
aus Uganda nach Marburg eingeschleppt worden.
Quellen: promed, CDC
Abb. 2 Der Nilflughund (Rousettus aegyptiacus) wurde bisher als einzige nicht zu den
Primaten gehörende Art als Träger des Marburg-Virus identifiziert. Quelle: Wikipedia, Autor: Adrian Pingstone
Steigende Hanta-Virus-Fallzahlen in Russland
Steigende Hanta-Virus-Fallzahlen in Russland
In der Republik Baschkortostan im östlichen Teil des europäischen Russlands erkrankten
im Jahre 2008 bisher mehr als 400 Menschen am Hanta-Virus, 2 verstarben an den Folgen
der Infektion. Baschkortostan ist weltweit eine der Regionen mit der höchsten Rate
an Hanta-Virus-Infektionen. Auch in der benachbarten autonomen Republik Tatarstan
infizierten sich im Jahre 2008 bereits 165 Menschen mit dem Hanta-Virus. Eine Person
verstarb an den Folgen der Infektion.
Die steigenden Infektionsraten in den russischen Republiken könnten zum einen mit
dem sich ändernden Klima zusammenhängen, das zu günstigeren Bedingungen für Nagerpopulationen
führt. Zum anderen können die steigenden Infektionsraten aber auch durch die seit
dem Zusammenbruch der Sowjetunion steigende Zahl neu gebauter privater Häuser und
Hütten in den Wäldern zu erklären sein.
Quelle: promed
Dr. Raymund Lösch und Dipl.-Biol. Unn Klare, Bad Doberan