Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2008; 18(5): 235-236
DOI: 10.1055/s-0028-1087194
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prozessorientierte Qualitätssicherung in der Rehabilitation

Process Driven Quality Assurance in the RehabilitationU. C. Smolenski, E. Haider
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Publication History

eingereicht: 14.7.2008

angenommen: 20.8.2008

Publication Date:
02 October 2008 (online)

Unfallverletzungen sind eine der häufigsten Ursachen für Störungen der Funktionalen Gesundheit in den Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften. Die rehabilitative Medizin erfährt dabei eine bedeutsame Erweiterung in der Einbeziehung von Folgeschäden, deren Bewertung, Abwendung, Reduzierung und der Integration des Patienten in sein soziales und berufliches Umfeld, heute als Partizipation beschrieben.

Dieser Prozess beginnt und da sind sich alle Fachleute einig, im Akutkrankenhaus. Dabei ist nicht nur die zeitliche Schiene, sondern vielmehr die fachübergreifende integrative Funktion des Teams, die eine Vielzahl von Berufsgruppen am Patienten zusammenführt, von Bedeutung. Kernpunkte dieser Entwicklung sind die Ausrichtung von Rehabilitationsmaßnahmen vor allem an medizinischen und nicht allein an organisatorischen Kriterien, die Schlüssel- und Leitfunktion des Koordinators bei der Einleitung und Durchführung der Rehabilitation sowie die Integration von kurativer und rehabilitativer Medizin und die praktische Umsetzung in Form eines Systems der gegliederten Rehabilitation. Dies schließt indikationsspezifische Therapiekonzepte in der Rehabilitation sowie deren Qualitätssicherung ein.

Die inhaltliches Aufgabe kommt jedoch der Wissenschaft zu. Wie begegnet man dem zunehmenden Druck bezüglich Wirksamkeit und Kosteneffektivität von Gesundheitsleistungen? Wie sehen integrierte Konzepte zur Versorgung und zur Finanzierung aus? Diese Leistungen basieren auf methodischen Ansätzen wie der der klinischen Epidemiologie, der evidenzbasierten Medizin und „Outcome research” sowie rationalen und überprüfbaren Konzepten zur Indikationsstellung und zum kontinuierlichen klinischen Qualitätsmanagement mit Benchmarking.

Das primäre Ziel der Rehabilitation nach Unfallverletzungen ist die Wiederherstellung der Funktion und die Rückkehr des Verletzten zur vollen Teilhabe am beruflichen Leben. Qualitätssicherung auf dieser Ebene bedeutet, nicht nur Struktur und Prozess, sondern insbesondere die Ergebnisqualität zu beobachten. Vor dem Hintergrund des gegliederten Kostensystems der Rehabilitation in Deutschland bietet die VBG als gesetzliche Unfallversicherung die Möglichkeit, über Heilung hinaus ein aktives, qualitätsgesichertes Rehabilitationsmanagement mit allen geeigneten Mitteln zu betreiben. Dabei wird auf vorhandene Rehabilitationsnetzwerke zurückgegriffen. Um die Effizienz solcher Behandlungsstrategien einschätzen zu können, bedarf es praktikabler und valider Assessmentinstrumente, die in nachvollziehbare Untersuchungsmodelle integriert sind.

Dieser Herausforderung stellte sich die Tagung der VBG im Oktober 2007 in Erfurt. Ziel der Veranstaltung war, Instrumente zu zeigen und zu bewerten, die zur Beantwortung dieser komplexen Fragestellung geeignet sind. Neben der grundsätzlichen Fragestellung zur Wahl der Assessmentinstrumente zur Beurteilung des allgemeinen und spezifischen Gesundheitszustandes und der Lebensqualität wurden Stärken und Schwächen der Fragebögen sowie ihre Tauglichkeit zum Einsatz in der täglichen Praxis thematisiert.

Die Einführung in den Themenbereich lieferte Froese (VBG Hamburg) mit seinem Beitrag über die Bedeutung der Assessmentinstrumente für die Qualitätsoptimierung der Rehabilitation. Um dem in den letzten Jahren in der internationalen Rehabilitationsforschung rasant an Bedeutung gewinnenden patienten-zentrierten Ansatz Rechnung zu tragen, berichtete Meyer (Lübeck) über die Möglichkeiten der Entwicklung und des Einsatzes von Patientenfragebögen. Es folgte eine Darstellung der einzelnen Instrumentenklassen. die nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Ergebnismessung in der Rehabilitation Unfallverletzter besonders geeignet scheinen. So berichtete Moock (Greifswald) über die präferenzbasierten Instrumente am Beispiel von EQ-5D, Moorfeld (Magdeburg) über den SF-36 Health Survey als Vertreter der generischen Instrumente, schließlich erklärte Bak (Jena) am Beispiel von WOMAC die Wertigkeit von regional-spezifischen Instrumenten in der Rehabilitation. Es folgte die Vorstellung von assessmentgestützten Konzepten aus der Praxis und der klinischen Forschung. Lohsträter (VBG Erfurt) berichtete über die Praktikabilität von Assessmentinstrumenten in der Praxis der VBG und Müller (Bad Liebenstein) stellte die Ergebnisse eines assessmentgestützten Optimierungskonzeptes in der BGSW vor.

Nunmehr liegt mit diesem Themenheft eine Zusammenfassung der Tagung vor. Die Thematik wird durch die Arbeit einer internationalen Forschungsgruppe um Glehr (Graz) zur Lebensqualität nach radiokarpaler Arthrodese ergänzt. Wir hoffen, dem Leser damit eine ausgewogene und interessante Zusammenstellung zu Fragen der prozessorientierten Qualitätssicherung in der Rehabilitation präsentieren zu können und wünschen uns, dass dies den Dialog zwischen allen Beteiligten in der Rehabilitation fördert, alle Beteiligten dafür sensibilisiert und uns in der Rehabilitationsforschung weiter voranbringt.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. U. C. Smolenski

Universitätsklinikum Jena

Institut für Physiotherapie

Erlanger Allee 101

07740 Jena

Email: Ulrich.Smolenski@med.uni-jena.de

Prof. Dr. E. Haider

Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG)

gesetzliche Unfallversicherung

Körperschaft des öffentlichen

Rechts

Deelbögenkamp 4

22297 Hamburg

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