Z Orthop Unfall 2008; 146(4): 434-435
DOI: 10.1055/s-0028-1085037
Für Sie gelesen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Distale Radiusfraktur - Fixateur externe oder Plattenosteosynthese?

Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2008 (online)

 
Table of Contents

Ziel der Behandlung distaler Radiusfrakturen mit Beteiligung der Gelenkfläche sollte die anatomische Reposition und stabile Fixierung sein, um das Risiko einer posttraumatischen Arthrose zu minimieren. Die hier vorgestellte Studie stellte die offene Reposition und interne Fixation mittels Plattenosteosynthese der externen Fixation und K-Drahtosteosynthese hinsichtlich klinischer und radiologischer Ergebnisse gegenüber.

Comparison of External and Percutaneous Pin Fixation with Plate Fixation for Intra-articular Distal Radial Fractures. A Randomized Study. J Bone Joint Surg Am 2008; 90: 16-22

#

Einleitung

Die offene Reposition und interne Fixation mittels Plattenosteosynthese sowie die Anlage eines Fixateur externe in Kombination mit K-Drähten sind derzeit gängige Therapieverfahren. Die externe Fixation nutzt zur indirekten Reposition die Ligamentotaxis und wird zumeist mit perkutanen K-Drähten kombiniert, um die einzelnen Gelenkfragmente sicher zu fassen. Die Komplikationen beinhalten Pin-Infektionen, Repositionsverlust, CRPS sowie Fingersteifheit. Die offene Reposition und interne Fixation mittels Plattenosteosynthese war in der Vergangenheit aufgrund hoher Komplikationsraten weniger populär. Da bei intraartikulären Frakturen hohes Geschick vom Operateur erforderlich ist, um eine sichere Fixierung zu erreichen, wurde dieses Verfahren teils zurückhaltend angewandt. Jedoch setzte sich die Plattenosteosynthese (volar, dorsal oder kombiniert) zur Behandlung distaler Radiusfrakturen zunehmend durch.

Zoom Image

Tab. 1 Ergebnisse

#

Material und Methoden

In eine Multicenter-Studie wurden prospektiv randomisiert 137 Patienten (144 Frakturen) zwischen 16 und 60 Jahren mit distalen Radiusfrakturen mit Gelenkbeteiligung (AO 23 C1-C3) aufgenommen. 51 % der Frakturen wurden mit externer Fixation (Synthes, Handgelenksfixateur) und K-Drähten, 49 % mit Plattenosteosynthese versorgt. Der Fixateur externe wurde 6 Wochen postoperativ belassen, in Kombination mit Kirschnerdrähten 5 Wochen. Nach Plattenosteosynthese (Synthes 3,5 mm, nicht winkelstabil) erfolgte die Ruhigstellung im Gips für 2 bis 3 Wochen. Dorsal eingebrachte Platten wurden 6 Monate postoperativ entfernt. Klinische und radiologische Nachuntersuchungen erfolgten nach 6, 12 und 24 Monaten. Die klinische Beurteilung wurde anhand des modifizierten Score nach Green and O'Brien und des Gartland and Werley Score durchgeführt. Die Auswertung der Röntgenaufnahmen erfolgte durch die beiden ersten Autoren.

#

Ergebnisse

Die Auswertung des Gartland and Werley Score zeigte ein signifikant besseres Ergebnis bei der Plattenosteosynthese. Hier wiesen 67 % der Handgelenke ein sehr gutes Ergebnis, 30 % ein gutes und 3 % ein mäßiges Ergebnis auf. Bei externer Fixation erreichten 39 % ein sehr gutes, 55 % ein gutes und 6 % ein mäßiges Resultat. Im Score nach Green and O`Brien wies die Plattenosteosynthese ebenfalls bessere Werte auf, jedoch ohne Signifikanz. Der Arthrosegrad hingegen zeigte wiederum deutliche Unterschiede zwischen beiden Verfahren. Nach Plattenosteosynthese trat der Arthrosegrad "0" bei 44 %, "1" bei 52 % und "2" bei 4 % der Gelenke auf. Grad "0" trat bei externer Fixation in 20 %, "1" in 65 % und "2" in 15 % der Fälle auf. In Bezug auf die Gebrauchsfähigkeit der Hand und des Handgelenkes gaben 92 % der Patienten mit Platte keine oder nur geringe Beschwerden an gegenüber 86 % der Patienten mit Fixateur externe. Repositionsverluste traten bei jeweils 5 Fällen in beiden Gruppen auf. Nach externer Fixation entwickelten 4 Patienten ein Carpaltunnelsyndrom (CTS) und 1 Patient ein CRPS I. In der Gruppe der Plattenosteosynthese traten in insgesamt 3 Fällen Beschwerden im Sinne eines CTS auf und kein CRPS I. Nach beiden Verfahren traten in wenigen Fällen Nervenirritationen (sensibler Ast N. radialis, N. medianus, N.ulnaris). Sehnenrupturen wurden nicht beobachtet.

#

Kommentar

Die Hypothese der Autoren, dass die externe Fixation in Kombination mit perkutan eingebrachten Kirchnerdrähten bei intraartikulären distalen Radiusfrakturen zu besseren Resultaten führt als die offene Reposition und interne Plattenosteosynthese, wird durch diese Studie klar widerlegt. Die klinische Beurteilung anhand zweier Scores, zeigt ein insgesamt besseres Ergebnis nach Plattenosteosynthese. Ebenso besteht ein geringerer Arthrosegrad. Daher scheint die offene Reposition und interne Fixation mit Platten das zu empfehlende operative Therapieverfahren bei distaler Radiusfraktur mit Gelenkbeteiligung zu sein. Jedoch ist anzumerken, dass in der Einleitung eine anatomiegerechte Reposition als Voraussetzung für gute Handgelenksfunktion und geringe posttraumatische Arthrose beschrieben wurden. Diesbezüglich wurden die radiologischen Ergebnisse leider nicht aufgeführt, sodass ein eventueller Zusammenhang nicht geprüft bzw. beurteilt werden kann. Weiterhin ist keine alleinige Bewertung der Funktion möglich, da die Scores jeweils eine Kombination aus subjektiver Einschätzung des Patienten, dem Bewegungsausmaß und der radiologischen Ergebnisse darstellen. Hier wäre eine getrennte Auflistung der einzelnen Parameter relevant und ließe weitere Schlussfolgerungen zu.

Dr. Martina Wendt

Dr. Martina Wendt

Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Rostock

Email: Wendt-M@web.de

 
Zoom Image

Tab. 1 Ergebnisse