Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008; 43(7/08): 534-539
DOI: 10.1055/s-0028-1083097
Fachwissen
Topthema:Perioperative Ernährung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Parenterale, enterale oder kombinierte Ernährung

Parenteral, enteral or combined parenteral and enteral nutritionChristiane Goeters
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Publication Date:
31 July 2008 (online)

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Zusammenfassung

Perioperativ wird eine kurze Nahrungskarenz mit frühem oralem Nahrungsaufbau angestrebt. Ein temporäres Protein– und Energiedefizit führt selten zu einer erhöhten Komplikationsrate. Die Art der Nährstoffzufuhr beeinflusst nicht die Mortalität, jedoch die Komplikationsrate. Die enterale Ernährung (oral, gastral, jejunal) wird als günstige Ernährungsform eingestuft. Beim Versagen des Gastrointestinaltraktes verbleibt die intravenöse Nährstoffzufuhr als Ernährungsform. Eine frühzeitige Kombination von parenteraler und enteraler Ernährung wird bei Kachexie oder zu erwartenden Ernährungsproblemen propagiert, lässt sich jedoch wissenschaftlich schlecht belegen.

Abstract:

Perioperatively early oral food intake is acchieved in most cases. A temporary protein and energy deficit is rarely associated with increased complication rates. Concerning the route of nutritional support there is no difference in mortality but in complication rates. The enteral food ingestion (oral, gastral, jejunal) seems to be superior the intravenous one. But in case of gastrointestinal failure nutritional support is limited to the intravenous route. Increasingly a combined parenteral and enteral nutrition is proposed in cases of malnutrition or expected perioperative complications with delayed enteral food ingestion. Up to now there is no good scientific evidence for such approach.

Kernaussagen

  • Malnutrition ist mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität verbunden.

  • Eine inadäquate Ernährungstherapie ist bei Risikopatienten mit einer ungünstigen Prognose verbunden.

  • Die Art der Ernährung beeinflusst nicht die Mortalität.

  • Patienten mit niedrigem Risikoprofil tolerieren Standardmaßnahmen (früher oraler Kostaufbau, Flüssigkeitszufuhr, Elektrolyte) gut.

  • Patienten mit einem spezifischen Riskoprofil (Malnutrition, Tumoren des oberen GIT) profitieren von einer differenzierten Ernährungstherapie (parenterale, enterale oder kombinierte Ernährungstherapie).

  • Die absolute Energiezufuhr spielt eine nachgeordnete Rolle.

  • Die metabolische Verträglichkeit (z.B. Blutzucker) ist entscheidend.

  • Anzustreben ist eine kurze perioperative Nahrungskarenz mit frühem oralem bzw. enteralem Kostaufbau innerhalb von 24 Stunden.

  • Eine künstliche Ernährung (enteral oder parenteral) ist indiziert, wenn voraussichtlich innerhalb von 7 Tagen ein oraler Kostaufbau nicht möglich ist.

  • Eine parenterale Ernährung ist nur bei unzureichender oraler bzw. enteraler Nährstoffaufnahme sowie Kontraindikationen für eine enterale Ernährung indiziert.

  • Immunmodulierende Diäten können bei Tumor und Traumapatienten von Vorteil sein.

Literatur:

PD Dr. med. Dipl.–Chem. Christiane Goeters

Email: goeters@anit.uni-muenster.de