Bisher müssen Medikamente zur Therapie der Multiplen Sklerose (MS) injiziert werden
- entweder intramuskulär, subkutan (Interferone, Glatirameracetat) oder intravenös
(Mitoxantron, Natalizumab). Ein oral wirksames Medikament, Laquinimod, hat jetzt eine
weitere Phase-II-Studie erfolgreich abgeschlossen. In einer ersten Phase-II-Studie
mit 209 Teilnehmern verringerte Laquinimod (0,3mg/d) die mittlere kumulierte Anzahl
der aktiven Läsionen im MRT um 44%, verglichen mit Placebo [1].
Der Wirkmechanismus von Laquinimod ist noch weitgehend ungeklärt, unterscheidet sich
aber von dem der Interferone. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass die Infiltration
von Entzündungszellen in das zentrale Nervensystem unterdrückt wird und so das Immunsystem
moduliert wird.
In einer zweiten randomisierten Phase-II-Studie untersuchten jetzt Comi und Mitarbeiter
Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von oral eingenommenem Laquinimod in 2
unterschiedlichen Dosierungen [2]. In die Studie eingeschlossen wurden Patienten, die mindestens einen MS-Schub im
vorangegangenen Jahr mit zumindest einer Gadolinium anreichernden Läsion im MRI erlitten
hatten. 306 Patienten mit MS erhielten für 24 Wochen randomisiert entweder Placebo,
0,3mg/d oder 0,6mg/d Laquinimod. Einmal monatlich wurden Veränderungen mittels MRI-Scan
und klinischer Tests bis zu Woche 36 nach Behandlungsbeginn untersucht. Primärer Messparameter
war die Anzahl aktiver Gadolinium anreichernder Läsionen. Die mittlere kumulierte
Anzahl der aktiven Läsionen im MRT verringerte sich in der 0,6-mg-Gruppe um 40,4%
im Vergleich zu Placebo. In der 0,3-mg-Gruppe erreichte der Unterschied keine statistische
Signifikanz. Die Verträglichkeit in beiden Dosierungen wurde als gut bezeichnet, auch
wenn bei einigen Patienten die Leberenzyme reversibel anstiegen. Bei einem Patient
mit bestehender Hyperkoagulabilität trat nach einem Monat unter 0,6mg/d ein Budd-Chiari-Syndrom
auf, bei dem es zu einem vollständigen oder teilweisen Verschluss der Lebervenen durch
Bildung von Blutgerinnseln kommt.
Wirksamkeit und Verträglichkeit werden nun in einer Phase-III-Studie weiter untersucht.
Nach Einschätzung der Autoren bietet oral gegebenes Laquinimod eine vielversprechende
Option für Patienten mit schubförmig verlaufender MS.
KW