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DOI: 10.1055/a-2741-4506
Hirn. Herz. Bauch: DEGUM-Pressekonferenz zum Internationalen Tag der älteren Menschen am 1. Oktober 2025 – DEGUM setzt auf Verbesserung der Qualitätsstandards
Ultraschallverfahren sind im höheren Lebensalter von besonderer Bedeutung: Sie sind strahlenfrei, schonend, mobil verfügbar und liefern eine hochqualitative, standardisierte Diagnostik. Anlässlich des Internationalen Tags der älteren Menschen stellte die DEGUM in einer Online-Pressekonferenz 3 aktuelle Schwerpunkte vor: die Optikus-Nervenscheiden-Sonografie (ONSD) zur nicht invasiven Detektion eines erhöhten intrakraniellen Drucks, die neue DEGUM-Leitlinie zur transthorakalen Echokardiografie (TTE) sowie das Screening auf Bauchaorten-Aneurysmen (BAA).
Optikus-Nervenscheiden-Sonografie (ONSD)
Professor Dr. med. Michael Ertl (Günzburg), Leiter der Sektion Neurologie der DEGUM, präsentierte die ONSD als etabliertes Verfahren zur Abschätzung des intrakraniellen Drucks. Durch Vermessung des subarachnoidalen Liquorraums in der Sehnervenscheide können pathologische Druckverhältnisse frühzeitig erkannt werden. „Die ONSD ist ein einfach zugängliches, nicht invasives und hochrelevantes Verfahren in der Diagnostik des intrakraniellen Drucks“, erklärte Ertl. Besonders bei Erkrankungen wie der idiopathischen intrakraniellen Hypertension (Pseudotumor cerebri) oder bei sekundären Drucksteigerungen nach Trauma, Subarachnoidalblutung oder Reanimation erweise sich die Methode als wertvolle Ergänzung zu CT/MRT und invasiver Liquor-Druckmessung.
Eine internationale Konsensusarbeit hatte bereits Messstandards und Qualitätskriterien definiert. Die DEGUM erarbeitet derzeit eine Leitlinie zur ONSD, deren Fertigstellung jedoch frühestens 2027 erwartet wird. Wesentliche Herausforderungen liegen in der Standardisierung der Ausbildung sowie der breiteren Implementierung in die klinische Routine.
Neue DEGUM-Leitlinie zur transthorakalen Echokardiografie (TTE)
Privatdozent Dr. med. Jan Knierim (Berlin), Leiter des Arbeitskreises Echokardiografie der DEGUM, stellte die im September 2025 veröffentlichte S2k-Leitlinie zur TTE vor. Die Echokardiografie sei, so Knierim, „die häufigste bildgebende Untersuchung des Herzens“ und durch ihre hohe Verfügbarkeit sowie Strahlenfreiheit klinisch unverzichtbar. Bisher habe jedoch eine Standardisierung in Deutschland gefehlt.
Die Leitlinie definiert nun Mindestanforderungen für die Untersuchungsdurchführung – von der Patientenvorbereitung und Geräte-Einstellung bis hin zur Dokumentation und Befundung. Eine besondere Bedeutung erhält die klare Abgrenzung zur fokussierten kardialen Sonografie (FoCUS). „Echokardiografie und fokussierter Ultraschall – beides ist wichtig. Wir brauchen jedoch eindeutige Begriffe, um Missverständnisse in der klinischen Versorgung zu vermeiden“, erläuterte Knierim.
Erarbeitet wurde die Leitlinie in enger Kooperation mit weiteren Fachgesellschaften (DGK, DGIM, BDI, DGAI). Neben klinischen Standards enthält sie auch Patienteninformationen, die die Kommunikation und Aufklärung in Praxis und Klinik unterstützen sollen. Ziele der Leitlinie sind eine höhere Reproduzierbarkeit der Befunde, die Reduktion von Doppeluntersuchungen und eine insgesamt verbesserte diagnostische Qualität.
Screening auf Bauchaorten-Aneurysmen (BAA)
Dr. med. Bernd Krabbe (Steinfurt), Leiter des Arbeitskreises Vaskulärer Ultraschall der DEGUM, stellte das Bauchaorten-Aneurysma als paradigmatisches Beispiel für die Bedeutung des Ultraschalls in der Früherkennung dar. „Ein Aneurysma ist oft eine tickende Zeitbombe – lange symptomlos, aber bei Ruptur meist tödlich“.
Seit 2018 besteht in Deutschland ein gesetzlich verankertes Ultraschall-Screening für Männer ab 65 Jahren. Frauen sind bisher nicht eingeschlossen, obwohl insbesondere Raucherinnen und Frauen mit Verwandten ersten Grades mit Aneurysma ein deutlich erhöhtes Risiko tragen. Ab einem Durchmesser von 5–5,5 cm (Männer) bzw. 5 cm (Frauen) oder bei rascher Expansion wird eine operative oder interventionelle Versorgung empfohlen. Für die Nachsorge nach offener oder endovaskulärer Versorgung eignet sich die Sonografie, ggf. kontrastverstärkt, als zuverlässige, strahlenfreie Methode. Krabbe hob hervor, dass eine Ausweitung des Screenings auf Frauen mit Aneurysma-Risiko sowie die Einbindung von Hausärztinnen und Hausärzten in die Durchführung essenziell seien, um die Mortalität durch rupturierte Aneurysmen weiter zu senken.
Schlüsselrolle des Ultraschalls
Die Pressekonferenz verdeutlichte die Schlüsselrolle des Ultraschalls in vielen Bereichen. Mit der ONSD steht eine patientenschonende Methode zur Verfügung, die eine invasive Druckmessung oft ersetzen kann. Die neue Leitlinie zur TTE schafft einheitliche Qualitätsstandards und verbessert die Vergleichbarkeit der Befunde. Das BAA-Screening rettet Leben und sollte konsequenter genutzt und perspektivisch auf Risikogruppen ausgeweitet werden. Die DEGUM wird ihre Leitlinienarbeit fortsetzen und sich für eine flächendeckende Implementierung sonografischer Verfahren in Klinik und Praxis einsetzen.
Hier geht es zur Aufzeichnung der Pressekonferenz: https://www.degum.de/fileadmin/dokumente/presse/BILDER_PRESSE/Videos_Bilder_f%C3 %BCr_die_Presse/DEGUM_Online-Pressekonferenz-20 251 001_100 026UTC-Meeting_Recording.mp4


Publication History
Article published online:
12 December 2025
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