Zeitschrift für Palliativmedizin 2025; 26(06): 286-292
DOI: 10.1055/a-2702-8858
Forum

Anwendungsempfehlungen für Opioide im Sterbeprozess

Ein Konsensuspapier der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG) und der ARGE ETHIK in Anästhesie und Intensivmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI)

Authors

  • Rudolf Likar

  • Markus Bruckner

  • Barbara Friesenecker

  • Sonja Fruhwald

  • Maria Luise Hoffmann

  • Gudrun Kreye

  • Thomas Pernerstorfer

  • Jürgen Wallner

  • Dietmar Weixler

Einleitung

Die Sterbephase stellt für Patient*innen, deren Angehörige und das betreuende ärztliche und pflegerische Personal eine große medizinische Herausforderung und gleichzeitig eine psychische Belastung dar. Umso wichtiger ist es, klare Indikationen für das pharmakologische Therapieregime zu definieren:

Merke

Welche Medikation wird gegeben

  • gegen den Schmerz (Analgesie → Opioide),

  • gegen Atemnot (→ Opioide),

  • gegen Angst, Unruhe etc. (Sedierung → Benzodiazepine)?

Die folgenden Empfehlungen fokussieren sich auf das Thema Analgesie und Atemnot von Patient*innen im Sterbeprozess. Palliative Sedierung oder andere palliativmedizinisch relevante Indikationen wie Delir, Angst, Unruhe etc. werden in diesem Papier nicht diskutiert.

Opioide stellen in der Therapie von Schmerzen und Atemnot im Sterbeprozess eine unverzichtbare therapeutische Option dar. Auch wenn sich dieses Papier in weiterer Folge auf den Einsatz von Opioiden fokussiert, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Opioide nicht das Panacea bei Schmerzen und Atemnot im Sterbeprozess darstellen und auch Therapieoptionen mit anderen Wirkstoffen in Betracht zu ziehen sind [1] [2].

Dieses Papier will Hilfestellung geben, wie Opioide in dieser definierten Behandlungsphase korrekt angewendet werden, sowohl was die Wahl der Opioide als auch deren Dosierung betrifft, um Schmerzen und Atemnot zu lindern und gleichzeitig unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Mit dieser Darstellung will die OPG bestehenden Verunsicherungen innerhalb der Ärzteschaft hinsichtlich der Gabe und Dosierung von Opioiden sowie des Monitoringbedarfs aufklärend entgegenwirken.

Voraussetzung für die Durchführung einer adäquaten Analgesie bzw. Therapie der Atemnot ohne Konfliktpotenzial ist, dass Patient*innen und deren Angehörige über das medikamentöse Management informiert und in anstehende Entscheidungen miteinbezogen werden. Bei nicht entscheidungsfähigen Patient*innen ist ein Konsens über das Therapiemanagement mit deren gesetzlichen Vertreter*innen anzustreben.

Neben der medizinischen Betreuung ist auch die Kommunikation im Kontext des Sterbeprozesses sehr herausfordernd. Das Sprechen über Tod und Sterben ist schwierig und wird wegen vielfältiger Barrieren bei Ärzt*innen, Patient*innen und Zugehörigen häufig vermieden [3].

Merke

Eine frühzeitige, unmissverständliche und einfühlsame Kommunikation über das Sterben und die letzte Lebensphase kann jedoch positive medizinische und psychologische Effekte haben und sollte im medizinischen Kontext nicht ausgespart werden. Gespräche sollten daher regelmäßig angeboten und die Gesprächsbereitschaft geprüft werden.

Klinisch kritische Ereignisse und das Wissen um unrealistische Erwartungen sollten Anlass sein, ein Gespräch über Sterben und die Versorgung am Lebensende aktiv zu suchen.



Publication History

Article published online:
10 November 2025

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