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DOI: 10.1055/a-2693-5653
Strukturiert schallen lernen – DEGUM passt Weiterbildung in der Pädiatrie an
Interview mit Univ.-Professor Dr. med. habil. Hans-Joachim Mentzel, Universitätsklinikum Jena, Sektionsleiter Pädiatrie der DEGUMDie Sektion Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM) hat ihr Mehrstufenkonzept überarbeitet. Neu ist die eigenständige Stufe II, die zwischen der bisherigen Stufe I und den Kursleiter-Stufen angesiedelt ist. Gerade für die Pädiatrie stellte die Anpassung eine besondere Herausforderung dar, da sie im Gegensatz zu spezialisierten Sektionen – etwa Kopf-Hals oder Bewegungsapparat – die gesamte Kindermedizin, von Frühgeborenen bis zu jungen Erwachsenen umfasst, und zusätzlich Fachrichtungen wie die Kinderchirurgie, -kardiologie und -radiologie sowie die Pädiatrie vereint. Welche Änderungen sich dadurch ergeben, welche Neuerungen das Kurs-Curriculum bereithält und warum sich gerade junge Ärztinnen und Ärzte für eine DEGUM-Weiterbildung entscheiden sollten, erläutert Professor Hans-Joachim Mentzel im Interview.
Herr Professor Mentzel, warum wurde das Mehrstufenkonzept in der Sektion Pädiatrie angepasst?


Mentzel: Der Gesamtvorstand der DEGUM hat beschlossen, das Stufensystem in allen Sektionen zu vereinheitlichen. Bislang hatten wir in der Pädiatrie nur Stufe I sowie die Kursleiter-Stufen II und III. Neu ist nun die eigenständige Stufe II, die zwischen Stufe I und dem Kursleiterstatus angesiedelt ist. Sie stellt höhere Anforderungen an die Medizinerinnen und Mediziner und kennzeichnet eine besondere Qualität in der Anwendung der pädiatrischen Sonografie.
Was bedeutet das konkret für Kolleginnen und Kollegen?
Mentzel: Die Stufe I soll bewusst niedrigschwellig sein, damit möglichst viele Kindermediziner den Einstieg in die sonografische Qualifikation finden. Für die neu geschaffene eigenständige Stufe II ist eine Prüfung vorgesehen, die sowohl theoretische Kenntnisse als auch praktische Fähigkeiten umfasst. Zudem müssen Bewerberinnen und Bewerber entweder einen zertifizierten Aufbaukurs absolviert oder längere praktische Erfahrung in einer Einrichtung mit ausgewiesener Ultraschall-Expertise gesammelt haben.
Welche Neuerungen gibt es im Kurs-Curriculum?
Mentzel: Wir haben das Curriculum grundlegend überarbeitet. Es umfasst nun alle pädiatrisch-kinderchirurgischen und kinderkardiologischen Inhalte, die in Kursen und Modulen organisiert sind. Für interdisziplinäre Grundkurse können bis zu 6 Unterrichtseinheiten digital stattfinden, was die Teilnahme erleichtert. Neue Modul-Angebote, z. B. zur Darm- oder zur Kontrastmittelsonografie, ersetzen zunehmend die klassischen Abschlusskurse, die kaum noch nachgefragt wurden. Wichtig ist uns bei den Kursinhalten die Standardisierung: Ärzte in der pädiatrischen Sonografie: Die Weiterbildungsassistenten lernen in den Kursen, strukturiert und mit hoher Qualität zu schallen und zu dokumentieren und nicht einfach „draufzuhalten“.
Welche Rolle spielen neue Lehrmethoden wie Simulatoren?
Mentzel: In der Pädiatrie ist es nicht leicht, ausreichend junge Probanden für praktische Übungen zu gewinnen, deshalb setzen wir zunehmend auf Phantome und Ultraschall-Simulatoren. Diese ermöglichen realistische Übungen, beispielsweise für die Hüftsonografie oder die Untersuchung über die Fontanelle beim Säugling. Die Geräte geben eine Rückmeldung, wenn der Schallkopf falsch gehalten wird – das ist ein großer didaktischer Fortschritt.
Die Anmeldung erfolgt nun digital. Welche Vorteile hat das?
Mentzel: Seit Juli können alle Anträge online eingereicht werden. Das beschleunigt die Abläufe, sorgt für mehr Transparenz und erleichtert die Kommunikation zwischen Geschäftsstelle, Sektionssprecher sowie Prüfern.
Warum sollten sich junge Ärztinnen und Ärzte in der Pädiatrie sonografisch fortbilden?
Mentzel: Die Sonografie gehört in der Pädiatrie zu den zentralen diagnostischen Verfahren – sie ist mittlerweile fast genauso wichtig wie der Einsatz von Stethoskop oder Reflexhammer. Wer strukturiert lernen möchte, sollte früh einen DEGUM-Grundkurs besuchen und idealerweise in einer zertifizierten Einrichtung arbeiten. So schafft man eine solide Basis für die Weiterbildung. Wir hoffen, dass sich viele Ärztinnen und Ärzte für den diagnostischen Ultraschall begeistern lassen.
Welche Rolle wird die künstliche Intelligenz künftig spielen?
Mentzel: KI kann in der Sonografie künftig vieles erleichtern: Sie unterstützt bei standardisierten Messungen wie Segmentierungen oder Volumen-Berechnungen; für die Pädiatrie wäre die automatische Bewertung eines Messergebnisses zu Referenzwerten auch eine deutliche Arbeitserleichterung. KI ist schon in Simulatoren im Einsatz, die zeigen, ob der Schallkopf richtig geführt wird. Damit lassen sich Ausbildung und Routine-Untersuchungen verbessern. Gleichzeitig müssen wir lernen, KI-Ergebnisse kritisch zu bewerten – denn auch Algorithmen können Fehler oder Artefakte erzeugen. Und eines ist mir besonders wichtig: Die Sonografie als klinische Echtzeit-Untersuchung lebt vom unmittelbaren Kontakt. Die ärztliche Kommunikation mit Kind und Eltern bleibt unersetzlich.
Publication History
Article published online:
06 October 2025
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