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DOI: 10.1055/a-2690-5210
Neue Alzheimer-Therapien: Vortrag zu ARIA für eine sichere MRT-Diagnostik
Mit der Einführung neuer Alzheimer-Therapien wie den Anti-Amyloid-Antikörpern Lecanemab und Donanemab rückt ein bislang wenig bekanntes, aber hochaktuelles Phänomen in den Fokus: ARIA – Amyloid-related Imaging Abnormalities. Diese MRT-Befunde des Gehirns treten bei einem Teil der behandelten Patient:innen auf und reichen von symptomlosen Veränderungen bis zu potenziell gefährlichen Komplikationen.


Brandaktuelles Thema mit klaren Grenzen der Therapie
Im April 2025 erhielt Lecanemab unter strengen Auflagen die EU-Zulassung, im Juli
2025 folgte die Zulassungsempfehlung für Donanemab. Beide Medikamente können den Krankheitsverlauf
im Frühstadium verlangsamen – heilen aber nicht. Geeignet sind sie nur für Patient:innen
in sehr frühen Krankheitsstadien und ohne bestimmte Risikofaktoren, etwa dem Tragen
bestimmter ApoE4-Genvarianten oder bereits bestehende Mikroblutungen. „In den Zulassungsstudien
wurden bei bis zu 40 Prozent der Patient:innen auffällige MRT-Befunde beobachtet,
die seit 2010 unter dem Begriff ARIA zusammengefasst werden“, erklärt Prof. Dr. Elke
Hattingen, Direktorin der Klinik für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Frankfurt
am Main. „Diese Veränderungen können fokale Ödeme, subarachnoidales Exsudat (Effusion)
sowie Einblutungen wie superfizielle Siderose oder Mikroblutungen umfassen – und sind
mit geeigneten MRT-Sequenzen frühzeitig erkennbar.“
Spezieller Vortrag für Radiologie und angrenzende Fächer
Um Neuroradiolog:innen und Radiolog:innen optimal auf diese neuen Herausforderungen
vorzubereiten, bietet die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) in Kooperation
mit conrad, der Lehr- und Lernplattform der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG), den
Vortrag „Neue Alzheimertherapien – Radiologische Begleitphänomene im Fokus“ an. Referentin ist Prof. Dr. Elke Hattingen, die auf exklusive Bilddaten zurückgreifen
kann und typische MRT-Befunde, bildmorphologische Verläufe und Risikofaktoren von
ARIA praxisnah vermittelt. Anhand zahlreicher Fallbeispiele erhalten die Teilnehmenden
konkrete Tipps zur standardisierten Diagnostik, zur Differenzialdiagnose – etwa gegenüber
einem akuten Schlaganfall – und zur sicheren Verlaufsbeurteilung.
Fallstricke in der Bildgebung vermeiden
„ARIA können auf den ersten Blick unscheinbar wirken oder leicht mit anderen Pathologien
verwechselt werden“, so Hattingen. „Die entscheidende Voraussetzung für eine sichere
Diagnose ist ein standardisiertes MRT-Protokoll mit FLAIR- und T2-Gradienten-Sequenzen
in guter Qualität sowie der direkte Vergleich mit Voraufnahmen. Fehler in der Liquorunterdrückung
oder zu große Schichtdicken können sonst zu Fehldiagnosen führen.“ Ein wichtiger Aspekt:
ARIA sind im Gegensatz zu einem frischen Infarkt nicht diffusionseingeschränkt – eine
Fehldiagnose als Schlaganfall kann fatale Folgen haben, insbesondere wenn irrtümlich
eine Thrombolyse eingeleitet wird.
Radiolog:innen als Schlüsselakteure im Therapiemanagement
Die Nebenwirkungen der neuen Antikörpertherapien zeigen sich überwiegend als MRT-Befunde
im Gehirn, die in 80 Prozent der Fälle keine oder nur milde Symptome verursachen.
„Die Rolle der Neuroradiolog:innen und Radiolog:innen besteht darin, solche Veränderungen
frühzeitig zu erkennen und das Therapiemanagement so zu steuern, dass größere Schäden
verhindert werden“, betont Hattingen.
DGNR: Bedeutung für das Fach und für die Versorgung
„Mit den neuen Antikörpertherapien öffnen sich bei der Alzheimer-Behandlung neue Horizonte
– und die spezialisierte Gehirnbildgebung mit MRT spielt dabei eine entscheidende
Rolle“, sagt Prof. Dr. Peter Schramm, Präsident der DGNR. „Unser Ziel ist, dass Neuroradiolog:innen
und Radiolog:innen in ganz Deutschland optimal geschult sind, um ARIA zuverlässig
zu erkennen, korrekt einzuordnen und damit sowohl die Sicherheit der Patient:innen
als auch den Erfolg der Therapie zu sichern.“
Zielgruppe und Inhalte
Der Vortrag richtet sich vor allem an Neuroradiolog:innen und Radiolog:innen, aber
auch an Ärzt:innen anderer Fachrichtungen, die Alzheimerpatient:innen im Rahmen solcher
Therapien betreuen. Neben den wissenschaftlichen Grundlagen werden praxisnahe Tipps
zur Befundung, Differenzialdiagnose und interdisziplinären Zusammenarbeit vermittelt.
Publication History
Article published online:
23 October 2025
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