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DOI: 10.1055/a-2687-7865
Schwanger mit Leib und Seele
Authors
Liebe Leserinnen und Leser,
nein, der Weihnachts-Ausgabe der Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie (ZGN) liegt in diesem Jahr nicht, wie Sie beim ersten Blick auf das Cover vielleicht vermutet haben könnten, ein Bastelbogen zum Selbstausmalen bei …! Aber Spaß beiseite: Die Titel-Illustration nimmt vielmehr Bezug auf einen in diesem Heft enthaltenen, originellen hebammenwissenschaftlichen Beitrag zur Wirkung von Mandala-Kunsttherapie in der Schwangerschaft. Das Malen, oder Ausmalen, eines Mandalas, im altindischen Sanskrit gleichbedeutend mit „Kreis“ oder „Zentrum“, ist eine maßgeblich auf den Psychoanalytiker C.G. Jung zurückgehende, absolut seriöse Ausdrucksform der psychologischen Kunsttherapie, die sich besonders bei Angststörungen (so auch in der gynäkologischen Onkologie) als wirksam erwiesen hat. Die hier abgedruckte Studie fußte auf der Beobachtung, dass die Durchführung eines oralen Glukosetoleranztests (OGTT) – namentlich das gespannte Warten auf die Testergebnisse – für die betroffenen Schwangeren oftmals angstbesetzt ist, und untersuchte die mögliche stressreduzierende Wirkung einer begleitend angebotenen Mandala-Kunsttherapie. Erwartungsgemäß resultierte kein Effekt auf die objektiv erhobenen Blutzuckerspiegel, wohl aber ein günstiger Einfluss auf das subjektive Erleben der diagnostischen Situation. Mag das Ergebnis auch nicht grundsätzlich überraschen, so zeigt diese Arbeit doch dreierlei: Erstens erinnert sie einmal mehr daran, dass die Patientinnen der Perinatalmedizin „mit Leib und Seele“ schwanger sind und auch eine routinemäßige und vergleichsweise harmlose somatische Diagnostik als für sich und ihr psychisches Befinden belastend wahrnehmen können. Zweitens ist sie ein Beleg dafür, dass gerade seitens der Hebammen diesem ganzheitlichen Blick auf die Frauengesundheit besonderes Gewicht und neuerdings auch wachsendes wissenschaftliches Interesse zuteilwird. Und drittens wird in dieser Arbeit deutlich, wie in einem anderen soziokulturellen Umfeld mitunter neue und unerwartete Wege eingeschlagen werden und in ihrer ganz eigenen Art zum Ziel führen können.
Publication History
Article published online:
03 December 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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