Neurologie up2date 2025; 08(03): 202-205
DOI: 10.1055/a-2658-1835
SOP/Arbeitsablauf

Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

Authors

  • Helmar C. Lehmann

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Klinisches Bild

Definition

Akut auftretende, entzündliche autoimmun vermittelte Polyradikulopathie, die häufig im Anschluss an eine Infektion (Gastrointestinaltrakt, obere Atemwege) oder selten nach einer Impfung auftreten kann. Das GBS kann in verschiedene Subformen (s. [Tab. 1]) unterteilt werden: AIDP = akute inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuropathie (häufigste Form in Deutschland), AMAN = akute motorische axonale Neuropathie, AMSAN = akute motorische und sensible axonale Neuropathie, Miller–Fisher-Syndrom (MFS) [1].

Tab. 1 Klinische Subtypen des Guillain-Barré-Syndroms.

AIDP

AMAN

AMSAN

MFS

Häufigkeit in Deutschland

häufig

selten

selten

selten

Symptome

  • progrediente Para-/Tetraparese

  • sensible Defizite

  • Abgeschwächte Muskeleigenreflexe

  • Hirnnervenausfälle

  • progrediente Para-/Tetraparese

  • erloschene Muskeleigenreflexe

  • Hirnnervenausfälle seltener als bei AIDP

  • häufig nach C. jejuni Infektion

  • häufig schwere Tetraparese

  • ausgeprägte sensible Defizite

  • abgeschwächte oder erloschene Muskeleigenreflexe

  • Hirnnervenausfälle

  • Ophthalmoplegie

  • Areflexie

  • Ataxie

  • Doppelbilder

  • Anisokorie

  • Ptose

  • selten Paresen oder

  • sensible Defizite

autonome Dysfunktion

häufig

selten

selten

selten

Autoantikörper

GM1-IgG,
GD1a-IgG

GM1-IgG,
GD1a-IgG

GQ1b-IgG

  • Es kommt zu schlaffen Lähmungen, die typischerweise in der distalen Extremitätenmuskulatur beginnen und nach proximal aufsteigen.

  • Sensibilitätsstörungen und Schmerzen im Bereich der Extremitäten und im Bereich der Wirbelsäule werden ebenfalls häufig berichtet.

  • Hirnnerven können beteiligt sein, hier insbesondere der Nervus facialis.

  • Wenn das autonome Nervensystem mitbetroffen ist, können Symptome dazukommen, wie [2]:

    • orthostatische Dysregulation

    • Herzrhythmusstörungen

    • Blutdruckschwankungen

    • Hyperhidrosis

  • In 25% der Fälle kommt es zu einer Beteiligung der Atemmuskulatur, die eine Intubation erforderlich macht.

  • Die neurologischen Defizite erreichen definitionsgemäß innerhalb eines Zeitraums von 4 Wochen ihren Höhepunkt

    • anschließend Plateauphase

    • dann Phase, in der die Symptome üblicherweise zurückgehen, und die unter Umständen mehrere Monate andauern kann.

  • Je nach klinischem Subtyp stehen Hirnnervenausfälle (Miller-Fisher-Syndrom) bzw. aufsteigende sensible Defizite (AMSAN) im Vordergrund (s. [Tab. 1]).

Merke

Das Guillain-Barré-Syndrom ist die häufigste neuromuskuläre Ursache einer akut auftretenden schlaffen Paraparese.



Publication History

Article published online:
19 September 2025

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