Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2025; 30(03): 133-135
DOI: 10.1055/a-2593-5848
Verbandsmitteilungen

Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie e. V.

17. dggö Jahrestagung am 24. und 25. März 2025 an der Universität Paderborn

Die 17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie e.V. fand am 24. und 25. März 2025 auf dem Campus der Universität Paderborn zum Kernthema „Alterung und Gesundheit“ statt.

Knapp 400 Teilnehmende aus Wissenschaft und Praxis kamen bei schönem Frühlingswetter wieder zum größten „Klassentreffen“ der Gesundheitsökonomik im deutschsprachigen Raum zusammen. In 56 Vortragssitzungen mit etwa 180 Vorträgen und 35 Posterpräsentationen wurden dabei wieder aktuelle Forschungsarbeiten aus allen Bereichen der Gesundheitsökonomik vorgestellt und diskutiert. Juliane Köberlein-Neu (Bergische Universität Wuppertal) und ihr Team übernahmen diesmal die Programmgestaltung der offenen Tagung. Dies umfasste insbesondere die Auswahl und Zusammenstellung der Vortragssitzungen und der Postersessions. Wir danken ihr und ihrem Team für ein ausgewogenes und abwechslungsreiches offenes Programm. Dank gilt auch über 50 Reviewerinnen und Reviewern, die mit ihrer Expertise und sorgfältigen Begutachtung die wissenschaftlichen Standards der Konferenz gewährleistet haben.

Wie gewohnt fanden am Morgen des ersten Tages und vor der offiziellen Eröffnung die Sitzungen der Ausschüsse statt. Anschließend wurde die Tagung von Amelie Wuppermann (Vorsitzende der dggö), Réne Fahr (Vizepräsident der Universität Paderborn) und Hendrik Schmitz ([Abb. 1], Tagungspräsident) eröffnet. Das Kernthema der diesjährigen Tagung lautete „Alterung und Gesundheit“ und wurde in den Plenarsitzungen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Im Zentrum standen zwei Plenarvorträge sowie zwei Debattenduelle, die verschiedene Facetten des Themas aufgriffen und zu lebhaften Diskussionen anregten.

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Abb. 1 Hendrik Schmitz

Den ersten Plenarvortrag hielt Corina Mommaerts von der University of Wisconsin – Madison mit dem Titel „What can Economics say about Alzheimer’s disease?“ [1]. Sie thematisierte die gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen, die mit der steigenden Zahl von Alzheimer-Patienten einhergehen. Der Schwerpunkt des Vortrags lag auf einem Überblick zum Stand der ökonomischen Forschung und der Darstellung, in welchen Bereichen ökonomische Forschung zu diesem Thema in nächster Zeit beitragen könnte. Diskutiert wurden zudem mögliche Ansätze zur Verbesserung der Versorgung, zur Finanzierung von Forschung und Prävention sowie zur Integration innovativer Lösungsansätze.

Am Dienstag sprach Friedrich Breyer von der Universität Konstanz ([Abb. 2]) im zweiten Plenarvortrag zum Thema „Alterung, Pflegeausgaben und nachhaltige Finanzierung“. In seinem Vortrag lieferte er zunächst eine Projektion des Beitragssatzes der Sozialen Pflegeversicherung in den nächsten Jahrzehnten, wenn die Politik den in der Vergangenheit eingeschlagenen Pfad der Ausgabensteigerungen beibehält. Im zweiten Teil des Vortrags stellte er einen Reformvorschlag zur Diskussion, der darauf abzielt, den Einstieg in die Kapitaldeckung zu intensivieren [2]. Wesentliches Element dieses vorgeschlagenen „Pflegevorsorgefonds II“ ist, dass jede Geburtskohorte in einen eigenen Teilfonds einzahlt und Eigentumsrechte am Fonds erwirbt, um diesen vor politischem Zugriff zu schützen.

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Abb. 2 Friedrich Breyer

Abschließender Höhepunkt der Tagung waren zwei Debattenduelle, die durch ihre kontroversen Fragestellungen und lebhaften Auseinandersetzungen viel Aufmerksamkeit erhielten. Kirsten Thommes, Professorin für Organizational Behavior an der Universität Paderborn, diskutierte mit Angelika Grüter vom Debattierclub Münster e.V. darüber, ob Pflegeroboter zunehmend im Gesundheitswesen eingesetzt werden sollten. Während Thommes vor allem auf Effizienzgewinne und das Potenzial zur Entlastung des Pflegepersonals hinwies, hob Grüter ethische Fragestellungen und Bedenken hinsichtlich des menschlichen Kontakts in der Pflege hervor. Hendrik Jürges, Professor für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Gesundheitsökonomik an der Bergischen Universität Wuppertal, und Henry Keller, ebenfalls vom Debattierclub der Universität Münster e.V., lieferten sich eine anregende Debatte zur Frage, ob Gesundheitsdaten der Allgemeinheit gehören sollten. Während Jürges vor allem die Chancen betonte, die eine umfangreiche Nutzung von Gesundheitsdaten für Forschung und Versorgung bieten könnte, warnte Keller vor möglichen Risiken im Umgang mit sensiblen Daten. Datenschutz und Datensouveränität standen dabei ebenso im Fokus wie die Frage, inwiefern eine offene Datenpolitik der Allgemeinheit tatsächlich zugutekommen würde. Beide Debatten wurden von Alexander Bartels (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung) moderiert. Zu betonen ist der sportliche Charakter der Debatten: alle Debattierenden nahmen vorher festgelegte Positionen (Pro oder Kontra) ein, die nicht unbedingt ihrer persönlichen Überzeugung entsprechen müssen.

Die Abendveranstaltung in der Paderhalle bot nicht nur Gelegenheit zum Austausch in entspannter Atmosphäre, sondern bildete auch den Rahmen für die Verleihung der diesjährigen Auszeichnungen der dggö. Traditionell wird der Wissenschaftspreis jährlich verliehen, um herausragende wissenschaftliche Arbeiten des Vorjahres auf dem Gebiet der Gesundheitsökonomik zu würdigen. In diesem Jahr wurde außerdem wieder die Gérard-Gäfgen-Medaille verliehen, eine besondere Auszeichnung, die alle zwei Jahre vergeben wird und herausragende Leistungen in der Gesundheitsökonomie prämiert. Den Wissenschaftspreis nahm Ariel D. Stern (Universität Potsdam und Hasso Plattner Institut) ([Abb. 3]) entgegen für ihre gemeinsame Arbeit mit Amitabh Chandra, Jennifer Kao und Kathleen L. Miller. Ihr Beitrag mit dem Titel „Regulatory Incentives for Innovation: The FDA's Breakthrough Therapy Designation“ wurde im The Review of Economics and Statistics veröffentlicht und beschäftigt sich mit den Auswirkungen regulatorischer Anreize auf Innovationsprozesse im Gesundheitssektor. Die Arbeit wurde insbesondere für ihren innovativen Ansatz zur Untersuchung der Dynamiken zwischen Regulierungsbehörden und Forschungsinstitutionen gewürdigt. Die Gérard-Gäfgen-Medaille für herausragende Leistungen in der Gesundheitsökonomie wurde an Volker Ulrich (Universität Bayreuth) ([Abb. 4]) vergeben. Diese Auszeichnung ehrt sein umfassendes wissenschaftliches Werk und seine nachhaltigen Beiträge zur Weiterentwicklung der Disziplin. Besonders hervorgehoben wurde dabei in der Laudatio von Amelie Wuppermann sein langjähriges Engagement in der Gesundheitsökonomik sowie der dggö. Wir gratulieren den Preisträger*innen zu diesen verdienten Anerkennungen.

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Abb. 3 Hans-Helmut König, Juliane Köberlein-Neu, Hendrik Schmitz, Ariel D. Stern, Jürgen Wasem und Amelie Wuppermann (von links nach rechts)
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Abb. 4 Volker Ulrich und Amelie Wuppermann

In diesem Jahr wurde in der Konferenzorganisation ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit unternommen. Um Ressourcen zu schonen und Abfall zu vermeiden, wurde darauf verzichtet, neue Tagungstaschen anzuschaffen oder gedruckte Programmhefte zu produzieren. Stattdessen wurden die meisten Informationen zur Tagung digital zur Verfügung gestellt, was es den Teilnehmenden ermöglichte, sich unkompliziert und flexibel durch das Programm zu navigieren. Die Entscheidung, auf gedrucktes Material weitgehend zu verzichten, wurde von den Teilnehmenden positiv aufgenommen und wird auch in den nächsten Jahren verfolgt.

Zum Abschluss der Tagung lud Juliane Köberlein-Neu beim Schlussplenum persönlich zur nächsten Jahrestagung ein, die am 09. und 10. März 2026 an der Bergischen Universität Wuppertal stattfinden wird. Als Kongresspräsidentin wird sie im kommenden Jahr die Tagung leiten, unterstützt von Lars Schwettmann (Universität Oldenburg), der das Programm der offenen Tagung zusammenstellen wird. Unter dem Tagungsthema „Gesundheitsversorgung im Wandel“ wird erneut ein breites Spektrum an aktuellen Fragen der Gesundheitsökonomie aufgegriffen.

Wir danken abschließend der gewohnt zuverlässigen und einsatzfreudigen Unterstützung in allen Belangen der Organisation durch die dggö-Geschäftsstelle in Person von Nana Chanishvili-Schön und Julian Pollmann sowie der Universität Paderborn und dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung für großzügige Unterstützung der Jahrestagung. Die dggö freut sich darauf, auch im kommenden Jahr wieder spannende Vorträge, anregende Diskussionen und ein abwechslungsreiches Programm anbieten zu können. Beiträge können ab dem 1. Oktober 2025 eingereicht werden. Weitere Informationen finden Sie in Kürze auf unserer Homepage (www.dggoe.de).

Bis nächstes Jahr in Wuppertal!

Diana Freise und Hendrik Schmitz (Lokale Organisation der Tagung in Paderborn)



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
16. Juni 2025

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  • Literatur

  • 1 Chandra A, Coile C, Mommaerts C.. What Can Economics Say about Alzheimer's Disease?. Journal of Economic Literature 2023; 61: 428-470
  • 2 Breyer Friedrich. Kapitaldeckung in der Pflegeversicherung – die Rolle der Eigentumsrechte. Perspektiven der Wirtschaftspolitik 2025;