Aktuelle Urol 2025; 56(04): 312-314
DOI: 10.1055/a-2553-1247
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Contributor(s):
Marie Christine Roesch
1   Department of Urology, University Hospital Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Lübeck, Germany
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Die kardiovaskuläre Morbidität unter Systemtherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakarzinom ist ein wiederkehrendes Thema.

Die Schlüsselaussagen der hier vorgestellten Metaanalyse sind, dass (I) die Triple-Therapie bestehend aus ADT + Darolutamid + Docetaxel weniger kardiotoxisch ist als die Triple-Therapie ADT + Abirateron/P + Docetaxel, dass (II) der Zusatz von Olaparib zu ADT + Abirateron/P Hypertonie reduziert und dass (III) ADT + Enzalutamid eine höhere vaskuläre Toxizität (z.B. koronare Atherosklerose, Thrombose) hat als ADT + Abirateron/P. Die erste Schlüsselaussage bezieht sich auf das metastasierte hormonsensitive Prostatakarzinom (mHSPC), die beiden letzten Schlüsselaussagen auf das metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom (mCRPC). Die Triple-Therapie ADT + Abirateron/P + Docetaxel für das mHSPC ist in Deutschland nicht zugelassen. Die Hypertonierate ist eine der wenigen Nebenwirkungen, die unter der Kombination Olaparib + Abirateron/P + ADT tatsächlich seltener auftreten als unter Abitateron/P + ADT (s. PROpel-Studie) [1]. Die höhere vaskuläre Toxizität unter Enzalutamid verwundert etwas, soll doch eigentlich gerade das Abirateron/P bei kardiovaskulär vorerkrankten Patienten mit Vorsicht angewendet werden.

Immer mal wieder werden bezüglich der kardiovaskulären Morbidität auch GnRH-Antagonisten mit Agonisten verglichen. Zwei aktuelle Studien sollen hierzu kurz umrissen werden. Der PRONOUNCE Trial hat als prospektive randomisierte Studie einen GnRH-Antagonisten mit einem -Agonisten verglichen. Der primäre Endpunkt der Studie war ein MACE („major adverse cardiovascular event“) innerhalb von 12 Monaten. Die Studie ergab keinen Unterschied hinsichtlich der MACE-Rate zwischen dem GnRH-Antagonist und dem -Agonist, allerdings wurde die Studie aufgrund zu geringer Teilnehmerzahlen vorzeitig beendet [2]. Die HERO-Studie, ebenso prospektiv randomisiert, verglich ebenso einen GnRH-Antagonisten mit einem -Agonisten. In der Antagonisten-Gruppe war die MACE-Rate statistisch signifikant geringer als in der Agonisten-Gruppe, zugegebenermaßen war die MACE-Rate hier jedoch nicht der primäre Endpunkt der Studie [3].

Kurzum – das Themenfeld der kardiovaskulären Toxizität unter Systemtherapie für das fortgeschrittene oder metastasierte Prostatakarzinom verdient weitere Aufmerksamkeit. Vor allem kardiovaskulär vorerkrankte Patienten sollten vor Start einer Systemtherapie und engmaschig während der Therapie kardiologische Routineuntersuchungen wahrnehmen.



Publication History

Article published online:
22 July 2025

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  • Literatur

  • 1 Saad F, Clarke NW, Oya M. et al. Olaparib plus abiraterone versus placebo plus abiraterone in metastatic castration-resistant prostate cancer (PROpel): final prespecified overall survival results of a randomised, double-blind, phase 3 trial. Lancet Oncol 2023; 24: 1094-1108 Erratum in: Lancet Oncol 2024; 25: e180. DOI: 10.1016/S1470-2045(24)00209-2
  • 2 Lopes RD, Higano CS, Slovin SF. PRONOUNCE Study Investigators. et al. Cardiovascular Safety of Degarelix Versus Leuprolide in Patients With Prostate Cancer: The Primary Results of the PRONOUNCE Randomized Trial. Circulation 2021; 144: 1295-1307 Erratum in: Circulation 2021; 144: e273. DOI: 10.1161/CIR.0000000000001033
  • 3 Shore ND, Saad F, Cookson MS. HERO Study Investigators. et al. Oral Relugolix for Androgen-Deprivation Therapy in Advanced Prostate Cancer. N Engl J Med 2020; 382: 2187-2196