Diabetes aktuell 2025; 23(03): 97
DOI: 10.1055/a-2525-5619
Editorial

Herzinsuffizienz und Kardiomyopathien – Fortschritt und Verantwortung

Antje Bergmann
,
Peter E.H. Schwarz

Die Herzinsuffizienz bleibt eine der zentralen Herausforderungen in der kardiovaskulären Medizin – und damit auch im Alltag der Hausarztpraxis. Nicht selten betrifft dies auch Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus – und nicht selten sind die medikamentösen Optionen die gleichen.

In den letzten Jahren ist die Therapie der Herzinsuffizienz deutlich differenzierter und individualisierter geworden. Die neuen Empfehlungen betonen nicht nur die Bedeutung der frühen Diagnostik, sondern auch den Stellenwert einer personalisierten medikamentösen Einstellung – abgestimmt auf den jeweiligen Phänotyp der Herzinsuffizienz. SGLT2-Inhibitoren beispielsweise, einst rein antidiabetisch verordnet, haben sich fest im therapeutischen Arsenal etabliert – auch unabhängig vom Diabetesstatus. Für Hausärztinnen und Hausärzte bedeutet das: Wir sind mehr denn je gefordert, neue Substanzen, Indikationen und Interaktionen im Blick zu behalten.

SGLT-2-Hemmer, wie Empagliflozin und Dapagliflozin, wurden ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass sie auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz und chronischer Nierenkrankheit positive Effekte haben. Diese Medikamente hemmen den Natrium-Glucose-Cotransporter 2 (SGLT-2) in den Nieren, was zu einer vermehrten Ausscheidung von Glukose führt und den Blutzuckerspiegel senkt. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass sie das Fortschreiten von Nierenkrankheiten verlangsamen und das Risiko von Krankenhausaufenthalten aufgrund von Herzinsuffizienz reduzieren können.

Empagliflozin erhielt in Deutschland einen anerkannten Zusatznutzen bei kardiovaskulären Erkrankungen, während für die Behandlung der chronischen Nierenkrankheit bei Erwachsenen kein Zusatznutzen nachgewiesen wurde. Dapagliflozin wurde in der EU für die Behandlung der chronischen Nierenkrankheit bei Erwachsenen unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes mellitus zugelassen. Diese Erkenntnisse unterstreichen das Potenzial von SGLT-2-Hemmern als doppelt wirksame Therapieoption für Patienten mit Herzinsuffizienz und Nierenkrankheit.

Aktuelle Studien zeigen, dass die Kombination von SGLT-2-Hemmern und GLP-1-Rezeptoragonisten bei Patienten mit Typ-2-Diabetes unabhängig voneinander kardioprotektive und nephroprotektive Effekte erzielt. Das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wird reduziert und Fortschreiten von Nierenerkrankungen verlangsamt. GLP-1-Rezeptoragonisten, wie Dulaglutid, fördern die Insulinsekretion und hemmen die Glucagonfreisetzung, was ebenfalls zu einer Blutzuckersenkung führt. Zusätzlich unterstützen sie den Gewichtsverlust und haben positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System sowie die Nierenfunktion. Die Kombination dieser beiden Medikamentengruppen bietet somit eine effektive Therapieoption zur Verbesserung der kardiovaskulären und renalen Gesundheit bei Typ-2-Diabetes-Patientinnen und Patienten.

Medikamente also mit einem hohen Potenzial, lassen Sie uns auf die nächsten großen Studien mit Spannung schauen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Mai 2025

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