Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2525-2919
Originalarbeit

Der Wandel des zahnärztlichen Berufsbildes und die Einstellung der Zahnärzteschaft zu Zahnmedizinischen Versorgungszentren (ZMVZ)

Change in the dental profession and the attitude of dental professionals towards dental care centers (ZMVZ)
Patricia Gaillard
1   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie Leipzig, Universität Leipzig, Germany
,
Rainer Haak
2   Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
,
Heide Glaesmer
1   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie Leipzig, Universität Leipzig, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Zahl der Zahnmedizinischen Versorgungszentren (ZMVZ) in Deutschland steigt seit 2015 kontinuierlich an. Über diese neue Praxisform wird, vor allem, wenn sie durch Investor*innen geführt wird, kritisch diskutiert. Die hier vorgestellte Studie untersucht die Einstellungen zu ZMVZ von in Deutschland praktisch tätigen Zahnärzt*innen und fokussiert auf die Alters- und Geschlechtsunterschiede sowie auf verschiedene Aspekte der Tätigkeit in ZMVZ.

Methode

937 Zahnärzt*innen (63% weiblich, Alter 23–77 Jahre) im gesamten Bundesgebiet wurden in den Jahren 2021/2022 mit einer Onlinebefragung über die Plattform LimeSurvey zu ihren Einstellungen gegenüber ZMVZs, zu ihrer Bereitschaft, in einem solchen zu arbeiten, sowie ihrer Einschätzung, wie wahrscheinlich ein Arbeitsplatzwechsel in Frage käme, befragt. 575 der Fragebögen standen für die Analyse zur Verfügung.

Ergebnisse

Die kritische Sichtweise auf ZMVZ, vor allem auf die Führung durch Investor*innen, wird vom überwiegenden Teil der Befragten geteilt. Hier fanden sich Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Die Jüngeren befürworteten eher die Führung durch Fachkolleg*innen, während die Älteren gegenüber investorengeführten ZMVZ positiver eingestellt waren. Die ältesten Befragten stimmten auch der Aussage eher zu, dass die ZMVZ die klassische Niederlassung ablösen werden. Allgemein befürchten die Behandler*innen, sich nicht frei verwirklichen zu können. Ein Drittel der befragten Zahnärzt*innen, die einen Arbeitsplatzwechsel erwägen, könne sich eine Beschäftigung in einem ZMVZ jedoch vorstellen.

Schlussfolgerung

Die hier vorgestellte Untersuchung liefert einen ersten Eindruck zu den Einstellungen praktisch tätiger Zahnärzt*innen zu ZMVZ und auch zu ihrer Bereitschaft in einem solchen tätig zu werden. Da die ZMVZ eine immer größere Bedeutung in der zahnärztlichen Versorgung haben, gleichzeitig aber kontrovers diskutiert werden, geben die Ergebnisse einen Einblick in die Vor- und Nachteile aus Sicht der praktisch Tätigen und machen deutlich, dass es neben aller Kritik auch positive Aspekte gibt und ein nicht geringer Teil der Befragten sich eine Tätigkeit in einem ZMVZ vorstellen kann. Da die ZMVZ ein relevanter Teil der Versorgungsstrukturen geworden sind, gilt es Entwicklungspotentiale zu identifizieren und Probleme herauszuarbeiten, um hier eine positive Entwicklung für die Patientenversorgung herbeizuführen.

Abstract

Background

The number of dental care centers (ZMVZ) in Germany has been increasing rapidly since 2015. This new form of practice is being discussed critically, especially when run by investors. This study analyzes the opinions and attitudes towards ZMVZ of dentists practicing in Germany, focusing on age and gender differences in dentists’ attitudes as well as different aspects of working for a ZMVZ.

Method

A total of 937 dentists throughout Germany (63% female, aged 23 to 77 years) were asked in an online survey via the LimeSurvey platform conducted in 2021/2022 about their attitudes towards ZMVZ, readiness to work in one of them and whether there was a basic willingness to change their workplace; 575 of these questionnaires were available for analysis.

Results

The critical view of ZMVZ, especially management by investors, was shared by most of the respondents. There were differences between the age groups. Younger respondents were more in favor of management by specialist colleagues, while older respondents had a more positive attitude towards investor-run ZMVZ. The oldest respondents also tended to agree with the statement that the ZMVZ would replace the traditional practice. In general, practitioners feared that they would not be able to practice freely. However, one-third of the surveyed dentists who were considering a job change could imagine working in a ZMVZ.

Conclusion

This study provides an insight into the attitudes of practicing dentists towards ZMVZ as well as their willingness to work in one. Since the ZMVZ are becoming increasingly important, while at the same time are subject to debate, the present overview of the advantages and disadvantages from the perspective of those working in practice should help in clarifying the issues involved. They also demonstrate that, despite all the criticism, there are positive aspects, and a significant proportion of those surveyed could imagine working in a ZMVZ. Since the ZMVZ have become a relevant part of the dental care system, it is important to identify problems and potential areas for development in order to improve care of dental patients.



Publication History

Received: 02 May 2024

Accepted after revision: 22 January 2025

Article published online:
13 March 2025

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