Aktuelle Kardiologie 2025; 14(02): 106-112
DOI: 10.1055/a-2516-2610
Kurzübersicht

Koronare CT-Angiografie als neue Routinediagnostik: Welche Möglichkeiten eröffnen sich? Wo sind die Grenzen?

Coronary CT Angiography as a New Routine Diagnostic Tool: What are the Possibilities? Where are the Limits?
Stephan Achenbach
1   Medizinische Klinik 2, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
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Zusammenfassung

Die CT-Angiografie der Koronararterien hat das Potenzial, sehr zuverlässig Koronarstenosen zu detektieren bzw. auszuschließen – zumindest, wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind. In den letzten Jahren wurde in mehreren großen prospektiven Studien der Wert der CT-Angiografie als initiale diagnostische Maßnahme bei Verdacht auf das Vorliegen obstruktiver Koronarstenosen zuverlässig nachgewiesen. Es ergeben sich keine Nachteile, in einigen Studien hinsichtlich des Outcomes sogar Vorteile für den Einsatz der CT im Vergleich zu anderen diagnostischen Verfahren. Daher sehen die neuesten Leitlinien der European Society of Cardiology zum Management des chronischen Koronarsyndroms den Einsatz der CT-Angiografie mit hohem Empfehlungsgrad vor – dies aber unter der Voraussetzung, dass eine vollständig diagnostische Bildqualität zu erwarten ist, was wiederum von Charakteristika der Patientin bzw. des Patienten einerseits, der eingesetzten Gerätetechnologie andererseits und schließlich auch von der Erfahrung und Sorgfalt der Untersuchenden abhängt. Hohe und unregelmäßige Herzfrequenzen oder die Unfähigkeit zum exakten Befolgen von Atemkommandos sind zum Beispiel Faktoren, bei denen die Bildqualität sehr unzuverlässig wird. Lässt sich keine gute Bildqualität und somit keine zuverlässige diagnostische Aussagekraft erwarten, sollten alternative Diagnostikverfahren eingesetzt werden. Ebenso ist gemäß den aktuellen Leitlinien der Einsatz der koronaren CT-Angiografie auf Patientinnen und Patienten mit De-novo-Verdacht auf das Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung mit einer klinisch geschätzten Wahrscheinlichkeit bis maximal 50% beschränkt. Bei höherer Wahrscheinlichkeit sollten Verfahren zum Ischämienachweis oder gleich die invasive Koronarangiografie zum Einsatz kommen. Die CT-Angiografie bereichert also die diagnostischen Möglichkeiten zur Aufarbeitung von Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf das Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung erheblich – sie sollte aber gezielt und nur dort zum Einsatz kommen, wo maximaler Nutzen zu erwarten ist.

Abstract

Coronary CT angiography allows to reliably detect or rule out coronary stenoses, provided certain conditions are met. Recent large prospective clinical outcome studies have proven its value as an initial diagnostic tool for suspected obstructive coronary stenoses. In the latest guidelines from the European Society of Cardiology on the management of chronic coronary syndromes, CT angiography carries a high level of recommendation – but only if fully diagnostic image quality is expected. This depends on patient characteristics, the technology and imaging protocols used, and the examiner’s experience and care. Poor image quality due to high or irregular heart rates, or inability to follow breathing commands precisely, severely compromise reliability. If good image quality and thus high diagnostic performance cannot be expected, alternative methods should be used. In the guidelines the use of coronary CT angiography is limited to patients with a new suspicion of coronary heart disease and a clinically estimated probability of up to 50%. For higher probabilities, imaging-based ischemia testing or invasive coronary angiography should be employed. Thus, coronary CT angiography significantly enhances diagnostic options for patients suspected of coronary heart disease but should be used selectively where it is most beneficial, keeping the less than perfect robustness of image quality in mind.

Was ist wichtig?
  • Die Computertomografie (CT) gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Diagnostik von Herzerkrankungen, insbesondere zur Beurteilung der Koronararterien.

  • Moderne CT-Systeme ermöglichen eine detaillierte Darstellung der Herzstrukturen und erlauben die nicht invasive Detektion von Koronarstenosen.

  • Studien belegen eine hohe diagnostische Genauigkeit der CT-Koronarangiografie, und Leitlinien empfehlen ihren Einsatz unter bestimmten Bedingungen.

  • Dennoch bleibt die Bildqualität eine entscheidende Einschränkung – Faktoren wie Herzfrequenz, Verkalkungen oder Bewegungsartefakte können die Aussagekraft der Untersuchung erheblich beeinflussen.



Publication History

Received: 09 January 2025

Accepted: 14 January 2025

Article published online:
02 April 2025

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