Frauenheilkunde up2date 2025; 19(01): 5
DOI: 10.1055/a-2509-5758
Studienreferate

Uterusverschluss nach Kaiserschnittentbindung – einfache oder doppelte Naht?

Authors

    Contributor(s):
  • R. Maria Clauss

Verberkt C. et al.
Single-layer vs double-layer uterine closure during cesarean delivery: 3-year follow-up of a randomized controlled trial (2Close study).

Am J Obstet Gynecol 2024;
231: 346.e1-346.e11
DOI: 10.1016/j.ajog.2023.12.032
 

Eine Kaiserschnittentbindung kann Nischenbildungen im Uterus zur Folge haben, die diverse gynäkologische und geburtshilfliche Probleme verursachen. Komplikationen wie eine Uterusruptur oder Placenta-accreta-Spektrum-Störungen bei Folgeschwangerschaften stehen im Vordergrund der Besorgnis. Der Einfluss der operativen Verschlusstechnik des Uterus auf die Entwicklung von Nischen wird in klinischen Studien und Fachgremien kontrovers diskutiert.


Die Enhanced Recovery After Surgery Society schlägt z. B. eine uterine Doppelnaht vor, um Uterusrupturen bei Folgeschwangerschaften vorzubeugen. Das American College of Obstetricians and Gynecologists spricht dagegen keine Empfehlung für eine einfache oder doppelte Naht aus. Eine niederländische Ärztegruppe um C. Verberkt, Department of Obstetrics and Gynecology, Vrije Universiteit, Amsterdam, evaluierte in einer randomisiert kontrollierten Studie, an der sich 32 nationale Hospitäler beteiligten, den Effekt einer einfachen bzw. einer doppelten Naht nach einer Uterusinzision im Rahmen einer Entbindung. Für die Studie wurden zwischen 2016 und 2018 eine große Anzahl Patientinnen rekrutiert. Sie hatten sich alle einem Kaiserschnitt unterzogen, der, den Präferenzen des Operateurs folgend, mit einer einfachen oder doppelten Uterusnaht abgeschlossen wurde. Verberkt et al. teilten die Betroffenen in 2 entsprechende Gruppen ein und verglichen die Resultate der jeweiligen Nahttechnik in einem 3-jährigen Follow-up. Eine erste Bewertung hatte bereits 9 Monate postoperativ stattgefunden. Primärer Studienendpunkt war die auf einen Kaiserschnitt folgende Rate an Lebendgeburten. Sekundäre Endpunkte waren Folgeschwangerschaften, Fertilitätsbehandlungen, Entbindungsarten sowie gynäkologische und geburtshilfliche Probleme. Das Ziel war, einen Konsens über die optimale Nahttechnik herzustellen.

Ergebnisse

  • Zwischen Mai 2019 und Juni 2021 füllten 2248 von ursprünglich 2292 Frauen einen Fragebogen zu einem 3-jährigen Follow-up aus, 1648 Antworten kamen zurück. In 830 Fällen war eine einfache Uterusnaht im Anschluss an einen Kaiserschnitt erfolgt (Gruppe 1), in 818 Fällen eine Doppelnaht (Gruppe 2). Die Basisdaten waren in beiden Gruppen ähnlich.

  • Die Anzahl der Folgeschwangerschaften war in Gruppe 1 und 2 ähnlich (353 und 339), ebenso die Anzahl der Fehlgeburten (66 und 60) und der ektopischen Schwangerschaften (6 und 3). In Gruppe 1 waren 239 (67,7%) Lebendgeburten zu verzeichnen, in Gruppe 2 waren es 240 (70,8%). Davon waren 5,9% bzw. 7,5% Frühgeburten. In Gruppe 1 war in 62,3% der Fälle ein zweiter Kaiserschnitt indiziert, in Gruppe 2 in 60,8% der Fälle.

  • Uterusrupturen waren in beiden Gruppen selten (1,1% bzw. 1,3%) und ereigneten sich bei notfallmäßigen Kaiserschnitten. Nur 2 Frauen hatten Placenta-accreta-Spektrum-Störungen ohne Problem für den Fetus.

  • In Gruppe 1 wünschten sich 418 Frauen ein weiteres Kind, 391 in Gruppe 2. Fertilisierungstechniken nahmen 11,7% der Frauen in Gruppe 1 und 12,8% in Gruppe 2 in Anspruch.

  • Von 1648 Frauen hatten 1400 einen Menstruationszyklus, 125 gaben an, in den letzten 3 Jahren keine Menstruation gehabt zu haben. Es war kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen festzustellen. Spotting kam in beiden Gruppen ähnlich gehäuft vor (30,1% bzw. 32,0%). Über eine milde postoperative Dysmenorrhö klagten 47,6% der Frauen, über eine schwere 11%, ohne dass ein Gruppenunterschied bestand. Die Sexualfunktion war in beiden Gruppen mittelgradig beeinträchtigt.

Wie schon nach dem 9-monatigen Follow-up fanden sich nach 3 Jahren keine signifikanten geburtshilflichen und gynäkologischen Unterschiede nach einer einfachen oder einer doppelten Uterusnaht im Anschluss an eine Kaiserschnittentbindung (jeweils fortlaufende Multifilament-Naht). Der prozentuale Anteil der Lebendgeburten bei Folgeschwangerschaften betrug im einen wie im anderen Fall rund 70%. Gynäkologische Störungen waren insgesamt häufiger als geburtshilfliche.

Fazit

Die multizentrische Studie lieferte keine Hinweise für die Überlegenheit einer uterinen Doppelnaht nach einem ersten Kaiserschnitt. Verglichen mit einer einfachen Naht war ihr komplikationsmindernder Einfluss auf Folgeschwangerschaften unerheblich. Schwangerschafts- und Geburtsraten waren mit beiden Nahttechniken ähnlich. In beiden Fällen traten gehäuft gynäkologische Probleme v. a. Dysmenorrhöen auf. Aus Sicht des Autorenteams kann die Wahl der Methode dem Behandler überlassen bleiben.


Dr. med. Dr. phil. R. Maria Clauss, Lappersdorf/Regensburg



Publication History

Article published online:
20 February 2025

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