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DOI: 10.1055/a-2486-8070
Kommentar
Terhalle E. Pulmonale Raumforderung: Über die malignen Ursachen hinausdenken – Ein Fall von Histoplasmose. Pneumologie 2025; DOI: 10.1055/a-2531-4204
Die Histoplasmose wird in Deutschland sehr selten diagnostiziert. Ihr Vorkommen weltweit wird auf 500.000 Erkrankungen/Jahr geschätzt, wobei die Dunkelziffer angesichts der begrenzten medizinischen Ressourcen in den Endemiegebieten und des meist gutartigen Verlaufs sicher hoch ist. In meiner über 50-jährigen pneumologischen Tätigkeit habe ich lediglich dreimal eine Histoplasmose beobachtet und jeder Fall zeigte eine andere Facette dieser interessanten systematischen Mykose. Aus dem Myzel des Erregers gehen Konidien hervor, die vom Menschen eingeatmet werden. Im Respirationstrakt erfolgt die Phagozytose durch Alveolarmakrophagen. Dort vermehren sich die Sprosspilze und führen zu Entzündungen im Lungenparenchym. Zur Begrenzung der entzündlichen Vorgänge entstehen kleine Granulome, die je nach Immunstatus des Wirts und der Erregermenge zu größeren Granulomeinheiten verschmelzen oder nekrotisieren und im Einzelfall zu richtigen zystischen Hohlräumen führen können. Bei abwehrgeschwächten oder immunsuppressiv behandelten Patienten kann die Histoplasmose auch extrapulmonal (Leber, Milz, Auge, Haut) auftreten.
Im berichteten Fall gab es wie so oft erst bei der Nachanamnese den wichtigen Hinweis auf einen Aufenthalt in Costa Rica, einem bekannten Endemiegebiet der Histoplasmose. Dem Patienten waren darüber hinaus auch einige Tage Unwohlsein und leichtes Fieber erinnerlich wie auch Entzündungszeichen im Labor und leichte Erhöhung der Leberwerte.
Zunächst war der diagnostische Fokus angesichts von zwei Karzinomen in jüngster Vorgeschichte bei der Nachuntersuchung des zwischenzeitlich symptomfreien Patienten auf Metastasensuche gerichtet. Der Nachweis eines Herdbefunds im linken Lungenoberlappen und einer Lymphadenopathie schien in diese Richtung zu deuten. Leider wurde dann aus den genannten Gründen die mikrobiologische Untersuchung des bronchoskopisch gewonnenen Materials versäumt. Überraschend fanden sich dann im Lungenbiopsiematerial Pilzsporen in der Grocottfärbung. Nun hätte mit einer erneuten Bronchoskopie diesem Problem begegnet werden können. Ich verstehe aber auch den diagnostisch-therapeutischen Ansatz, hier mit einem operativen Verfahren die Situation endgültig zu klären und den größten Erregerherd zu eliminieren. Diagnostisch hilfreich war noch eine spezielle PCR aus dem OP-Material, das die Verdachtsdiagnose endgültig sicherte. Bei der Vorgeschichte des Patienten ist eine Metastasierung seiner Tumorerkrankungen immer noch möglich und ein Tumorleiden per se wie eine Chemotherapie sind in der Lage, eine Histoplasmose zu reaktivieren. Dies darf bei der weiteren Betreuung des Patienten nicht aus dem Auge verloren werden.
Ich glaube, wir dürfen Frau Kollegin Terhalle für diese gut aufgearbeitete Kasuistik, die unseren zunehmend onkologisch geprägten Blick geweitet hat, herzlich danken und auf die alte Weisheit in der Reisemedizin verweisen: „Sage mir, woher du kommst, und ich sage dir, was du hast.“
Prof. Dr. med. Detlef Kirsten, Hamburg
Publication History
Article published online:
17 April 2025
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