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DOI: 10.1055/a-2466-7520
Intoxikationen und Drogennotfälle

Vergiftungen und Drogennotfälle im Rettungsdienst können durch eine Vielzahl unterschiedlicher Stoffe und Noxen verursacht sein. Diese Vielfalt stellt das Rettungsteam oft vor Schwierigkeiten in der Therapie, insbesondere wenn eine Vergiftung nicht sofort erkennbar ist. Eine präzise Analyse der Auffindesituation, eine gründliche Eigen- und Fremdanamnese sowie das Herausfiltern der Hauptsymptome helfen dem Notarzt bei der Diagnosestellung und der Therapie.
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Intoxikationen im Rettungsdienst entstehen durch ein breites Spektrum an Substanzen, wie z. B. Alkohol, Medikamente, Haushaltschemikalien bis hin zu pflanzlichen oder tierischen Toxinen und vor allem Drogen, was die präklinische Diagnosestellung erschwert.
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Häufig führen unspezifische Leitsymptome und eine oft unvollständige Anamnese dazu, dass der Rettungsdienst zunächst mit einer Verdachtsdiagnose arbeiten muss, wodurch eine schnelle und zielgerichtete Behandlung in den meisten Fällen nicht möglich ist.
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Die strukturierte Erfassung von Toxidromen, wie Opioid-, anticholinerg, cholinerg, sympathomimetisch und serotonerg, kann eine sehr gute Hilfestellung sein, anhand der Leitsymptome erste Rückschlüsse auf die zugrunde liegende Noxe zu ziehen.
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Da eine exakte Identifikation der toxischen Substanz oft nicht sofort möglich ist, erfolgt die Behandlung symptomorientiert anhand des bewährten ABCDE-Schemas, um eine kardiopulmonale Stabilität des Patienten zu gewährleisten.
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Externe Dekontaminationsmaßnahmen wie das Entfernen kontaminierter Kleidung sowie Haut- und Augenspülungen sind vor allem bei Verätzungen möglichst schnell durchzuführen. Maßnahmen wie die Magenspülung oder forciertes Erbrechen werden hingegen nicht mehr angewendet.
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Naloxon und Flumazenil werden bei spezifischen Überdosierungen regelmäßig eingesetzt, während der gezielte Einsatz anderer Antidota im Rettungsdienst eher selten vorkommt.
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Verschiedene Intoxikationsformen, vor allem aber die Mischintoxikationen stellen den Rettungsdienst vor besondere Herausforderungen, die eine zielgerichtete differenzierte Therapie meist unmöglich machen und häufig eine engmaschige Überwachung in spezialisierten Behandlungszentren erfordern.
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Der Missbrauch illegaler Drogen, insbesondere von Kokain, Opiaten und sog. neuen psychoaktiven Substanzen, führt zu einem kontinuierlichen Anstieg von Drogentoten und stellt den Rettungsdienst vor komplexe Herausforderungen bei der Behandlung von Mischintoxikationen.
Publication History
Article published online:
02 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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