Endo-Praxis 2025; 41(02): 64-65
DOI: 10.1055/a-2465-3273
10 Fragen an…

Einmal den „Rasenden Roland“ fahren

10 Fragen an Thomas Richter

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  1. Was hat Dich in die Endoskopie geführt?

    Ich hatte eine unbefristete Stelle am Universitätsklinikum in Leipzig, die es mir ermöglichte verschiedene Fachbereiche nach meiner Ausbildung kennen zu lernen. So habe ich in stationären und operativen Bereichen u. a. der Neurochirurgie, Psychiatrie, Orthopädie und Nuklearmedizin gearbeitet. Insgesamt eine spannende und lehrreiche Zeit, die mich am Ende in die Endoskopie führte. Unsere damalige Oberschwester Dorothea Poppke hat meine „Reise“ durch die Fachbereiche beendet und mir eine Heimat in der Endoskopie gegeben. Ich bin ihr auf immer dankbar, dass sie mich im Jahr 2004 in die Endoskopie „schickte“. Die Mischung zwischen OP, Anästhesie, Intensiv- u. Notfallmedizin aber auch der ambulanten und palliativen Betreuung zieht mich bis heute in ihren Bann. Was mich auch fasziniert ist die Zusammenarbeit von ärztlichem und pflegerischem Team in einem Maß, dass ich vorher nicht so kannte.

  2. Wer oder was hat Dich in Deiner Berufslaufbahn am meisten beeinflusst?

    Im Fachbereich Endoskopie haben mich zwei Persönlichkeiten am meisten beeinflusst:

    Das war definitiv meine Mentorin Sr. Rita Ahrendt, die damals die Endoskopie-Abteilung am Universitätsklinikum in Leipzig stellvertretend leitete. Sie hat mich maßgeblich geprägt. Ich habe nahezu alles von ihr gelernt und bin ihr bis heute sehr dankbar für diese Zeit und ihr außerordentliches Engagement.

    Die zweite sehr wichtige Person ist Angela Käßlingk, die mich als Coach in meiner Weiterbildung zur pflegerischen Leitung begleitet hat.

  3. Wie beginnst Du Deinen Arbeitstag … und wie beendest Du ihn?

    Ich beginne meinen Arbeitstag mit dem festen Morgenritual, die Kaffeemaschine hochzufahren. Ohne Kaffee geht gar nichts. Dabei schaue ich in meinen Kalender, um mich schonmal für den Tag zu orientieren.

    Mein Tag endet auch mit einem oft praktizierten Ritual. Ich lese die digitale Ausgabe der Leipziger Volkszeitung (LVZ). Sie erscheint um 21 Uhr. Manchmal finde ich dort Artikel mit einem persönlichen Bezug zu Freunden und Kollegen. Da kann man durchaus jemanden überraschen, indem man ihm oder ihr schreibt: „Du stehst morgen in der Zeitung.“.

  4. Was kann Dich bei der Arbeit so richtig auf die Palme bringen?

    Prinzipiell bin ich von eher ruhiger Natur. Es braucht schon etwas Zeit, um mich aus der Fassung zu bringen. Bei Streitigkeiten versuche ich eher zu vermitteln, alle Parteien zu Wort kommen zu lassen und auch wertzuschätzen.

    Unehrlichkeit kann ich gar nicht tolerieren. Wenn man zum Beispiel versehentlich etwas beschädigt hat, erwarte ich, dass man sich dazu bekennt. Es lässt sich über alles reden, man muss nur ehrlich sein.

    Auf die Palme bringt mich tatsächlich auch Unfreundlichkeit. Ich kann nur schwer mit unfreundlichen Menschen umgehen, die sich als wahre Ekelpakete gegenüber ihren Mitmenschen präsentieren. Das kann ich weder im privaten Umfeld noch im beruflichen Kontext im Umgang mit Patienten und Arbeitskollegen tolerieren.

  5. Welches Gerät müsste man einmal erfinden?

    Ich wünsche mir ein Gerät, das mich an einen Lieblingsort oder zu einem Herzensmenschen der schon nicht mehr unter uns weilt beamen könnte. Einfach mit einem „Fingerschnipp“ dem Alltag entfliehen.

  6. Mit wem würdest Du gerne einen Tag den Arbeitsplatz tauschen?

    Ich liebe meine Arbeit und möchte nicht wirklich tauschen. Nur wenn ein Lokführer mit dem Angebot käme, dass ich seine Dampflok fahren dürfte, hätte die Endoskopie das Nachsehen. Mein Urgroßvater hat mich damit „infiziert“. Ich erinnere mich oft und lange mit ihm auf dem Hauptbahnhof in Leipzig unterwegs gewesen zu sein, um Dampfloks anzuschauen. In Urlauben auf Rügen, finde ich daher immer einen Grund mit dem „Rasenden Roland“ zu fahren.

  7. Was war der mutigste Moment in Deinem Leben?

    Der mutigste Moment war eindeutig, meine jetzige Stelle anzutreten. Ich verließ dafür ein „warmes Nest“, gab den unbefristeten Vertrag auf, ging in ein für mich neues Krankenhaus und hatte bis dahin noch keine praktische Erfahrung in Leitung und Führung. Offensichtlich schlummerte vieles, was man dazu braucht, bereits in mir. Ich vertraue bei besonderen Herausforderungen auch immer auf meine Intuition, meinen 7. Sinn. Darüber hinaus konnte ich von den Erfahrungen profitieren, die ich in anderen Fachbereichen vor meiner Endoskopie-Zeit aber auch in der Endoskopie am Universitätsklinikum sammeln durfte.

  8. Mit welcher Person der Weltgeschichte würdest Du gerne einen Kaffee trinken gehen?

    Ich würde gerne mit Dr. Angela Merkel einen Kaffee trinken. Ich bin mir unsicher, ob ein Kaffee wirklich reichen würde. Es könnte länger dauern und richtig interessant werden. 16 Jahre Bundeskanzlerin, das ist eine beachtliche Leistung. Da gibt es sicher viel zu berichten.

  9. Welche Gabe würdest Du gerne besitzen?

    Nachts fliege ich in meinen Träumen manchmal los. In mir schlummert immer noch der kleine Junge. Ich würde gern abheben und wegfliegen können. Manchmal könnte das sehr hilfreich sein.

  10. Welchen Wunsch möchtest Du Dir in Zukunft erfüllen?

Im Grunde habe ich schon viel erreicht und erlebt, durch das Glück dies zu können. Manchen ist das nicht vergönnt. Daher schätze ich meine Möglichkeiten umso mehr.

Ich würde gerne noch öfter nach Japan reisen. Mir war das im vorletzten Jahr vergönnt. Wer dieses Glück auch schon hatte, wird vielleicht verstehen, dass es mich wieder dort hinzieht. Das wäre mein Wunsch.

Die Fragen stellte Ute Pfeifer.

ZUR PERSON

Thomas Richter ist Gesundheits- und Krankenpfleger für Funktionsdienste/Endoskopie, Technischer Sterilisationsassistent und Fachkraft für Leitungsaufgaben in Gesundheitseinrichtungen. Er leitet die interdisziplinäre Endoskopieeinheit und den Patientenbegleitdienst im St. Elisabeth-Krankenhaus in Leipzig.

Thomas Richter ist Schatzmeister der DEGEA und Sprecher des DEGEA-EZR Mitteldeutschland. Er ist als Fachdozent in der Krankenpflegeschule, der Fachweiterbildung Endoskopie sowie in Sedierungs- und Sachkundekursen tätig.



Publication History

Article published online:
27 May 2025

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