Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(06): 427-440
DOI: 10.1055/a-2460-9209
CME-Fortbildung

Diabetes mellitus und erektile Dysfunktion

Diabetes mellitus and erectile dysfunction

Authors

  • Michael Zitzmann

Die erektile Dysfunktion (ED) zählt zu den häufigsten und belastendsten Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus. Die diabetische ED erfordert eine frühzeitige Erkennung und ein multimodales Vorgehen. Nur durch eine Kombination aus Stoffwechselkontrolle, endokriner Wiederherstellung und individualisierter Therapie lässt sich die sexuelle Funktion verbessern, das kardiovaskuläre Risiko senken und die Lebensqualität nachhaltig steigern.

Abstract

Erectile dysfunction (ED) is a common and distressing complication of diabetes mellitus (DM), affecting up to 75% of men and often appearing a decade earlier than in non-diabetic individuals. Beyond intimacy issues, ED can signal undiagnosed DM and predicts cardiovascular risk. The pathogenesis is multifactorial: chronic hyperglycemia damages endothelium via oxidative stress and glycation, reducing nitric oxide and impairing smooth muscle relaxation. Vascular and neural complications, including diabetic neuropathy, further contribute. In type 2 DM, obesity-related hypogonadism worsens sexual dysfunction. Assessment includes: detailed sexual history, questionnaires, physical exam, hormone and metabolic labs, and cardiovascular evaluation. Treatment is stepwise: lifestyle changes and glycemic control are foundational. PDE5 inhibitors are first-line but less effective in hypogonadal men, where testosterone replacement may help. If needed, alprostadil, vacuum devices, or penile implants are options. Emerging data suggest GLP-1 receptor agonists may improve erectile function. In summary, diabetic ED requires early recognition and a comprehensive approach combining metabolic, hormonal, and individualized therapies to improve sexual health and reduce cardiovascular risk.

Kernaussagen
  • Die diabetische ED betrifft bis zu drei Viertel der Männer und tritt typischerweise ein Jahrzehnt früher auf als bei metabolisch gesunden Vergleichspersonen.

  • Über ihre Auswirkungen auf Intimität hinaus kann die ED einen bislang unerkannten DM anzeigen und gilt als Prädiktor kardiovaskulärer Ereignisse.

  • Die Pathogenese ist multifaktoriell. Beim Typ-2-DM kommen Faktoren wie ein Adipositas-induzierter Hypogonadismus hinzu, welche die sexuelle Funktion weiter beeinträchtigen.

  • Die Diagnostik umfasst Sexualanamnese, strukturierte Fragebögen, körperliche Untersuchung und Labordiagnostik mit wiederholten Testosteronbestimmungen, Gonadotropinen und metabolischen Parametern, ergänzt durch eine kardiovaskuläre Risikostratifikation.

  • Die Therapie folgt einem Stufenkonzept: Glykämiekontrolle und Lebensstilmodifikation bilden die Basis. PDE-5-Hemmer sind Mittel der 1. Wahl, bei Hypogonadismus jedoch weniger wirksam. In solchen Fällen ist die Testosteronsubstitution essenziell, da sie die androgenabhängigen Signalwege reaktiviert.

  • Bei Therapieversagen kommen Alprostadil, Vakuumhilfen oder Penisprothesen in Frage.

  • Neuere Evidenz zeigt, dass GLP-1-Rezeptor-Agonisten die erektile Funktion unabhängig von der Glykämie verbessern könnten.

  • Die diabetische ED erfordert eine frühzeitige Erkennung und ein multimodales Vorgehen.

  • Nur durch eine Kombination aus Stoffwechselkontrolle, endokriner Wiederherstellung und individualisierter Therapie lassen sich sexuelle Funktion verbessern, kardiovaskuläre Risiken senken und die Lebensqualität nachhaltig steigern.



Publication History

Article published online:
17 December 2025

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