Krankenhaushygiene up2date 2025; 20(03): 289-307
DOI: 10.1055/a-2451-5410
CME - Qualitätsmanagement, Surveillance

Molekulare Surveillance: Stellenwert in der Analyse von Krankenhaus-assoziierten Ausbrüchen

Authors

  • Winfried Ebner

  • Sandra Reuter

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Infektions- und Erreger-Surveillance sind unverzichtbare Bestandteile der modernen Gesundheitsversorgung, sowohl im Krankenhausbereich als auch in der allgemeinen Bevölkerung. Sie tragen dazu bei, (Infektions-) Krankheiten zu erkennen, zu überwachen und in ihrer Ausbreitung zu kontrollieren. Dabei spielen molekulare Verfahren eine immer wichtigere Rolle. Ihre Bedeutung und Limitationen werden in diesem Beitrag aufgezeigt und diskutiert.

Kernaussagen
  • Surveillance ist eine langfristige und populationsbezogene Strategie, um Infektionsmuster und sich epidemisch verbreitende Erreger zu überwachen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

  • Eine molekulare Surveillance führt zu „precision public health“, indem gezielte infektionspräventive Maßnahmen ergriffen werden können.

  • Eine molekulare Surveillance wird besser und hochauflösender, je umfangreicher der Biomarker ist, der eingesetzt bzw. untersucht wird. Ein einzelnes Gen, oder Genabschnitte, liefern weniger Information als das komplette Genom, und besonders bei sich epidemisch-verbreitenden Erregern oder Klonen ist diese Auflösung nicht ausreichend.

  • Die Gesamtgenomsequenzierung unterstützt Ausbruchsanalysen, und kann besonders bei zeitlich und geografisch verstreuten Ausbrüchen Zusammenhänge aufdecken.

  • Je nach Erreger und Ziel der Surveillance muss abgewogen werden, welcher Anteil der Isolate sequenziert werden muss, da aufgrund der Kosten und des Aufwands im Labor derzeit eine umfassende Sequenzierung aller Isolate in den meisten Fällen nicht möglich ist.

  • Die molekulare Surveillance hat in den letzten Jahren viele Fortschritte gebracht, und besonders die SARS-CoV-2-Pandemie hat den Wert einer hochauflösenden, integrierten genomischen Surveillance aufgezeigt. Die integrierte genomische Surveillance hat dabei bereits im Infektionsschutzgesetz Einzug gehalten.

  • Jede Art der Surveillance ist besser als keine Surveillance, und jede Art der Typisierung besser als keine Typisierung, allerdings sollte man sich der Limitationen der jeweiligen Durchführung und Methoden bewusst sein.



Publication History

Article published online:
30 September 2025

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