Henrik Walter. Resilienz – Zwischen Coach und Couch. Wie wir heute noch psychisch
gesund bleiben können und
warum Ratgeber bisher enttäuscht haben. Hilden: Becker Joest Volk Verlag, 2024; 325
Seiten, Taschenbuch,
28,00 Euro; ISBN 9783954533190
Resilienz, ursprünglich ein Fachbegriff, ist heute ein fester Bestandteil des allgemeinen
Sprachgebrauchs
über psychische Gesundheit. Wie häufig, wenn ein Fachbegriff breit genutzt wird, verliert
er an Schärfe. In
seinem Buch „Resilienz – Zwischen Coach und Couch“ begegnet Prof. Dr. Dr. Henrik Walter
diesem Problem mit
einer kritischen Analyse des Konzepts der Resilienz, gepaart mit wegweisenden Vorschlägen
zur Erneuerung des
Verständnisses. Als erfahrener Psychiater und Wissenschaftler geht er dabei weit über
die Grenzen
traditioneller Ratgeberliteratur hinaus und gewährt fundierte Einblicke in das Thema
psychische
Gesundheit.
Unter Bezugnahme auf die Positive Psychologie plädiert er dafür, Resilienz nicht als
eine Art intrinsische
und generelle Eigenschaft einer Psyche zu begreifen, sondern als eine sich im Rahmen
unserer
Lebensgestaltung entfaltende Fähigkeit, die es kontextspezifisch erlaubt, mit unterschiedlichen
Belastungen
mehr oder weniger gut umzugehen. Zentral für die Entwicklung und Aufrechterhaltung
einer vielseitig
resilienten Psyche ist, so Walter, eine Lebensführung, die wir als sinnhaft und bereichernd
erleben.
Im Verlauf des Buches präsentiert Walter den Lesern einen allgemeinen Einblick in
das Verhältnis zwischen
psychischer Gesundheit und Resilienz und liefert tiefere Einblicke in bestimmte zentrale
Aspekte der
Resilienz, die er kenntnisreich in ein umfassenderes Bild von Psychologie, Neurowissenschaften
und Genetik
einordnet. Er verdeutlicht etwa die zentrale Rolle der Emotionsregulation sowie die
Bedeutung positiver
sozialer Kontakte und sozialer Unterstützung für die Resilienz und beleuchtet die
Entwicklung von Resilienz
im Rahmen bisher erreichter Einsichten der (Epi-)Genetik und Neuropsychologie. Die
Leser erhalten so neben
tieferen Einblicken in die Resilienz en passant interessante Einsichten in breitere
Forschungsfelder der
Neurowissenschaften, Genetik und Neuropsychiatrie.
Ein weiterer Schwerpunkt ist Walters Kritik an der populären Ratgeberliteratur zum
Thema Resilienz. Walter
kritisiert präzise den Mangel an Evidenzbezug in dieser Literatur und die Notwendigkeit,
wissenschaftliche
Erkenntnisse in die Praxis der Resilienzförderung zu integrieren. Aus diesem Geist
heraus präsentiert der
Autor abschließend präventive Strategien und Interventionen, die das Potenzial haben,
die psychische
Gesundheit zu stärken und die Widerstandsfähigkeit zu fördern. Schließlich betont
Walter, dass sowohl
individuelle als auch gesellschaftliche Anstrengungen unternommen werden müssen, um
die Rahmenbedingungen
für psychische Gesundheit zu verbessern.
Das Buch richtet sich an ein breites Publikum: Interessierte Laien, Fachkräfte oder
Menschen, die ihre
eigene psychische Gesundheit stärken möchten. Es bietet tiefe Einblicke in ein komplexes
Thema und
kombiniert wissenschaftliche Präzision mit alltagstauglichen Impulsen.
Adrian Kind, Berlin