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DOI: 10.1055/a-2397-1763
Kommentar zu „Gehäuftes Auftreten von Carbapenemase-produzierenden Organismen durch kontaminierte Abflüsse“

Es ist bereits seit längerem bekannt, dass Siphons eine Vielzahl von Bakterien beherbergen, den Austausch von Antibiotikaresistenzen fördern und über Kreuzkontaminationen zu Ausbrüchen gerade auf Intensivstationen führen können. Mit der Empfehlung zu Abwassersystemen hat die KRINKO die Studienlage im Jahr 2020 zum Thema zusammengefasst [1]. Die Kommission kommt zu dem Schluss, dass QAV-basierte Desinfektionsmittel aufgrund der Toleranzentwicklung von gramnegativen Erregerspezies insbesondere bei Anwesenheit von Effluxpumpen nicht zur Abflussdesinfektion empfohlen werden. Auch in der vorliegenden Studie von Anantharajah et al. zeigte der Einsatz von QAV zur Reinigung der Abwassersysteme in Kombination mit Inlets eher negative Effekte [2].
Die KRINKO empfiehlt daher die Durchführung einer Schlussdesinfektion der Abwassersysteme mit Chlor- oder Perverbindungen nach Entlassung oder Verlegung von mit 4MRGN kolonisierten oder infizierten Patienten. Aufgrund fehlender Studien zur standardisierten Durchführung dieser Maßnahme bleibt die KRINKO in der konkreten Umsetzung eher vage [2]. Neuere Publikationen aus den letzten Jahren und die aktuelle belgische Beobachtungsstudie können hier Anregungen bieten. In einer Vergleichsuntersuchung von schaumbasierten Desinfektionsmitteln gegenüber flüssigen Produkten zeigten sich Schäume überlegen [3]. Auch bei der Frequenz der Abflussdekontamination mit den Schäumen gibt es erste Hinweise, dass eine 2× wöchentliche Desinfektion zur Prävention ausreichen könnte. Dies wurde in der belgischen Studie umgesetzt und um ein Eradikations- bzw. Sanierungs-Schema ergänzt, bei dem eine tägliche Desinfektion mit Schäumen umgesetzt wurde [4].
In der belgischen Studie wurden die Ergebnisse der Ganzgenomsequenzierung und die Verwandtschaft der einzelnen nachgewiesenen Spezies im Manuskript sehr detailliert im „Supplement“ beschrieben. Die Ursachenfindung für die Übertragungen aus dem Abwassersystem auf die Patienten kam jedoch etwas kurz. Es bleibt letztlich unklar, warum die Schulungen als Einzelmaßnahme nicht ausreichten, um die Übertragungen von den Abwassersystemen und deren Umgebung auf die Patienten zu verhindern. Hier hätten Beobachtungen wertvolle Hinweise bieten können. Auch wurden die aufgeführten Maßnahmen jeweils in bestimmten Kombinationen umgesetzt, so dass der Effekt der Einzelmaßnahmen unklar bleibt. Z.B. wäre von Interesse, ob regelmäßig gewechselte Inlets in Kombination mit Schäumen auf Basis von Perverbindungen ebenfalls zu guten Ergebnissen führen können.
Im Übrigen sollte von Technikseite darauf geachtet werden, dass die Abwassersysteme für diese Chlor- und Perverbindungen ausgelegt sind, bevor diese zur Eradikation oder Prävention eingesetzt werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. Juni 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut Anforderungen der Hygiene an abwasserführende Systeme in medizinischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsbl 2020; 63: 484-501
- 2 Anantharajah A, Goormaghtigh F, Nguvuyla Mantu E. et al. Long-term intensive care unit outbreak of carbapenemase-producing organisms associated with contaminated sink drains. JHI 2024; 143: 38-47
- 3 Jones LD, Mana TSC, Cadnum JL. Effectiveness of foam disinfectants in reducing sink-drain gram-negative bacterial colonization. ICHE 2020; 41: 280-285
- 4 Varghese MM, Torres-Teran MM, Greentree DH. et al. What is the optimal frequency of sink draindecontamination with a foam disinfectant?. ICHE 2024; 25: 1-3