Zeitschrift für Palliativmedizin 2025; 26(02): 89-96
DOI: 10.1055/a-2357-8306
Originalarbeit

Erfassung existenzieller und spiritueller Bedürfnisse bei Patient*innen in der Palliativsprechstunde mit dem Spiritual Needs Screener – Befunde und Reaktionen des Palliativteams

Assessment of Existential and Spiritual Needs in Patients During Palliative Care Consultations Using the Spiritual Needs Screener – Findings and Reactions of the Palliative Care Team
Arndt Büssing
1   Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping, Universität Witten/Herdecke, Herdecke, Deutschland
,
Anja Dickmann
2   Klinik für Palliativmedizin, KEM, Evang. Kliniken Essen-Mitte, Essen, Deutschland
,
Karin Scheer
3   Hospizarbeit und Palliativmedizinische Sprechstunde der Inneren Klinik, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
Mitra Tewes
4   Universitätsklinikum Essen, Palliativmedizin der Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
,
5   Klinik für Palliativmedizin, Südharz Klinikum Nordhausen, Nordhausen, Deutschland (Ringgold ID: RIN72209)
,
Jochen Rentschler
6   Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Ortenau Klinikum Offenburg-Kehl, Offenburg, Deutschland
› Author Affiliations

Das Projekt wurde ohne externe Finanzierung realisiert.
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Zusammenfassung

Ziel

Implementierung des Spiritual Needs Screeners in der Palliativsprechstunde. Welche Bedeutung haben die mit dem Screener erhobenen Befunde für das Palliativteam: Wie hat dieses auf die erhobenen Befunde reagiert, und welche zusätzlichen Experten wurden hinzugezogen?

Methoden

Querschnittserhebung in 4 Palliativzentren mit 148 Patient*innen (98% Krebs) sowie Fokusgruppengespräche mit den Palliativteams (n=10).

Ergebnisse

Bedeutsam waren Bedürfnisse nach innerem Frieden, deutlich weniger existenzielle oder religiöse Bedürfnisse. In 35% wurde eine psychotherapeutische Begleitung angebahnt und in 33% eine psychologische und seelsorgliche Begleitung. Fokusgruppengespräche zeigten sowohl Vorteile als auch Herausforderungen bei der Nutzung des Screeners.

Schlussfolgerungen

Der Screener kann für ein wichtiges Thema sensibilisieren und erleichtert die Dokumentation und damit die gezielten Reaktionen des Palliativteams, das bei Bedarf weitere Unterstützung initiieren kann. Um die existenziellen/spirituellen Bedürfnisse und das psychische Befinden der Betreuten zu unterstützen, sollte dieser in die Routineprozesse der palliativen Beratung und Begleitung implementiert werden.

Abstract

Objective

Implementation of the Spiritual Needs Screener in the palliative care consultation. What significance do the findings collected with the Spiritual Needs Screener have for the palliative care team: How did they react to the findings and which additional experts were consulted?

Methods

Cross-sectional survey in 4 palliative care centers with 148 patients (97% cancer) and focus group discussions with the teams (n=10).

Results

Needs for inner peace scored strongest, while existential or religious needs were significantly less strong. Psychotherapeutic support was initiated in 35% and psychological and pastoral support in 33%. Focus group discussions revealed both benefits and challenges while using the screener.

Conclusions

The Screener can raise awareness for an important topic, and facilitates documentation and thus specific reactions by the palliative care team, which can initiate further support if necessary. To support patientsʼ existential/spiritual needs and psychological well-being, the Screener should be implemented into routine palliative counseling and support processes.

Fazit

Der Spiritual Needs Screener kann für ein wichtiges Thema sensibilisieren, bei dem es oft eine Frage des Zufalls ist, ob es angesprochen wird oder nicht. Es erleichtert die Identifikation und Dokumentation entsprechender Bedürfnisse und damit die Reaktion des Palliativteams, das bei Bedarf weitere Unterstützung initiieren kann.

Die standardisierte Erfassung der spirituellen Bedürfnisse ist mit dem Screener einfach zu handhaben und entlastet die Begleitenden; eine profunde psychologische oder theologische Expertise ist für die Nutzung nicht notwendig.

Um die existenziellen und spirituellen Bedürfnisse, die Pflegezufriedenheit und das psychische Wohlbefinden der Patient*innen zu unterstützen, sollte dieser in Routineprozesse der palliativen Beratung und Begleitung implementiert werden.



Publication History

Article published online:
24 July 2024

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