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DOI: 10.1055/a-2347-4082
„Auf einen Blick“ – zur Bedeutung der Kasuistik
“At a glance” – the importance of case reports
Einer der größten Vorteile unseres Faches ist, dass wir das Organ Haut sehen können. Die meisten Hauterkrankungen sind für geübte Dermatologen Blickdiagnosen. Wir haben in unserer Facharztausbildung gelernt, Muster zu erkennen und mit den zusätzlichen Informationen aus der Anamnese und Symptombeschreibungen der Patienten zu ergänzen. Wir benötigen dazu kaum Hilfsmittel, allenfalls die Auflichtmikroskopie, um noch mehr Details erkennen zu können. Wie lernt das Gehirn die Mustererkennung? Die Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen unterliegen einem sehr dynamischen Prozess, der durch Wiederholungen und Erfahrungen beeinflusst und verstärkt wird. Die Algorithmen der künstlichen Intelligenz, die auf neuronale Netze angewendet werden, versuchen, diesen komplexen Prozess zu simulieren. Wenn wir Hauterkrankungen, die sich durch eine spezielle Morphe der Einzeleffloreszenz und das Verteilungsmuster von anderen Erkrankungen unterscheiden, wiederholt sehen, werden wir auch ähnliche, aber nicht identische Erkrankungen diesem Bild zuordnen können. Bei seltenen Hauterkrankungen ist das schwieriger, da wir dann nicht auf Erfahrungen zurückgreifen können, sondern aus bekannten Mustern auf dieses neue Bild zurückschließen müssen. Eine Ekzemmorphe unterschiedet sich von einem psoriasiformen, einem lichenoiden, einem granulomatösen, einem degenerativen und einem bullösen Bild.
Die „Aktuelle Dermatologie“ trägt mit der Rubrik „Auf einen Blick“ dazu bei, unser Auge weiter zu schulen. Hier sollen in Form von Kurzkasuistiken Fälle vorgestellt werden, die exemplarisch demonstrieren, dass wir innerhalb von Sekunden nur durch einen Blick die Diagnose stellen können, was unsere Patienten, die von anderen Fachdisziplinen kennen, dass erst umfangreiche und langwierige apparative oder Labordiagnostiken erforderlich sind, um eine definitive Diagnose zu stellen, immer wieder verblüfft bis begeistert.
In der vorliegenden Ausgabe finden Sie einen solchen Fall zu Nagelveränderungen. Der klinische Blick und die gute Anamnese haben zur richtigen Diagnose geführt.
Gerne möchten wir Sie dazu auffordern, uns solche „Perlen“ aus Ihrem Alltag einzureichen. Die Diagnose sollte im Titel nicht genannt werden, um dem Leser eine eigene Blickdiagnose zu ermöglichen. Ein bis maximal zwei Abbildungen sollten die Erkrankung klar zeigen. Im kurzen Begleittext können anamnestische Angaben erfolgen und dann erst die Diagnose kurz erläutert werden. Eine exemplarische Literaturangabe rundet die Kurzkasuistik ab. Wir sind gespannt, was Sie „auf einen Blick“ diagnostizieren.
Publication History
Article published online:
20 November 2024
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