Zahnmedizin up2date 2025; 19(03): 225-244
DOI: 10.1055/a-2343-7855
Kinder- und Jugendzahnheilkunde

Das aktualisierte Würzburger Konzept zur Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation: klinischer Leitfaden

Ramy Gaballah
,
Stefanie Amend
,
Norbert Krämer
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Neue Perspektiven für die Behandlung der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH): Das aktualisierte Würzburger Konzept bietet Zahnärztinnen und Zahnärzten eine präzise Struktur zur Therapieplanung und integriert aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur MIH der Kinderzahnmedizin. Erfahren Sie, wie das Update 2022 die Behandlungsmöglichkeiten erweitert und praxisnahe Lösungen für die Versorgung von MIH-Patienten bietet.

Kernaussagen
  • Die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen verändert sich dynamisch: In industrialisierten Ländern nimmt die Kariesprävalenz an bleibenden Zähnen ab, während MMH/MIH stärker in den Fokus rücken. Das 2016 eingeführte und 2022/2024 überarbeitete Würzburger Konzept verbindet erstmals Diagnostik und Therapie für MIH in einem 2-gleisigen Ansatz.

  • Der erste Pfeiler des Konzepts ist der MIH-TNI, der eine präzise Graduierung der betroffenen Zähne anhand von Strukturdefekten und Hypersensibilität in 4 Scores ermöglicht. Dieser Teil blieb im Update 2022 unverändert.

  • Der zweite Pfeiler, ein auf dem MIH-TNI basierendes Flowchart zur Therapieempfehlung, wurde im Update 2022 erweitert und bietet spezifische Ansätze für kariesanfällige und wenig kooperative Patienten.

  • Die Therapiestufe A (Prophylaxe und Regeneration) bildet die Basis aller Behandlungen und umfasst im Update neue Ansätze zur Regeneration und zum Sensibilitätsmanagement, wie z. B. die Anwendung von CPP-ACP.

  • Das Update 2022 ergänzt die Therapiestufen B und C um Optionen für die Behandlung von Frontzähnen und den akuten, provisorischen Umgang mit MIH, darunter moderne Techniken wie die Anwendung von SDF in Kombination mit einem niedrigviskösen GIZ.

  • Therapiestufe D enthält nun zusätzlich zu konfektionierten Stahlkronen auch Zirkonkronen in Kombination mit der konventionellen Präparationstechnik oder der Hall-Technik. Die Hall-Technik eignet sich speziell für Stahlkronen und stellt eine langfristige Lösung für größere Defekte und eingeschränkte Behandlungsfähigkeit dar.

  • Das Konzept legt besonderen Wert auf ein alters- und gebissentwicklungsorientiertes, schrittweises Vorgehen. Die Möglichkeit zur Extraktion (Therapiestufe F) besteht weiterhin in schweren Fällen und sollte interdisziplinär geplant werden, um komplexe kieferorthopädische Folgebehandlungen möglichst zu vermeiden.

  • Update 2024: Analog zur MIH wurde ein Flowchart für das Therapiekonzept der MMH eingeführt. Die langfristige provisorische Therapie entfällt hier; stattdessen sind konfektionierte Kronen als definitive Therapie (Therapiestufe E) integriert.



Publication History

Article published online:
16 July 2025

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