Schlüsselwörter
Pankreaskarzinom - S3 Leitlinie Kurzversion - duktales Adenokarzinom des Pankreas
- evidenzbasierte Medizin
Wesentliche Neuerungen
Die S3-Leitlinie wurde auf eine Living Guideline mit regelmäßigen Updates umgestellt.
In der vorliegenden Aktualisierung lag der Schwerpunkt in den Bereichen Risikofaktoren,
Risikogruppen und Screening (Kapitel 4), Chirurgische Therapie (Kapitel 6), Palliative
Therapie (Kapitel 8), sowie Palliativversorgung und supportive Therapien (Kapitel
9).
Kapitel 4
Kapitel 4.1 Risikofaktoren
Es gibt weiterhin keine spezifische Diätempfehlung zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos
(Empfehlung 4.1). Allerdings wird empfohlen, auf übermäßigen Alkoholkonsum und jeglichen
Tabakkonsum zu verzichten (Empfehlung 4.2) und sich regelmäßig körperlich zu bewegen
(Empfehlung 4.4). Bestimmte Vorerkrankungen können das Risiko, an einem Pankreaskarzinom
zu erkranken, erhöhen (Empfehlung 4.5).
Kapitel 4.4 Screening
Die Leitlinie empfiehlt, bei asymptomatischen Individuen ohne erhöhtes Risiko für
ein Pankreaskarzinom keine Screeninguntersuchungen durchzuführen (Empfehlung 4.13).
Selbst wenn ein erhöhtes Risiko für ein sporadisches Pankreaskarzinom bekannt ist
oder vermutet wird, sollte dies bei asymptomatischen Personen keine Screeninguntersuchungen
auslösen, da Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Gallensteine, NASH u. a. das Risiko
nur gering erhöhen (Empfehlung 4.14).
Personen, die die Kriterien für ein familiäres Pankreaskarzinom erfüllen (Empfehlung
4.15) oder an einer hereditären chronischen Pankreatitis leiden (Empfehlung 4.18),
können Surveillance-Untersuchungen angeboten werden. Diese sollen auch Trägern einer
wahrscheinlich pathogenen oder pathogenen Keimbahnvariante (Empfehlung 4.16), die
mit mindestens einem, am Pankreaskarzinom Erkrankten, verwandt sind, angeboten werden.
Gleiches gilt für Personen mit Peutz-Jeghers Syndrom oder Trägern einer wahrscheinlich
pathogenen oder pathogenen STK11- oder CDKN2A-Genvariante (Empfehlung 4.17). Als Screeningverfahren
werden MRT/MRCP und/oder der endoskopische Ultraschall empfohlen (Empfehlung 4.19).
Beginnen sollte das Screening bei Hochrisiko-Individuen für ein familiäres Pankreaskarzinom
ohne bekannte Keimbahnmutation ab 50–55 Lebensjahren oder 10 Jahre vor dem jüngsten
Erkrankungsalter in der Familie. Für Träger einer wahrscheinlich pathogenen oder pathogenen
Variante in einem prädisponierenden Gen und mindestens einem, an einem Pankreaskarzinom
erkrankten, erstgradig Verwandten gilt ähnliches. Bei Individuen mit einer wahrscheinlich
pathogenen oder pathogenen CDKN2A-Keimbahnvariante oder einem Peutz-Jeghers Syndrom
sollte mit 40 Jahren oder 10 Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der Familie
mit dem Screening begonnen werden. Bei Patienten mit hereditärer Pankreatitis sollte
20 Jahre nach Krankheitsbeginn, spätestens aber in einem Alter von 40 Jahren mit dem
Screening begonnen werden (Empfehlung 4.20).
Kapitel 6
Kapitel 6.2 Präoperative Vorbereitung und chirurgische Diagnostik
Eine diagnostische Laparoskopie sollte bei resektablen Pankreaskarzinomen bei Tumoren
> 3 cm und/oder Aszites und/oder einem CA 19–9 > 500 U/ml (ohne Cholestase) durchgeführt
werden. Hintergrund der Empfehlung ist eine bei dieser Konstellation häufiger vorliegende
Mikrometastasierung (Empfehlung 6.6).
Kapitel 8
Kapitel 8.2 Indikation zur Chemotherapie
Aufgrund neuer Studiendaten wurde die Empfehlung zur Erstlinientherapie des fortgeschrittenen
oder metastasierten Pankreaskarzinoms um die Möglichkeit einer Therapie mit NALIRIFOX
erweitert (Empfehlung 8.3, 8.11, 8.12).
Kapitel 8.6 Therapie in molekularen Subgruppen
Zunehmend durchgeführte molekulare Tumoranalysen eröffnen bei einzelnen Patienten
neue Therapieoptionen. Die Leitlinie berücksichtigt, dass nach Ausschöpfen aller therapeutischen
Optionen bei Nachweis einer KRAS G12C Mutation eine Therapie mit einem selektiven
KRAS G12C Inhibitor durchgeführt werden kann (Empfehlung 8.22). Auch hierfür gibt
es noch keine Zulassung („off label use“) und ein individueller Antrag auf Therapie
ist zu stellen.
Kapitel 9
Kapitel 9.1 Palliativversorgung und supportive Therapie
Für die palliative Situation betont die Leitlinie die Bedeutung einer frühzeitigen
Information und eines frühen Angebots einer Palliativversorgung, unabhängig vom Krankheitsstadium
(Empfehlungen 9.1, 9.2). Dazu soll ein Bedarfsassessment durch ein SPV-Team durchgeführt
werden (Empfehlung 9.3). In komplexen Situationen sollte eine spezialisierte Palliativversorgung
erfolgen (Empfehlung 9.4).
Kapitel 9.2 Erfassung von Symptomen, Patient-reported-outcomes, Lebensqualität
Supportive Therapien sollen allen Patienten unabhängig von der Krankheitsphase angeboten
werden. Es soll ferner ein Screening auf typische belastende Symptome und psychosoziale
Belastungen erfolgen. Dazu sollen validierte und standardisierte Screeninginstrumente
eingesetzt werden (Empfehlungen 9.5–9.9). Auch eine Schmerzanamnese und eine schmerzbezogene
klinische Untersuchung soll Bestandteil jeder klinischen Untersuchung sein (Empfehlung
9.10).
Kapitel 9.3 Ernährung
Die Leitlinie empfiehlt ein regelmäßiges Screening auf Mangelernährung mit etablierten
Instrumenten (Empfehlung 9.10), bei Problemen ein Assessment und eine Beratung durch
eine qualifizierte Ernährungsfachkraft (Empfehlung 9.12), ggf. auch eine enterale
oder parenterale Ernährung (Empfehlung 9.13). Des Weiteren finden sich therapeutische
Empfehlungen bei inkompletter und kompletter maligner Obstruktion (Empfehlungen 9.22–9.27).
Kapitel 9.5 Primäre Antikoagulation
Eine primärprophylaktische Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin kann bei
ambulanten Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom unter Nutzen-/Risiko-Abwägung
durchgeführt werden (Empfehlung 9.28).
Kapitel 9.6 Rehabilitation und Nachsorge
Eine postoperative Anschlussheilbehandlung sowie eine strukturierte Nachbetreuung
sollten angeboten werden (Empfehlung 9.29–9.31).
Eine detaillierte Übersicht der Änderungen in Version 3 befindet sich im Anhang
1 Informationen zu dieser Leitlinie
1 Informationen zu dieser Leitlinie
1.1 Herausgeber
Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften e. V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der
Stiftung Deutsche Krebshilfe (DKH).
1.2 Federführende Fachgesellschaft(en)
1.3 Finanzierung der Leitlinie
Diese Leitlinie wurde von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen des Leitlinienprogramms
Onkologie gefördert.
1.4 Kontakt
Office Leitlinienprogramm Onkologie
c/o Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Kuno-Fischer-Straße 80
14057 Berlin
leitlinienprogramm@krebsgesellschaft.de
www.leitlinienprogramm-onkologie.de
1.5 Zitierweise
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF):
S3-Leitlinie Exokrines Pankreaskarzinom, Kurzversion 3.1, 2024, AWMF-Registernummer:
032-010OL https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/pankreaskarzinom/; Zugriff am [tt.mm.jjj]
1.6 Besonderer Hinweis
Die Medizin unterliegt einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben,
insbesondere zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, immer nur dem Wissensstand
zur Zeit der Drucklegung der Leitlinie entsprechen können. Hinsichtlich der angegebenen
Empfehlungen zur Therapie und der Auswahl sowie Dosierung von Medikamenten wurde die
größtmögliche Sorgfalt beachtet. Gleichwohl werden die Benutzer aufgefordert, die
Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und
im Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren. Fragliche Unstimmigkeiten sollen
bitte im allgemeinen Interesse der OL-Redaktion mitgeteilt werden.
Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für jede diagnostische und therapeutische
Applikation, Medikation und Dosierung.
In dieser Leitlinie sind eingetragene Warenzeichen (geschützte Warennamen) nicht besonders
kenntlich gemacht. Es kann also aus dem Fehlen eines entsprechenden Hinweises nicht
geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb
der Bestimmung des Urhebergesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der OL-Redaktion
unzulässig und strafbar. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche
Genehmigung der OL-Redaktion reproduziert werden. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung, Nutzung und Verwertung in
elektronischen Systemen, Intranets und dem Internet.
1.7 Ziele des Leitlinienprogramms Onkologie
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.,
die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem
Leitlinienprogramm Onkologie (OL) das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und
Fortschreibung und den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien
in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Die Basis dieses Programms beruht
auf den medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen der Fachgesellschaften und der
DKG, dem Konsens der medizinischen Fachexperten, Anwender und Patienten sowie auf
dem Regelwerk für die Leitlinienerstellung der AWMF und der fachlichen Unterstützung
und Finanzierung durch die Deutsche Krebshilfe. Um den aktuellen Stand des medizinischen
Wissens abzubilden und den medizinischen Fortschritt zu berücksichtigen, müssen Leitlinien
regelmäßig überprüft und fortgeschrieben werden. Die Anwendung des AWMF-Regelwerks
soll hierbei Grundlage zur Entwicklung qualitativ hochwertiger onkologischer Leitlinien
sein. Da Leitlinien ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements
in der Onkologie darstellen, sollten sie gezielt und nachhaltig in den Versorgungsalltag
eingebracht werden. So sind aktive Implementierungsmaßnahmen und auch Evaluationsprogramme
ein wichtiger Bestandteil der Förderung des Leitlinienprogramms Onkologie. Ziel des
Programms ist es, in Deutschland professionelle und mittelfristig finanziell gesicherte
Voraussetzungen für die Entwicklung und Bereitstellung hochwertiger Leitlinien zu
schaffen. Denn diese hochwertigen Leitlinien dienen nicht nur dem strukturierten Wissenstransfer,
sondern können auch in der Gestaltung der Strukturen des Gesundheitssystems ihren
Platz finden. Zu erwähnen sind hier evidenzbasierte Leitlinien als Grundlage zum Erstellen
und Aktualisieren von Disease-Management-Programmen oder die Verwendung von aus Leitlinien
extrahierten Qualitätsindikatoren im Rahmen der Zertifizierung von Organtumorzentren.
1.8 Weitere Dokumente zu dieser Leitlinie
Bei diesem Dokument handelt es sich um die 3. Aktualisierung der S3-Leitlinie zum
exokrinen Pankreaskarzinom (Version 3.1). Diese Leitlinie ist über die folgenden Seiten
zugänglich:
Neben der Kurzversion gibt es folgende ergänzende Dokumente zu dieser Leitlinie:
Alle diese Dokumente sind ebenfalls auf den oben genannten Homepages abrufbar.
Die Leitlinie ist außerdem in der App des Leitlinienprogramms Onkologie enthalten.
Weitere Informationen unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
1.9 Zusammensetzung der Leitliniengruppe
1.9.1 Koordination
Prof. Dr. med. Thomas Seufferlein, Universitätsklinikum Ulm
Prof. Dr. med. Julia Mayerle, Universitätsklinikum München
Leitliniensekretariat
Pia Lorenz, M.Sc., DGVS Berlin
Nadine Fischer, M.Sc., DGVS Berlin
1.9.2 Beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen
In [Tab. 11] sind die an der Leitlinienerstellung beteiligten medizinischen Fachgesellschaften
und sonstigen Organisationen, deren mandatierte Vertreter*innen sowie beteiligte Patientenvertreter*innen
und methodische Berater*innen aufgeführt.
Weiterführende Informationen zu den Funktionen der einzelnen Personen und der Zusammensetzung
der Arbeitsgruppen können der Langversion der Leitlinie entnommen werden.
1.10 Abkürzungsverzeichnis
Tab. 1
Abkürzungsverzeichnis.
Abkürzung
|
Erläuterung
|
ACS-NSQIP
|
American College of Surgeons National Surgical Quality Improvement Program
|
AHC
|
Arteria hepatica communis
|
ALP
|
Alkaline phosphatase
|
AMS
|
Arteria mesenterica superior
|
ASCO
|
American Society of Clinical Oncology
|
ASCO-PCO
|
Amerikanische Gesellschaft für Klinische Onkologie vorläufige klinische Stellungnahme
(Engl.: American Society of Clinical Oncology provisional clinical opinion)
|
ATM
|
Ataxia- Teleangiectasia Mutated
|
AWMF
|
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
|
BR
|
grenzwertig resektabel (Engl.: borderline resectable)
|
BRCA 1/2
|
Brustkrebsgen1/2 (Engl.: Breast Cancer Associated Gene 1/2)
|
BRPC
|
Borderline-resezierbarer Bauchspeicheldrüsenkrebs (Engl.: Borderline resectable pancreatic
cancer)
|
CA19–9
|
Carbohydrate antigen 19–9
|
CDKN2A
|
Cyclin-abhängiger Kinase-Inhibitor 2A (Engl.: Cyclin Dependent Kinase Inhibitor 2A)
|
CDR
|
clinical decision rule
|
CEA
|
Karzinoembryonales Antigen
|
CRM
|
circumferential resection margin
|
CT
|
Computertomographie
|
DHC
|
Ductus Choledochus
|
dMMR
|
Mismatch-Reparatur-Defizienz
|
ECOG
|
Eastern Cooperative Oncology Group
|
EGF
|
Epidermaler Wachstumsfaktor (engl.: Epidermal growth factor)
|
EK
|
Expertenkonsens
|
EORTC
|
European Organisation for Research and Treatment of Cancer
|
EPCAM
|
Epitheliales Zelladhäsionsmolekül (Engl.: Epithelial cell adhesion molecule)
|
ERCP
|
Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie
|
ESPAC
|
European Study Group for Pancreatic Cancer
|
EUS
|
Endoskopischer Ultraschall
|
FAMMM
|
Familial Atypical Multiple Mole Myeloma
|
FAP
|
familiäre adenomatöse Polyposis coli
|
FDG-PET
|
Fluorodeoxyglukosepositronenemissionstomographie
|
FU
|
Fluorouracil
|
GEKID
|
Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland
|
GEM
|
Gemcitabin
|
GERCOR
|
Groupe Cooperateur Multidisciplinaire en Oncologie
|
GoR
|
Grade of Recommendation – Empfehlungsgrad
|
IAP
|
Internationale Vereinigung für Pankreatologie (Engl.: International Association of
Pancreatology)
|
IORT
|
Intraoperative Radiotherapie
|
IPMN
|
intraduktal papillär muzinöse Neoplasie
|
KI
|
Konfidenzintervall
|
KM
|
Kontrastmittel
|
LA
|
Lokal fortgeschritten (Engl.: locally advanced)
|
LFS
|
Li-Fraumeni-Syndrom
|
LK
|
Lymphknoten
|
LoE
|
Level of Evidence
|
MLH1
|
MutL Homolog 1 Gen
|
MMRd
|
Mismatch Reparatur Defizienz
|
MRCP
|
Magnetresonanzcholangiopankreatikographie
|
MRT/MR
|
Magnet-Resonanz-Tomographie
|
MSI-H
|
Mikrosatelliteninstabilität hoch (high)
|
NCCN
|
National Comprehensive Cancer Network
|
NSAR
|
Nichtsteroidale Antirheumatika
|
OL
|
Leitlinienprogramm Onkologie
|
OP
|
Operation
|
PALB2
|
Partner and localizer of BRCA2 gene
|
PanIN
|
Intraepitheliale Neoplasie des Pankreas (Pancreatic Intraepithelial Neoplasia)
|
PDAC
|
duktales Pankreas-Adenokarzinom (Engl.: pancreatic ductal adenocarcinoma)
|
PET
|
Positronen-Emissions-Tomographie
|
PICO
|
Population Intervention Comparison Outcome
|
PJS
|
Peutz-Jeghers-Syndrom
|
PMS
|
Mismatch Repair Endonuklease
|
PR
|
partial response
|
PS
|
Performance Status
|
PTCD
|
perkutane transhepatische Cholangiodrainage
|
PV
|
Pfortader (Engl.: Confluens venosum)
|
QLQ
|
Quality of Life Questionnaire
|
R
|
Resektabel (resactable)
|
R0
|
Resektion im Gesunden
|
RCT
|
randomisierte kontrollierte Studie
|
RECIST
|
Response Evaluation Criteria in Solid Tumors
|
RTOG
|
Radiation Therapy Oncology Group
|
SIRT
|
selektive interne Radiotherapie
|
SR
|
Systematische Übersichtsarbeit
|
TC
|
Truncus coeliacus
|
TNM
|
System zur Klassifikation der anatomischen Ausbreitung maligner Tumoren mit Primärtumor
(T), regionären Lymphknoten (N) und Fernmetastasen (M)
|
UICC
|
Union international contre le cancer
|
US
|
Ultraschall
|
VCI
|
Vena cava inferior
|
VMS
|
Vena mesenterica superior
|
WHO
|
World Health Organization (Welt-Gesundheitsorganisation)
|
2 Einführung
2.1 Geltungsbereich und Zweck
2.1.1 Zielsetzung und Fragestellung
Zielsetzung des Updates der Leitlinie „Exokrines Pankreaskarzinom“ ist die Sicherstellung
einer evidenzbasierten, flächendeckenden, optimalen Versorgung von Patient*innen mit
exokrinem Pankreaskarzinom. Das Update der Leitlinie soll letztlich dazu beitragen,
dass das Überleben von Patient*innen mit resektablem, grenzwertig resektablem und
nicht resektablem/metastasiertem Pankreaskarzinom bei guter Lebensqualität verlängert
wird.
Die Schlüsselfragen der Aktualisierung 2012/2013, 2020/2021 und 2021–2024 sind in
der folgenden [Tab. 2] aufgeführt. Diese wurden jeweils zu Beginn der Aktualisierungen von den Leitliniengruppen
priorisiert.
Tab. 2
Schlüsselfragen der Leitlinie.
Schlüsselfragen
|
|
Risikofaktoren/Screening/Risikogruppen
|
|
Welche Screening Untersuchungen/Programme sollen bei Individuen mit einem erhöhten
Risiko für ein (a) sporadisches und (b) familiäres/hereditäres Pankreaskarzinom angeboten
werden?
|
2021–2024
|
Welche endogenen und exogenen Risikokonditionen sind in der Normalbevölkerung mit
einem erhöhten Risiko für ein sporadisches Pankreaskarzinom verbunden?
Inhaltlich erfolgte eine Einschränkung auf die folgenden Themenbereiche:
|
2021–2024
|
Welche Laboruntersuchungen sind zur Prävention/Frühdiagnose des Pankreaskarzinoms
in einer asymptomatischen Normalbevölkerung geeignet?
|
2020/2021
|
Welche genetischen Untersuchungen erlauben die Erkennung von Individuen mit einem
erhöhten hereditären Pankreaskarzinomrisiko?
|
2020/2021
|
Sollen diese genetischen Untersuchungen bei Individuen mit positiver Familienanamnese
für Bauchspeicheldrüsenkrebs durchgeführt werden?
|
2020/2021
|
Welche Bildgebenden Verfahren erlauben in der asymptomatischen Bevölkerung eine Prävention
oder Frühdiagnose des Bauchspeicheldrüsenkrebs?
|
2020/2021
|
Diagnostik
|
|
Hat die PET-CT Vorteile zur Beurteilung der präoperativen Ausbreitung eines Pankreaskarzinoms?
|
2020/2021
|
Sollte beim resektablen Pankreaskarzinom routinemäßig ein präoperatives MRT der Leber
mit Kontrastmittel durchgeführt werden, um eine hepatische Metastasierung auszuschließen?
|
2020/2021
|
Nutzen einer präoperativen Staging-Laparoskopie?
|
2012/2013
|
Welche diagnostischen Verfahren sollten zur weiteren Abklärung von z. B.: sonographisch
festgestellten zystischen Raumforderungen durchgeführt werden?
|
2020/2021
|
Chirurgische Therapie (kurative Intention)
|
|
Welche Indikationen gibt es für eine diagnostische Laparoskopie?
-
hoher Tumormarkerwert (CA 19–9 > 500 U/ml) bei in der Bildgebung nicht feststellbaren
Metastasen (Peritoneum, Leber)
-
zum genauen Staging vor neoadjuvanter/palliativer Therapie
-
zur Diagnosesicherung bei vorangegangener frustraner Tumorsicherung durch interventionelle
Biopsie (Endosonographie, Sono- und CT-gesteuerter Biopsie)
|
2021–2024
|
Ausdehnung der Lymphknotendissektion bei der pyloruserhaltenden oder klassischen Duodeno-Hemipankreatektomie
(Whipple-Operation).
|
2021–2024
|
Gibt es Evidenz für einen Vorteil von Mindestfallzahlen bei der Chirurgie des Pankreaskarzinoms?
|
2020/2021
|
Nutzen einer Galleableitung mittels ERCP und Stent bei präoperativ bestehender Cholestase?
|
2012/2013
|
Was sind Kriterien der Irresektabilität des Tumors? Definition der Borderline-Resektabilität?
|
2012/2013
|
Welches sind Kriterien der Resektabilität von Seiten des/der Patienten/Patientin?
-
Alter des/der Patienten/Patientin
-
ECOG/Performance Status
-
Komorbidität (Cardiopulmonal, Leberzirrhose + port. Hypertension, Nierenfunktion)
-
Weitere Faktoren?
|
2020/2021
|
Welches sind biologische Kriterien der Resektabilität von Seiten des/der Patienten/Patientin?
|
2020/2021
|
Welches sind Kriterien der Resektabilität bzw. grenzwertiger Resektabilität bzw. eines
lokal fortgeschrittenen Stadiums von Seiten des Tumors?
-
Extrapankreatische Tumormanifestation
-
Infiltration des Truncuscoeliacus
-
Infiltration der Art. mes. sup.
-
Infiltration der Pfortader
-
Infiltration der V. mes. sup.
|
2020/2021
|
Soll trotz Nachweis von Fernmetastasen (Organmetastasen, Peritonealkarzinose, als
Fernmetastasen geltende Lymphknotenmetastasen) der Primärtumor reseziert werden?
|
2020/2021
|
Soll eine Resektion von Metastasen eines Pankreaskarzinoms durchgeführt werden? Falls
ja – unter welchen Voraussetzungen?
|
2020/2021
|
Welche minimale Resektionsgrenze vom makroskopischen Tumorrand kann empfohlen werden?
|
2012/2013
|
Nutzen der pyloruserhaltenden Operation bei Karzinomen des Pankreaskopfes?
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2012/2013
|
Welches Vorgehen kann bei Adhärenz des Tumors mit umgebenden Organen empfohlen werden?
|
2012/2013
|
Nutzen einer Lymphadenektomie bei der Resektion des Pankreaskarzinoms?
|
2012/2013
|
Gibt es eine Indikation für eine Tuschemarkierung der Resektionsränder bzw. wie soll
das Resektionspräparat aufgearbeitet werden?
|
2012/2013
|
Sollen erst intraoperativ nachweisbare, resektable Fernmetastasen reseziert werden?
|
2012/2013
|
Sollen erst intraoperativ nachweisbare, resektable Fernmetastasen reseziert werden?
|
2020/2021
|
Nutzen der laparoskopischen Operationstechnik im Rahmen der Pankreaskarzinomchirurgie?
|
2012/2013
|
Gibt es eine Indikation für die laparoskopische/robotische Operationstechnik im Rahmen
der Pankreaskarzinomchirurgie?
|
2020/2021
|
Nutzen der intraoperativen Schnellschnittanfertigung im Rahmen der Pankreaskarzinomchirurgie?
|
2012/2013
|
Kriterien der Einstufung als R0 Resektion?
|
2012/2013
|
Notwendige Angaben durch den Pathologen?
|
2012/2013
|
Adjuvante und neoadjuvante nichtchirurgische Therapie
|
|
Nutzen einer adjuvanten Chemotherapie nach R0 Resektion, ggf. Einschränkungen bzgl.
Alter, Komorbidität, ECOG-Status und Vorgaben bzgl. Dauer?
|
2012/2013
|
Nutzen einer additiven Chemotherapie nach R1 Resektion?
|
2012/2013
|
Sollte beim kurativ resezierten Pankreaskarzinom eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt
werden?
|
2020/2021
|
Welche Patient*innen profitieren von adjuvanter Chemotherapie nach Resektion (R0,
R1, R2(?), T in situ, T1 N0 (?)?
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2020/2021
|
Gibt es Evidenz für verschiedene Therapien (Gem mono, 5FU, Gem & Capecitabine, Gem
& nab-Paclitaxel, mFolfirinox)?
|
2020/2021
|
Wie sollte die Dauer der Therapie sein (6 Monate bzw. komplettes Schema)?
|
2020/2021
|
Nutzen einer adjuvanten Radiochemotherapie oder Radiotherapie nach R0 Resektion? Nutzen
einer additiven Radiochemotherapie nach R1 Resektion?
|
2012/2013
|
Nutzen einer Radiochemotherapie nach einer adjuvanten Chemotherapie?
|
2012/2013
|
Nutzen einer adjuvanten Chemo-, Radiochemo- oder Radiotherapie nach Resektion von
Fernmetastasen?
|
2012/2013
|
Innerhalb welcher Zeitfenster sollte eine adjuvante Therapie erfolgen?
|
2012/2013
|
Wann sollte der Start der Therapie erfolgen (< 6–8 Wochen postoperativ, < 12 Wochen
postoperativ)?
|
2020/2021
|
Nutzen einer neoadjuvanten Radiochemotherapie oder neoadjuvanten Chemotherapie beim
Pankreaskarzinom?
|
2012/2013
|
Nutzen einer Chemo-, Strahlen- oder Radiochemotherapie oder einer Kombinationstherapie
beim lokal fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinom zum Downsizing des Tumors
mit dem Ziel, eine sekundäre Resektabilität zu erreichen (Intention: Potenziell kurativ)?
|
2012/2013
|
Gibt es Indikationen zur neoadjuvanten Strahlentherapie, Strahlenchemotherapie oder
Chemotherapie beim Pankreaskarzinom?
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2020/2021
|
Wann sollte neoadjuvant behandelt werden?
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2020/2021
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Sollte eine neoadjuvante Systemtherapie allein oder kombiniert mit einer Lokaltherapie
(Bestrahlung) durchgeführt werden?
|
2020/2021
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Welche Evidenz gibt es für die folgenden Systemtherapien
-
Gemcitabin
-
Folfirinox
-
Gem & nab-Paclitaxel
|
2020/2021
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Sollten Patient*innen nach neoadjuvanter Therapie und mindestens Stable Disease in
der Bildgebung chirurgisch exploriert werden?
|
2020/2021
|
Wie ist die Qualität der Bildgebung nach neoadjuvanter Therapie?
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2020/2021
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Nutzen einer intraoperativen Strahlentherapie beim Pankreaskarzinom?
|
2012/2013
|
Nutzen neuer Therapieverfahren wie z. B. SIRT, Hyperthermie oder Protonentherapie
in der adjuvanten, neoadjuvanten oder palliativen Therapie des Pankreaskarzinoms?
|
2012/2013
|
Palliative Therapie
|
|
Nutzen einer palliativen Chemotherapie beim lokal fortgeschrittenen irresektablen
bzw. metastasierten Pankreaskarzinom (First-, Second-, Third-Line), ggf. geeignete
Vorgehensweise?
|
2012/2013
|
Welche systemische palliative Behandlung ist Standard in der First-Line-Therapie?
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2020/2021/2023/2024
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Gibt es Kriterien, die die Auswahl einer bestimmten (systemischen palliativen) Therapie
nahelegen?
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2020/2021
|
Gibt es Patient*innen, die besonders von einer Kombinationschemotherapie in der Erstlinie
profitieren?
|
2020/2021
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Sollte eine weitere systemische palliative Behandlung nach Versagen der Erstlinientherapie
durchgeführt werden?
-
OFF
-
mFOLFOX
-
mFOLFIRINOX
-
5-FU/nal-Iri
-
Andere Therapien
|
2020/2021
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Gibt es Evidenz, die eine bestimmte Sequenz in der Zweitlinientherapie nahelegt? a) Zweitlinientherapie nach Gem b) Zweitlinientherapie nach Gem/NabPaclitaxel c) Zweitlinientherapie nach FOLFIRINOX
|
2020/2021
|
Welche Verlaufsparameter sind zur Evaluation der klinischen Effektivität der Chemotherapie
geeignet?
|
2020/2021
|
Nutzen von molekularen Markern zur Therapiesteuerung?
|
2012/2013
|
Nutzen einer Strahlentherapie oder Chemotherapie bei nicht operablem/resektablem Pankreaskarzinom
(lokal fortgeschritten, nicht metastasiert)?
|
2012/2013
|
Gibt es Indikationen für eine palliative Strahlentherapie beim Pankreaskarzinom?
|
2020/2021
|
Wenn es Indikationen für eine palliative Strahlentherapie beim Pankreaskarzinom gibt,
nach welchem(n) Schema(ta) sollte diese appliziert werden?
|
2020/2021
|
Wenn eine Strahlentherapie in der Palliativtherapie durchgeführt wird, soll diese
mit einer Chemotherapie kombiniert werden?
|
2012/2013
|
Wenn eine Strahlentherapie in der Palliativtherapie durchgeführt wird, soll diese
mit einer Chemotherapie kombiniert werden?
|
2020/2021
|
Nutzen einer Kombinationsstrategie (z. B. Chemotherapie, gefolgt von Strahlenchemotherapie)
bei lokal fortgeschrittenem, inoperablem oder nicht resektablem Tumor (Intention:
Palliativ)?
|
2012/2013
|
Nutzen einer primär simultanen Radiochemotherapie ohne Chance auf sekundäre Resektabilität?
|
2012/2013
|
Haben zielgerichtete Therapien (TargetedTherapy Ansätze) einen Stellenwert in der
palliativen Therapie des Pankreaskarzinoms?
|
2020/2021/2023/2024
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Haben Immuntherapeutika wie Checkpointinhibitoren einen Stellenwert in der palliativen
Therapie des Pankreaskarzinoms?
|
2020/2021
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Bei welcher Patientengruppe und in welcher Therapiesituation gibt es eine Indikation
zur Therapie mit Immuntherapeutika?
|
2020/2021
|
Soll der MSI Status bei Patient*innen mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom regelhaft
untersucht werden?
|
2020/2021
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Mit welchem Verfahren soll der MSI Status bestimmt werden?
|
2020/2021
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Welche Therapeutika sollten bei Vorliegen von hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI)
im Tumor eingesetzt werden?
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2020/2021
|
Haben Substanzen, die in DNA-Reparaturmechanismen eingreifen – wie PARP-Inhibitoren
– einen Stellenwert in der palliativen Therapie des Pankreaskarzinoms?
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2020/2021
|
Bei welcher Patientengruppe und in welcher Therapiesituation gibt es eine Indikation
zum Einsatz von Substanzen, die in den DNA-Reparaturmechanismus eingreifen?
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2020/2021
|
Soll der BRCA1/2 -Mutationsstatus bei Patient*innen mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom
regelhaft untersucht werden?
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2020/2021
|
Mit welchem Verfahren soll der BRCA1/2-Mutationsstatus bestimmt werden?
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2020/2021
|
Welche Therapeutika sollten bei Vorliegen einer BRCA1/2 Mutation eingesetzt werden?
|
2020/2021
|
Für das Kapitel 9 „Palliativversorgung, Supportive Therapie und Nachsorge“ gab es
keine spezifischen Schlüsselfragen. Schwerpunkte waren Antikoagulation, Nachsorge,
Rehabilitation und Ernährung.
2.1.2 Adressaten
Die Anwenderzielgruppe sind Ärzt*innen aller Versorgungsbereiche (insbesondere Fachärzt*innen),
die Patient*innen mit chronischen Pankreaserkrankungen, Verdacht auf Pankreaskarzinom
sowie diagnostiziertem Pankreaskarzinom ambulant und/oder stationär behandeln. Hierzu
gehören unter anderem Ärzt*innen aus den Bereichen Innere Medizin mit Gastroenterologie
und Onkologie sowie Radiologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Palliativmedizin,
Pathologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Sie dient zur Information für Allgemeinärzt*innen
und onkologisch tätige Pflegekräfte.
Die Leitlinie gilt für Patient*innen mit exokrinem Pankreaskarzinom unabhängig von
Alter und Geschlecht, Schweregrad der Erkrankung oder Komorbidität. Sie gilt ferner
für Menschen mit erhöhtem Risiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, soweit dies
mit den aktuell zur Verfügung stehenden Methoden erfassbar ist.
Die Leitlinie betrifft den ambulanten und stationären Versorgungssektor, einschließlich
der Nachsorge und Rehabilitation.
Sie soll entsprechend der Definition von Leitlinien zur Unterstützung der gemeinsamen
Entscheidungsfindung von Arzt oder Ärztin und Patient*in bei diagnostischen und therapeutischen
Maßnahmen dienen. Sie entbindet allerdings den Arzt/die Ärztin nicht von seiner/ihrer
Verpflichtung, individuell und unter Würdigung der Gesamtsituation des/r Patient*in
die adäquate Vorgehensweise zu prüfen. Das Abweichen von der Leitlinie sollte im konkreten
Fall begründet werden.
Aufgabe vor Ort ist es, jeweils die Behandlungsqualität in der kurativen und palliativen
Versorgung kontinuierlich zu sichern. Indem die Leitlinie darlegt, welche Entwicklungen
erforderlich sind und welche neuen, auch kostenintensiven Substanzen in der adjuvanten
und palliativen Situation eingesetzt werden sollen, richtet sie sich auch an indirekt
Betroffene, wie z. B. die Kostenträger und den Medizinischen Dienst der Krankenkassen.
2.1.3 Gültigkeitsdauer und Aktualisierungsverfahren
S3-Leitlinien sollen kontinuierlich aktualisiert werden. Die Gültigkeit der Leitlinie
beläuft sich auf maximal 3 Jahre (März 2027).
Im dritten Aktualisierungsverfahren 2021–2024 wurden folgende Themenkomplexe bearbeitet:
-
Risikofaktoren, Risikogruppen, Screening (Kapitel 4)
-
Chirurgische Therapie (Kapitel 6)
-
Palliative Therapie des Pankreaskarzinom (Kapitel 8)
-
Palliativversorgung, Supportive Therapie und Nachsorge (Kapitel 9)
Die übrigen Themenkomplexe werden in den kommenden Aktualisierungen überarbeitet.
Eine jährliche Aktualisierung der Leitlinie wird dabei angestrebt.
Kommentare und Hinweise für den Aktualisierungsprozess sind ausdrücklich erwünscht
und können an: pankreaskarzinom@leitlinienprogramm-onkologie.de adressiert werden.
Aktualität der Empfehlungen
Die Erstellung der ersten Version der interdisziplinären S3-Leitlinie zum exokrinen
Pankreaskarzinom erfolgte in 2006. Die 1. Aktualisierung erfolgte 2012/2013 und die
2. Aktualisierung 2020/2021. 2021–2024 erfolgte dann die 3. Aktualisierung.
Hierbei wurden einzelne Empfehlungen der aktualisierten Themenbereiche aus der Vorgängerversion
übernommen. Im Leitlinienreport befindet sich eine Übersicht der Änderungen der Leitlinienempfehlungen
im Rahmen der 2. Aktualisierung 2020/2021 und der 3. Aktualisierung 2021–2024.
In den Kopfzeilen der Empfehlungen und Statements wurde vermerkt, wann diese erstellt
bzw. aktualisiert wurden und ob sie im Vergleich zur vorherigen Version modifiziert
oder neu erstellt wurden.
2.2 Grundlagen der Methodik
Die detaillierte methodische Vorgehensweise bei der Erstellung der Leitlinie ist im
Leitlinienreport und im Evidenzbericht dargelegt. Diese Dokumente sind im Internet
z. B. auf den Seiten des Leitlinienprogramms Onkologie (https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/analkarzinom/), der DGVS (https://www.dgvs.de/) und den Seiten der AWMF (http://www.awmf.org/) frei verfügbar.
Die in den Empfehlungskästen aufgeführten Angaben zur Empfehlungsgraduierung (Empfehlungsgrad)
sowie weitere methodische Erläuterungen sind in Kapitel 11.2 dargelegt.
2.2.1 Unabhängigkeit und Darlegung möglicher Interessenkonflikte
Finanzierung der Leitlinie und Darlegung möglicher Interessenkonflikte
Die Deutsche Krebshilfe stellte über das Leitlinienprogramm Onkologie die finanziellen
Mittel für die Aktualisierung zur Verfügung. Diese Mittel wurden eingesetzt für Personalkosten,
Büromaterial, Literaturbeschaffungen, Erstellung von Evidenzberichten und die Konsensuskonferenz
(Technik, Moderatoren, Honorare), wobei die Autor*innen der Leitlinie ausschließlich
ehrenamtlich tätig waren.
Die 3. Aktualisierung erfolgte in redaktioneller Unabhängigkeit von der finanzierenden
Organisation.
Alle Autor*innen der 3. Aktualisierung legten während des Leitlinienprozesses mindestens
eine schriftliche Erklärung zu eventuell bestehenden Interessenkonflikten vor. Eine
Übersicht der offengelegten Interessenkonflikte sowie weiterführende Angaben zum Umgang
mit Interessenkonflikten befinden sich im Leitlinienreport zur Leitlinie.
Für ihre ausschließlich ehrenamtliche Arbeit, ohne die die S3-Leitlinie nicht zu realisieren
gewesen wäre, gebührt daher allen Beteiligten herzlicher Dank.
3 Epidemiologie
Über 95 % der Pankreaskarzinome sind Adenokarzinome und entstehen durch maligne Entartung
des exokrinen Anteils des Pankreas. Nach derzeitigem Wissensstand entsteht das exokrine
Pankreaskarzinom aus prämalignen Vorstufen des Epithels im Pankreasgang (sogenannten
PanINs für Pancreatic Intraepithelial Neoplasia). Darüber hinaus gibt es zystische
Tumoren, die ebenfalls aus den Gangzellen hervorgehen oder azinäre Tumoren, die von
den sekretproduzierenden Parenchymzellen des Pankreas ausgehen. Seltener sind endokrine
Tumoren, die sich von den endokrinen Zellen der Langerhans-Inseln ableiten.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 20 230 Menschen [1] am duktalen Pankreaskarzinom (www.gekid.de). Männer und Frauen sind in etwa gleich häufig betroffen. Das Pankreaskarzinom nimmt
bei Männern und Frauen den 6. Platz in der Statistik der Krebsneuerkrankungen in Deutschland
ein [1]. Die meisten Betroffenen erkranken im höheren Lebensalter: Das mittlere Erkrankungsalter
liegt für Männer bei 72, für Frauen bei 76 Jahren [1]. Aufgrund der schlechten Prognose versterben fast ebenso viele Personen am Pankreaskarzinom,
wie erkranken: mit ca. 19 000 Verstorbenen im Jahr 2021 ist das Pankreaskarzinom die
vierthäufigste Krebstodesursache. 7,5 % aller Krebstodesfälle bei Männern und für
9,0 % der Krebstodesfälle bei Frauen [1]. Damit liegt die Inzidenz des Pankreaskarzinoms sehr nahe bei der jährlichen Mortalitätsrate
und ein Langzeitüberleben ist die Ausnahme. Entsprechend ist die relative 5-Jahres-Überlebensrate
beim Pankreaskarzinom mit 11 % bei Männern und Frauen neben dem Mesotheliom die niedrigste
Überlebensrate unter allen Krebserkrankungen in Deutschland [1]. Ursächlich dafür sind u. a. die späte Diagnosestellung, die daraus folgende geringe
kurative Resektionsrate und die frühe und aggressive Metastasierung.
4 Risikofaktoren, Risikogruppen und Screening
4 Risikofaktoren, Risikogruppen und Screening
4.1 Risikofaktoren für ein sporadisches Pankreaskarzinom in der Normalbevölkerung
Als gesicherte Risikofaktoren für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms gelten:
Bestimmte Erkrankungen (Diabetes mellitus, chronische Pankreatitiden) erhöhen ebenfalls
das Risiko, berufsbedingte Expositionen gegenüber bestimmten Stoffen werden als Risikofaktoren
diskutiert.
Es gibt Hinweise, dass eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung und einer
gesunden, abwechslungsreichen Ernährung protektiv wirkt. Eine medikamentöse Prophylaxe
gibt es bislang nicht.
Konkrete Empfehlungen zu einer Risikoreduktion durch Modifikation des Lebensstils
können anhand der Datenlage lediglich für den Verzicht auf Alkohol- und Tabakgenuss
ausgesprochen werden.
4.1.1 Ernährung
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.1
|
Eine spezifische Ernährungsempfehlung zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos kann nicht gegeben
werden.
|
ST
|
1
|
[2]
[3]
|
4.1.2 Genussmittel
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.2
|
Zur Verringerung des Risikos an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, soll auf hohen
Alkohol- und jeglichen Tabakkonsum verzichtet werden.
|
A
|
2
|
[34]
[35]
[36]
[37]
[38]
|
4.1.3 Berufsbedingte Risikofaktoren
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.3
|
Der Kontakt mit Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden könnte möglicherweise das Pankreaskarzinomrisiko
erhöhen. Weitere potenzielle Risikofaktoren können chlorierte Kohlenwasserstoffe,
Chrom und Chromverbindungen, elektromagnetische Felder und Kraftstoffdämpfe sein.
|
ST
|
2b
|
[41]
[42]
[43]
[44]
[45]
[46]
[47]
[48]
[49]
[50]
|
4.1.4 Körperliche Aktivität und weitere Risikofaktoren
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.4
|
Durch regelmäßige körperliche Aktivität wird das Risiko, an einem Pankreaskarzinom
zu erkranken, reduziert.
|
ST
|
1
|
[51]
|
4.1.5 Vorerkrankungen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.5
|
Bestimmte Vorerkrankungen (Adipositas, Diabetes mellitus, PSC, Gallensteine/Cholezystektomie,
Zystische Fibrose, Parodontitis/Zahnverlust, Systemischer Lupus Erythematodes, Psoriasis,
Infektionen (Hepatitis, Tbc, Helicobacter pylori), Ovarialkarzinom, Nicht alkoholische
Fettleber, Nierentransplantation) sind mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten
einer Pankreaskarzinomerkrankung assoziiert.
Die Assoziation für diese Vorerkrankungen und das Auftreten eines Pankreaskarzinoms
ist schwach.
|
ST
|
1
|
[52]
[53]
[54]
[55]
[56]
[57]
[58]
[59]
[60]
[61]
[62]
[63]
[64]
[65]
[66]
[67]
|
4.1.6 Hereditäre chronische Pankreatitis
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.6
|
Patienten mit hereditärer Pankreatitis haben ein deutlich erhöhtes Risiko für ein
Pankreaskarzinom.
|
ST
|
3
|
[81]
[82]
|
4.2 Individuen mit einem erhöhten Risiko für ein erbliches Pankreaskarzinom
4.2.1 Familiäres Pankreaskarzinom
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.7
|
Unabhängig vom Status pathogener Genvarianten liegt bei einem Individuum ein deutlich
erhöhtes Risiko vor, ebenfalls an einem Pankreaskarzinom zu erkranken:
-
Wenn bei zwei Blutsverwandten, die erstgradig miteinander verwandt sind und von denen
mindestens einer erstgradig mit dem zu evaluierenden Individuum verwandt ist, ein
Pankreaskarzinom aufgetreten ist.
-
Wenn zwei oder mehr Blutsverwandte auf derselben Seite der Familie an einem Pankreaskarzinom
erkrankt sind, von denen einer erstgradig mit dem zu evaluierenden Individuum verwandt
ist.
|
ST
|
2b
|
[83]
[84]
[85]
|
4.8
|
Bislang nicht an einem Pankreaskarzinom erkrankten Individuen mit einem – gemäß Statement
4.7 „familiäres Pankreaskarzinom“ familiär erhöhtem Risiko – sollen genetische Untersuchungen
angeboten werden.
|
A
|
5
|
[86]
|
4.2.2 Genetische Tumorrisikosyndrome mit einem erhöhtem Pankreaskarzinomrisiko
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.9
|
Genetische Untersuchungen sollen folgenden Individuen ohne manifeste oder symptomatische
Krebserkrankung angeboten werden:
-
Mitglieder von Familien mit einer bekannten, wahrscheinlich pathogenen/pathogenen
Genvariante, die für das Pankreaskarzinom disponiert ([Tab. 3]).
-
Bislang nicht an einem Pankreaskarzinom erkrankten Individuen aus Familien, die die
Kriterien für eine genetische Testung auf bekannte, mit einem Pankreaskarzinom assoziierte,
genetische Tumorrisikosyndrome erfüllen ([Tab. 3]).
|
A
|
5
|
[86]
|
4.10
|
Eine Reihe von Genen wurden mit einem erhöhten Risiko für das Pankreaskarzinom assoziiert
([Tab. 3]). Bis auf Fälle, in denen eine genetische Diagnose zuvor bei einem Familienmitglied
gestellt wurde, sollten bei den in Empfehlungen 4.9 aufgeführten Individuen genetische
Keimbahnuntersuchungen mit einem Multigen-Panel durchgeführt werden, das die Gene
enthält, die in [Tab. 3] aufgeführt sind.
|
B
|
5
|
[86]
|
Tab. 3
Mit einem erhöhtem Pankreaskarzinomrisiko assoziierte Gene und Syndrome [Basiert auf
der Übersetzung der [Tab. 1] aus: ASCO-PCO].
Gen
|
Syndrom
|
PDAC-Lebenszeitrisiko
|
Andere assoziierte Krebserkrankungen[*]
|
APC
|
Familiäres Adenomatöses Polyposis-Syndrom (FAP)
|
1–5 %
|
Kolorektal, oberer GI-Trakt, Schilddrüse, Gehirn
|
ATM
|
Ataxia- Teleangiectasia Mutated
|
1–5 %
|
Brust, Prostata, Magen
|
BRCA2
|
Familiärer Brust- und Eierstockkrebs
|
5–10 %
|
Brust, Ovar, Prostata, Melanom
|
BRCA1
|
Hereditäres Brust- und Ovarialkarzinom-Syndrom
|
2 %
|
Brust, Ovar, Prostata, Melanom
|
CDKN2A
|
Familiäres atypisches multiples Muttermal- und Melanom Syndrom (FAMMM)
|
10–30 %
|
Melanom
|
MLH1, MSH2, MSH6, PMS2, EPCAM
|
Lynch-Syndrom/HNPCC
|
5–10 %
|
Kolorektal, Uterus, oberer GI-Trakt, Ovar, Harnwege, Gehirn, Talgdrüsen
|
PALB2
|
|
5–10 %
|
Brust, Prostata
|
STK11
|
Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS)
|
10–30 %
|
Brust, Kolorektal, oberer GI-Trakt, Lunge, Gebärmutter, Ovar, Hoden
|
TP53
|
Li -Fraumeni-Syndrom (LFS)
|
Nicht definiert
|
Brust, Gehirn, Sarkome, Nebennierenkarzinome
|
* am häufigsten assoziierte Karzinome
4.3 Prophylaxe und Prävention bei Risikopatienten
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.11
|
Eine Empfehlung zur Primärprävention von Angehörigen eines Patienten mit Pankreaskarzinom,
abweichend zu den Empfehlungen zur Primärprävention der Normalbevölkerung, kann nicht
gegeben werden.
|
EK
|
4.12
|
Eine medikamentöse Prophylaxe zur Verminderung des Pankreaskarzinomrisikos ist derzeit
nicht bekannt.
|
ST
|
2a
|
[87]
[88]
[89]
[90]
|
4.4 Screening
4.4.1 Screening bei asymptomatischer Normalbevölkerung
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.13
|
Screeninguntersuchungen sollen bei asymptomatischen Individuen ohne erhöhtes Risiko
für ein Pankreaskarzinom nicht durchgeführt werden.
|
EK
|
4.4.2 Screeninguntersuchungen/Programme für Individuen mit einem erhöhten Risiko für
ein Pankreaskarzinom
4.4.2.1 Risikogruppen für ein sporadisches Pankreaskarzinom
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.14
|
Screeninguntersuchungen sollen bei asymptomatischen Individuen, für die ein erhöhtes
Risiko für ein sporadisches Pankreaskarzinom bekannt ist oder vermutet wird, nicht
durchgeführt werden, da diese Faktoren das Risiko nur gering erhöhen.
|
EK
|
4.4.2.2 Individuen mit einem erhöhten Risiko für ein familiäres Pankreaskarzinom
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.15
|
Surveillanceuntersuchungen können Individuen angeboten werden, die Kriterien für ein
familiäres Pankreaskarzinom erfüllen (siehe Statement zum familiären Pankreaskarzinom).
|
EK
|
4.4.2.3 Individuen aus Familien mit genetischen Tumorrisikosyndromen, die mit einem
erhöhtem Pankreaskarzinomrisiko assoziiert sind
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.16
|
Surveillance-Untersuchungen sollen Individuen angeboten werden, die Träger einer wahrscheinlich
pathogenen/pathogenen Keimbahnvariante in einem der prädisponierenden Genen APC, ATM,
BARD1, BRCA1, BRCA2, CHEK2, CDKN2A, MLH1, MSH2, MSH6, PMS2, EPCAM, PALB2, TP53, WT1
sind und mit mindestens einem am Pankreaskarzinom erkrankten Angehörigen erstgradig
verwandt sind.
|
EK
|
4.17
|
Surveillance-Untersuchungen sollen aufgrund des hohen Risikos an einem Pankreaskarzinom
zu erkranken folgenden Individuen angeboten werden:
-
allen Patienten mit Peutz-Jeghers Syndrom oder Trägern einer wahrscheinlich pathogenen/pathogenen
Keimbahnvariante im STK11 Gen,
-
allen Trägern einer wahrscheinlich pathogenen/pathogenen Keimbahnvariante im CDKN2A
Gen.
|
EK
|
4.4.2.4 Individuen mit einer hereditären, chronischen Pankreatitis
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.18
|
Surveillance-Untersuchungen können Individuen mit einer hereditären chronischen Pankreatitis
unabhängig von der zu Grunde liegenden wahrscheinlich pathogenen/pathogenen Keimbahnvariante
angeboten werden.
|
EK
|
4.4.2.5 Screeningverfahren
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.19
|
Bei der Erstuntersuchung von Hochrisikoindividuen im Rahmen einer Surveillance sollte
eine MRT/MRCP und/oder der Endoskopische Ultraschall als bildgebende Surveillance
Untersuchungen eingesetzt werden.
|
EK
|
4.4.2.6 Beginn von Screeningmaßnahmen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
4.20
|
Screening/Surveillance-Untersuchungen sollten mit folgendem Lebensalter erfolgen:
-
bei Hochrisiko Individuen für ein familiäres Pankreaskarzinom ohne bekannte Keimbahnmutation:
Ab 50–55 Jahren oder einem Alter 10 Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der
Familie.
-
bei Individuen mit wahrscheinlich pathogenen/pathogenen CDKN2A-Keimbahnvarianten oder
Peutz-Jeghers Syndrom (wahrscheinlich pathogene/pathogene Keimbahnvarianten STK11
Gen): Ab 40 Jahren oder 10 Jahre vor jüngstem Erkrankungsalter in der Familie.
-
bei Trägern einer wahrscheinlich pathogenen/pathogenen Variante in der Keimbahn in
einem der disponierenden Genen APC, ATM, BARD1, BRCA1, BRCA2, CHEK2, CDKN2A, MLH1,
MSH2, MSH6, PMS2, EPCAM, PALB2, TP53, WT1 und mindestens einem am Pankreaskarzinom
erkrankten, erstgradig verwandten Angehörigen: Ab 50 Jahren oder 10 Jahre vor dem
jüngsten Erkrankungsalter in der Familie.
-
bei Patienten mit hereditärer Pankreatitis: ab dem Alter von 40 Jahren bei unbekanntem
Krankheitsbeginn oder 20 Jahre nach Krankheitsbeginn, wenn dieser Zeitpunkt vor dem
Alter von 40 Jahren liegt.
|
EK
|
5 Diagnostik
5.1 Diagnostik bei neu aufgetretenen Symptomen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
5.1
|
Neu aufgetretene Oberbauch- und Rückenschmerzen sollten diagnostische Untersuchungen
auslösen, die die Diagnose eines Pankreaskarzinoms erlauben.
|
B
|
3
|
|
5.2
|
Ein neu aufgetretener schmerzloser Ikterus sollte diagnostische Untersuchungen für
ein Pankreaskarzinom auslösen.
|
B
|
2b
|
[91]
[92]
[93]
|
5.3
|
Eine akute Pankreatitis unklarer Ätiologie sollte in bestimmten Fällen (Patienten
> 50 Jahre mit erstmaliger „idiopathischer“ Pankreatitis) zusätzliche Maßnahmen zum
Ausschluß eines Pankreaskarzinoms auslösen.
|
B
|
4
|
[92]
[94]
[95]
|
Tab. 4
Alters- und Verdachtslevel-adaptiertes diagnostisches Vorgehen bei neu aufgetretenen
Oberbauch- und Rückenschmerzen.
Verdachtslevel
|
Alter (Jahre)
|
Symptome
|
Vorgehen
|
Niedrig
|
< 50
|
nur Schmerz[¥]
|
Sonographie bei Symptompersistenz
|
Mittel
|
< 50
|
Schmerz plus[¥¥]
|
Sonographie, ggf. CT
|
> 50
|
nur Schmerz[¥]
|
Sonographie, ggf. CT
|
Schmerz plus[¥¥]
|
Sonographie, ggf. CT
|
Hoch
|
> 50
|
Schmerz plus[¥¥]
|
Sonographie, ggf. CT/Endosonographie
|
¥ Neu aufgetretene Schmerzen, die lokalisiert/gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen
und nachts wahrnehmbar sind, bedürfen altersunabhängig individuell einer weiteren
Abklärung. Bei hohem Verdachtslevel ggf. auch bei negativer Sonographie komplementär
CT oder Endosonographie einsetzen.
¥¥ Schmerz plus andere Symptome (Inappetenz, Gewichtsverlust, Schwäche).
5.2 Bildgebende Verfahren zur Primär-Diagnostik
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
5.4
|
Zur Klärung eines Tumorverdachtes sind unterschiedliche Verfahren wie Sonographie,
Endosonographie, Multidetektor-CT, MRT mit MRCP oder ERCP geeignet.
|
B
|
2b
|
[96]
[97]
|
5.5
|
Diagnostische Verfahren der ersten Wahl zur Detektion des Pankreaskarzinoms sind die
Oberbauchsonographie, die Endosonographie, die Multidetektor-CT, sowie die MRT in
Kombination mit der MRCP.
|
B
|
3
|
|
5.3 Histologie, Zytologie und Labordiagnostik
5.3.1 Zytologische Diagnostik
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
5.6
|
Eine Bürstenzytologie aus dem Gallengang hat bei V. a. ein Pankreaskarzinom eine zu
niedrige Sensitivität. Es wird auch nicht empfohlen, aus dem Pankreasgang Bürstenzytologien
zum Nachweis eines Pankreaskarzinoms zu entnehmen. Deswegen ist eine ERCP zur Gewebediagnostik
des Pankreaskarzinoms nicht indiziert.
|
ST
|
5
|
|
5.3.2 Laboruntersuchungen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
5.7
|
Bei Nachweis einer Pankreasraumforderung sollte eine CA19–9 Untersuchung durchgeführt
werden.
|
C
|
2a
|
[98]
[99]
[100]
[101]
|
5.3.3 Gewebediagnostik: Vorgehen bei Raumforderungen im Pankreas
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
5.8
|
Bei Vorliegen einer potenziell resektablen, karzinomverdächtigen Raumforderung im
Pankreas sollte primär die Resektion erfolgen. Eine endosonographisch gesteuerte Biopsie
kann dann durchgeführt werden, wenn es differenzialdiagnostische Hinweise gibt, die
das Vorgehen ändern würden, wie z. B. Metastasenverdacht bei einem anderen Malignom
in der Vorgeschichte.
|
B
|
2
|
[102]
[103]
[104]
|
5.9
|
Sollte aufgrund differenzialdiagnostischer Erwägungen dennoch eine Biopsie durchgeführt
werden, so werden vorzugsweise solche Raumforderungen biopsiert, deren Punktion mit
dem geringsten Komplikationsrisiko behaftet ist.
|
D
|
5
|
|
5.10
|
Vor der Durchführung einer spezifischen palliativen Therapie ist eine bioptische Diagnosesicherung
obligat, unabhängig davon, ob es sich um ein lokal fortgeschrittenes, inoperables
oder um ein metastasiertes Pankreaskarzinom handelt.
|
B
|
2a
|
[105]
|
5.11
|
Es wird die am besten und bei möglichst geringem Risiko zugängliche Läsion punktiert,
unabhängig davon, ob es sich um den Primärtumor oder eine Metastase handelt
|
D
|
5
|
|
5.4 Präoperative Ausbreitungsdiagnostik
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
5.12
|
Zur präoperativen Beurteilung der lokalen Tumorausdehnung bzw. zur Beurteilung der
Resektabilität sind die Multidetektor-CT und die Endosonographie zu bevorzugen.
|
A
|
1
|
[106]
|
5.13
|
Die Endosonographie als hochwertiges diagnostisches Verfahren kann zur lokalen Beurteilung
eines Pankreaskarzinoms herangezogen werden.
|
0
|
1
|
[107]
[108]
|
5.14
|
Eine kontrastmittelgestützte Computertomographie der Lunge und des Abdomens/Beckens
soll erfolgen, wenn eine Evaluation der Tumorausbreitung notwendig ist und keine Kontraindikationen
für ein CT vorliegen.
|
EK
|
5.15
|
Patienten mit einem resezierbaren Pankreaskarzinom sollten präoperativ nach einem
2-phasigen Dünnschicht-CT ein Leber-MRT mit Diffusionswichtung erhalten.
|
B
|
3,4
|
[109]
[110]
[111]
[112]
[113]
|
5.16
|
Alternativ sollten sie ein FDG-PET CT erhalten, um das Vorliegen einer Fernmetastasierung
mit höherer Sicherheit auszuschließen.
|
B
|
1,2
|
[114]
[115]
|
5.17
|
Die ERCP, die MRCP und die Skelettszintigraphie sollten nicht zur Ausbreitungsdiagnostik
herangezogen werden.
|
EK
|
5.18
|
Die Staging-Laparoskopie ist fakultativ einzusetzen.
|
D
|
3
|
[116]
[117]
|
Tab. 5
Diagnostische Wertigkeit von Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie
(CT), Positronenemissionstomographie kombiniert mit CT (PET/CT), Endosonographie (EUS)
und transabdomineller Ultraschall (US) zur Diagnose eines Pankreaskarzinoms.
Diagnostische Wertigkeit: Bildgebende Verfahren zur Pankreaskarzinomdiagnostik
|
Verfahren
|
MRT
|
CT
|
PET/CT
|
EUS
|
US
|
Sensitivität
|
93 %
|
90 %
|
89 %
|
91 %
|
88 %
|
Spezifität
|
89 %
|
87 %
|
70 %
|
86 %
|
94 %
|
Accuracy (diagnostische Genauigkeit)
|
90 %
|
89 %
|
84 %
|
89 %
|
91 %
|
Quelle: [118]
|
5.5 Zystische Prozesse
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
5.19
|
Von allen schnittbildenden Verfahren sollte das MRT mit MRCP zur Differenzialdiagnostik
einer zystischen Läsion des Pankreas bevorzugt eingesetzt werden.
|
B
|
5
|
[119]
|
5.20
|
Für die weitere differenzialdiagnostische Eingrenzung sollte bei Diagnosestellung
einer Läsion > 1 cm oder bei diagnostischer Unsicherheit zusätzlich zur Schnittbildgebung
eine Endosongraphie erfolgen.
|
B
|
5
|
[119]
|
5.21
|
Eine endosonographische Punktion zur Gewinnung von Zellen bzw. Zystenflüssigkeit und
differenzialdiagnostischen Eingrenzung der Läsion (Histo- bzw. zytopathologische Analyse,
Bestimmung von Lipase/Amylase und CEA, molekularpathologische Analyse) kann erfolgen.
|
0
|
5
|
[119]
[120]
|
5.22
|
Wird bei der Erstdiagnose einer zystischen Läsion oder im Verlauf klinisch oder bildgebend
der Verdacht auf eine interventionsbedürftige Läsion gestellt, so sollte zur Risikoeinschätzung
und/oder Interventionsplanung eine Endosonographie erfolgen.
|
B
|
5
|
[119]
|
5.23
|
Eine Endosonographie bei zystischer Pankreasläsion sollte erfolgen, um morphologische
Charakteristika zu identifizieren, die helfen das Risiko für eine maligne Entartung
besser zu beurteilen.
|
B
|
5
|
[119]
|
5.24
|
Bei Diagnose einer intraduktal papillär muzinösen Neoplasie (IPMN) sollen die therapeutischen
Entscheidungen in Anlehnung an die Europäischen Leitlinien [119] und/oder die internationalen Leitlinien [121] erfolgen.
|
A
|
5
|
[119]
[121]
|
Tab. 6
Empfohlenes Vorgehen bei Vorliegen eines Seitenast-IPMN.
Größe der Läsion
|
Empfohlenes Prozedere
|
< 1 cm
|
MRT/CT/EUS nach 2 Jahren
|
> 1–2 cm ohne Malignitätskriterien[*]
|
Bildgebung 6 Monate nach Erstdiagnose, wenn konstant Kontrolle nach 2 Jahren
|
> 2–3 cm ohne Malignitätskriterien[*]
|
Bildgebung 6 Monate nach Erstdiagnose, wenn konstant Kontrolle nach 1 Jahr
|
> 1–3 cm mit Verdacht auf invasives Wachstum
|
Resektion
|
* Die Malignitätskriterien umfassen wandständige Knoten mit einer Größe ≥ 10 mm und
einer Gangweite von ≥ 10 mm, zystische Seitenastdilatation > 30 mm, höhergradige Dysplasien
in der Zytologie.
Abb. 1 Algorithmus zur Therapie Überwachung und Therapie einer zystischen Läsion des Pankreas.
[rerif]
5.6 Therapieevaluation in der palliativen Situation
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
5.25
|
Die Untersuchung des Tumoransprechens im Verlauf einer palliativen Chemotherapie sollte
prinzipiell mit der Oberbauchsonographie durchgeführt werden. Die Computertomographie
sollte nur dann eingesetzt werden, wenn dieses in Studiensituationen erforderlich
ist (RECIST-Kriterien) bzw. wenn die Oberbauchsonographie keine Aussage zum Verlauf
erlaubt.
|
B
|
|
|
6 Chirurgische Therapie
6.1 Einleitung
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.1
|
Die chirurgische Therapie ist das einzige potenziell kurative Therapieverfahren beim
Pankreaskarzinom.
|
ST
|
1b
|
[122]
|
6.2
|
Eine ausschließliche Chemotherapie, Radiochemotherapie oder Strahlentherapie sollen
bei Patienten mit als resektabel eingeschätztem Pankreaskarzinom nicht durchgeführt
werden.
|
EK
|
Im Folgenden wird das chirurgische Vorgehen beim Pankreaskarzinom beschrieben. Hierbei
werden insbesondere die Kriterien für eine Resektabilität des Tumors in kurativer
Intention definiert. Neben dem perioperativen Management der Patienten wird vor allem
die chirurgische Technik, das chirurgisch-taktische Vorgehen bei unterschiedlichen
Tumorsituationen und Krankheitsstadien sowie die für die Bewertung der Prognose relevante
Aufarbeitung der Operationspräparate behandelt. Die sich aus der Literatur ergebenden
Daten sind auf die in Deutschland bestehenden Verhältnisse anwendbar und Grundlage
der angegebenen Evidenz- und Empfehlungsgrade der einzelnen Themenkomplexe.
6.1.1 Mindestfallzahlen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.3
|
Operative Eingriffe beim Pankreaskarzinom sollten in einem Krankenhaus mit ≥ 20 Pankreasresektionen
(OPS-Codes: 5–524 und 5–525) pro Jahr durchgeführt werden.
|
B
|
4
|
[123]
[124]
[125]
[126]
[127]
[128]
[129]
[130]
[131]
[132]
[133]
[134]
[135]
[136]
[137]
|
6.2 Präoperative Vorbereitung und chirurgische Diagnostik
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.4
|
Eine präoperative Galleableitung mittels Stent sollte nur erfolgen, wenn eine Cholangitis
vorliegt.
|
B
|
1b
|
[138]
[139]
[140]
[141]
[142]
[143]
|
6.5
|
Eine präoperative Galleableitung kann erfolgen, wenn die Operation nicht zeitnah nach
Diagnosestellung erfolgen kann.
|
EK
|
6.6
|
Eine diagnostische Laparoskopie sollte bei resektablen Pankreaskarzinomen bei folgenden
Konstellationen eingesetzt werden:
-
wenn nach der Bildgebung ein großer Tumor (s. Hintergrund) vorliegt oder
-
Aszites besteht oder
-
ein erhöhter Tumormarker-Wert vorliegt (CA 19–9 > 500 U/ml, ohne Cholestase).
Bei diesen Situationen besteht der Verdacht auf das Vorliegen einer okkulten Organmetastasierung
(Lebermetastasierung und/oder Peritonealkarzinose).
|
B
|
1
|
[144]
[145]
[146]
[147]
|
6.3 Chirurgische Zielsetzung einer Resektion beim Pankreaskarzinom
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.7
|
Ziel der Resektion beim Pankreaskarzinom soll die Resektion im Gesunden sein (R0).
|
A
|
1a
|
[148]
[149]
[150]
[151]
[152]
[153]
[154]
[155]
[156]
[157]
[158]
[159]
[160]
|
6.3.1 Kriterien der Resektabilität
6.3.1.1 Kriterien von Seiten des Patienten: Alter, ECOG
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.8
|
Das Lebensalter per se sollte kein Kriterium darstellen, von der Resektion eines Pankreaskarzinoms
abzusehen.
|
B
|
4
|
[161]
[162]
[163]
[164]
[165]
[166]
[167]
[168]
[169]
[170]
[171]
[172]
[173]
[174]
[175]
[176]
|
6.9
|
Ein ECOG-Performance-Status ≥ 2 sollte eine relative Kontraindikation für die Resektion
eines Pankreaskarzinoms darstellen.
|
B
|
1,4
|
[163]
[164]
[177]
[178]
[179]
|
Tab. 7
ABC-Kriterien der Resektabilität gemäß des International Association of Pancreatology
(IAP) Konsensus (Isaji et al.).
Resektabilität
|
A(anatomisch)
|
B(biologisch)
|
C(konditional)
|
Resektabel
(R, resectable)
|
R-Typ A
|
Neg: R-Typ A
|
Neg: R-Typ A
|
Pos: BR-Typ B
|
Pos: BR-Typ C
|
Grenzwertig-resektabel
(BR, borderline resectable)
|
BR-Typ A
|
Neg: BR-Typ A
|
Neg: BR-Typ A
|
Pos: BR-Typ AB
|
Pos: BR-Typ AC
|
Lokal-fortgeschritten
(LA, locally advanced)
|
LA-Typ A
|
Neg: LA-Typ A
|
Neg: LA-Typ A
|
Pos: LA-Typ AB
|
Pos: LA-Typ AC
|
Abkürzungen: A: „anatomical“: Verhältnisse zu den GefäßenB: „biological“: CA19–9 > 500 IU/ml
oder befallen regionäre Lymphknoten (PET-CT oder bioptisch) C: „conditional“: ECOG-Performance-Status
2 oder höher Neg: negativ für die o. g. Parameter Pos: positiv für die o. g. Parameter
Weitere Kombinationen möglich: z. B. BR-BC, BR-ABC, LA-ABC etc.
Quelle: [180]
6.3.1.2 Kriterien der Resektabilität von Seiten der Tumorbiologie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.10
|
Bioptisch gesicherte oder im PET-CT nachgewiesene Lymphknotenmetastasen (N+) und/oder
präoperative CA19–9 Werte > 500 U/ml (ohne klinisch relevante Cholestase) sind tumorbiologische
Kriterien, die in der Beurteilung einer primären Resektion eines exokrinen Pankreaskarzinoms
berücksichtigt werden sollten. Wenn eines dieser Kriterien vorliegt, so sollte dies
zu einer Einstufung des Pankreaskarzinoms als grenzwertig resektabel führen, unabhängig
von seiner konditionellen und/oder anatomisch bestehenden Resektabilität.
|
B
|
5
|
[181]
|
6.3.1.3 Kriterien der Resektabilität von Seiten des Tumors
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.11
|
Die anatomische Resektabilität des Pankreaskarzinoms in Bezug auf lokoregionäre Gefäßbeteiligung
sollte anhand einer kontrastmittelverstärkten CT-Bildgebung (bei KM-Allergie: kontrastmittelverstärktes
MRT) in Anlehnung an die NCCN-Kriterien eingeschätzt werden.
Anhand dieser Kriterien sollte eine Einteilung des Pankreaskarzinoms in resektabel,
grenzwertig resektabel (borderline resektabel), lokal fortgeschritten und metastasiert
erfolgen.
Für die CT-basierte Beurteilung der anatomischen Resektabilität sollte das im Hintergrundtext
dargestellte Protokoll ([Tab. 8]) verwendet werden.
|
EK
|
6.12
|
Eine Tumorinfiltration des exokrinen Pankreaskarzinoms in Nachbarorgane (Magen, Duodenum,
Kolon, Nebenniere) mit in der Bildgebung resektablem Befund sollte keine Kontraindikation
für eine onkologische Tumorchirurgie darstellen, sofern eine R0-Resektion erzielt
werden kann.
|
EK
|
6.13
|
Bei Feststellung einer primären Irresektabiltät und der Frage nach sekundärer Resektabilität
nach Chemo- oder einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie sollte der Patient
in einer Klinik mit einer hohen Fallzahl (s. 6.3.) zur Einholung einer Zweitmeinung
vorgestellt werden.
|
EK
|
6.3.1.4 Infiltration von Gefäßen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.14
|
Bei Tumorinfiltration des Truncus coeliacus und/oder der Arteria mesenterica superior
über 180° der Zirkumferenz, bei Infiltration der Aorta oder bei Infiltration der A.
hepatica communis mit Kontakt zu A. hepatica propria oder Truncus coeliacus sollte
keine primäre Resektion des Tumors durchgeführt werden.
|
B
|
|
|
6.15
|
Bei Infiltration der V. portae ≤ 180° kann eine Resektion des Primärtumors mit Rekonstruktion
der Portalvene erfolgen.
Bei Infiltration der V. mesenterica superior und ihrer Zuflüsse ohne Rekonstruktionsmöglichkeit
sollte keine Resektion des Primärtumors durchgeführt werden.
|
B/0
|
|
|
Tab. 8
Klassifikation der CT/MRT-basierten anatomischen Resektabilität bei Pankreaskarzinom
gemäß den Kriterien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN). (modifiziert
nach IAP-Guideline und Empfehlungen der Deutschen Röntgengesellschaft [180]
[183]). Auf Basis der Informationen der strukturierten CT-/MRT-Befunden kann mithilfe
der folgenden anatomischen Kriterien die Resektabilität eingeschätzt werden:
Resektabilität
|
Arteriell
|
Venös
|
Resektabel
|
Kein Tumorkontakt zu Truncus coeliacus [TC], Arteria mesenterica superior [AMS] oder
Arteria hepatica communis [AHC]
|
Kein Tumorkontakt mit der Vena mesenterica superior [VMS]oder Pfortader [PA] oder
≤ 180° Kontakt ohne Konturirregularität der Vene
|
„borderline“ resektabel[**]
|
Tumor in Pankreaskopf oder Processus uncinatus:
-
Solider Tumorkontakt mit der AHC ohne Ausdehnung auf den TC oder die Bifurkation der
Arteria hepatica mit möglicher sicherer und kompletter Resektion und Rekonstruktion
-
Solider Tumorkontakt mit der AMS mit ≤ 180°
-
Solider Tumorkontakt mit normvarianter Arterie (z. B. akzessorische Arteria hepatica
dextra, varianter Abgang der Arteria hepatica dextra, varianter Abgang der AHC). Typ
der Normvariante sowie das Ausmaß des Tumorkontaktes sollen angegeben werden, da dies
die operative Planung beeinflussen kann.
Tumor in Pankreaskorpus und -schwanz:
-
Solider Tumorkontakt mit dem TC mit ≤ 180°
-
Solider Tumorkontakt mit dem TC mit > 180° ohne Beteiligung der Aorta und mit intakter
und nicht beteiligter Arteria gastroduodenalis, sodass ggf. eine modifizierte Operation
möglich ist.
|
-
Solider Tumorkontakt mit der VMS oder PA mit > 180°, Kontakt mit ≤ 180° mit Konturirregularität
der Vene oder Thrombose der Vene bei aber erhaltener Vene proximal und distal des
betroffenen Gefäßabschnittes, sodass eine sichere und komplette Resektion und Rekonstruktion
möglich ist.
-
Solider Tumorkontakt mit der Vena cava inferior [VCI].
|
Nicht resektabel[**]
|
|
Tumor in Pankreaskopf oder Proc. uncinatus:
Tumor in Pankreaskorpus und -schwanz:
|
Tumor in Pankreaskopf oder Proc. uncinatus:
Tumor in Pankreaskorpus und -schwanz:
|
** Ein solider Tumorkontakt kann durch diffuse angehobene Imbibierungen um die peripankreatischen
Gefäße ersetzt werden, typischerweise nach neoadjuvanter Therapie. Dies sollte in
Staging- und Follow-up-Untersuchungen beschrieben werden. In diesen Fällen sollte
eine Entscheidung bezüglich der Resektabilität als Konsensus-Entscheidung im Tumorboard
erfolgen.
Tab. 9
Strukturierte Befundvorlage für CT-/MRT-Befundung solider und zystischer Pankreasläsionen,
angelehnt an die Konsensus-basierte Befundvorlagen der Deutschen Röntgengesellschaft
(DRG). Hinweis: Bei den mit einem Stern (*) gekennzeichneten Befundabschnitten können
ggf. mehrere Auswahlmöglichkeiten angegeben bzw. sie können bei Vorliegen mehrerer
Läsionen dupliziert werden.
|
Solide Pankreasläsion im CT/MRT
|
Zystische Pankreasläsion im CT/MRT
|
Beschreibung
|
Keine relevante Voraufnahme*
Voraufnahme vom*:
|
Bildqualität
|
Gut/Mittel/Schlecht
|
Histologie
|
Ausstehend/Nachgewiesen
|
Pankreas*
|
Pankreasparenchym
|
Normal/ödematös /lipotroph
chron. Pankreatitis-Zeichen
|
|
Läsionsanzahl
|
Singulär/ca. ___ Läsionen/Multifokal
|
Lokalisation*
|
Pankreaskopf/Processus uncinatus/Pankreaskörper/Pankreasschwanz
|
Größe
|
___ mm (Serie/Bildnummer)
|
Charakterisierung
|
Solide/gemischt solide/zystisch-nekrotisch
|
Zystisch/mikrozystisch/makrozystisch/oligozystisch/unilokulär/zystisch mit soliden
Anteilen
|
Kontur
|
---
|
Scharf/unscharf
|
Wand
|
---
|
Keine/dünn/dick
|
Septierungen
|
---
|
Ja/Nein
|
Solide Komponente (intramuraler Knoten)
|
---
|
Nein/Ja: zentral/peripher
|
KM-Enhancement
|
im Vgl. zum Pankreasgewebe:
arteriell: hypo-/iso-/hyper-
venös: hypo-/iso-/hyper-
|
Ja/Nein
|
Gangassoziation
|
---
|
Keine/Hauptgang/Seitenast/kombiniert Haupt- und Seitenast
|
Ductus pancreaticus
|
unauffällig/Dilatation prästenotisch mit max. Durchmesser: __ mm
|
Ductus hepatocholedochus (DHC):
|
unauffällig/Dilatation prästenotisch mit max. Durchmesser: __ mm/ Stent
regelrecht
|
Indexläsion maximale Größe
|
__ mm
Exokrin: T1: ≤ 2 cm (T1a: ≤ 0,5 cm/T1b < 1 cm/T1c: ≤ 2 cm)/T2: ≤ 4 cm/T3: > 4 cm/T4:
Gefäßinfiltration;
Neuroendokrin: T1: < 2 cm/T2: 2–4 cm/T3: > 4 cm/T4: Organ- oder Gefäßinfiltration
|
Gefäße und Nachbarorgane
|
Indexläsion mit Infiltration von Nachbarorganen
|
Magen/Milz/Duodenum/Jejunum/Kolon/Niere/Nebenniere
|
Aszites
|
nein/ja: wenig/ausgeprägt/peritoneale Implantate. Lokalisation: __
|
Indexläsion Gefäßinfiltration
|
nein/ja (von Truncus coeliacus, Arteria mesenterica superior und/oder Arteria hepatica
communis, im Detail siehe unten)
|
Gefäßbezug des Primärtumors (Angabe in Grad der Zirkumferenz)
|
-
Aorta (ventral): nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung
-
Truncus coeliacus: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung
-
Arteria hepatica communis: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung
-
Arteria hepatica propria: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung
-
Arteria gastroduodenalis (abgangsnah): nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung
-
Arteria mesenterica superior: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung
-
Arteria lienalis: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung
-
Anatomische Gefäßvarianten: nein/akzessorische Arteria hepatica dextra/communis aus
der AMS/sonstige:
-
__ Infiltration: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung
-
Vena lienalis: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung/Thrombose
-
Vena mesenterica superior: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung/1. Jejunalast infiltriert/Thrombose
-
Pfortader: nein/≤ 180°/> 180°/Deformierung/Thrombose/Freitext: z. B. kavernöse Transformation
|
Atherosklerose Truncus coeliacus
|
nein/Stenose ca. __ %
|
Atherosklerose AMS
|
nein/Stenose ca. __ %
|
Fernmetastasen
|
Nein/Ja (Lokalisation)
|
Leber*
|
unauffällig/nachweisbare:
|
Lebermetastasen*
|
Anzahl insgesamt: __ im Segment: __
|
Messung von max. 2 Läsionen gemäß RECIST 1.1*
|
L01: __ (Serie/Bildnummer)
L02: __ (Serie/Bildnummer)
|
Zyste im Segment*
|
__
|
Hämangiom im Segment*
|
__
|
Sonstige Leberläsion*
|
Freitext
|
Lymphknoten
|
Lymphknoten, lokoregionär
|
Keine suspekten LK/suspekte LK. Anzahl: __, max. _mm. Lokalisation: __ (Serie/ Bildnummer)
|
Lymphknoten, distant
|
Keine suspekten LK/suspekte LK. Anzahl: __, max. _mm. Lokalisation: __
|
Quelle: [183]
|
6.3.2 Resektion des Primärtumors bei Metastasierung
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.16
|
Die primäre Resektion des Tumors soll bei nachgewiesenen Fernmetastasen eines duktalen
Pankreaskarzinoms (Organmetastasen, Peritonealkarzinose, als Fernmetastasen geltende
Lymphknotenmetastasen) nicht durchgeführt werden.
|
A
|
3
|
[184]
[185]
[186]
[187]
[188]
[189]
[190]
[191]
[192]
[193]
[194]
[195]
[196]
[197]
[198]
[199]
[200]
[201]
[202]
[203]
[204]
[205]
|
6.17
|
Die Resektion des Primärtumors bei nachgewiesenen synchronen Oligometastasen (≤ 3)
eines Pankreaskarzinoms soll nur im Rahmen von prospektiven Studien als Teil einer
multimodalen Behandlungsstrategie erfolgen.
|
A
|
3
|
[184]
[185]
[186]
[187]
[188]
[189]
[190]
[191]
[192]
[193]
[194]
[195]
[196]
[197]
[198]
[199]
[200]
[201]
[202]
[203]
[204]
[205]
|
6.4 Chirurgisches Vorgehen bei synchronen Metastasen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.18
|
Im Falle von erst intraoperativ nachweisbaren Fernmetastasen sollte eine Resektion
des Primärtumors trotz gegebener Resektabilität unterbleiben. (Empfehlung von 2013:
6.27)
|
B
|
3
|
[184]
[185]
[186]
[187]
[188]
[189]
[190]
[191]
[192]
[193]
[194]
[195]
[196]
[197]
[198]
[199]
[200]
[201]
[202]
[203]
[204]
[205]
|
6.5 Chirurgisches Vorgehen bei metachronen Metastasen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.19
|
Empfehlungsgrad A
Die Resektion von diffusen metachronen Metastasen eines Pankreaskarzinoms soll nicht
durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad 0
Eine Resektion kann bei ausgewählten Patienten mit metachronen Oligometastasen (≤ 3)
im Rahmen von Studien als Teil eines multimodalen Therapiekonzeptes erwogen werden.
|
A/0
|
1,4
|
[184]
[185]
[186]
[187]
[188]
[189]
[190]
[191]
[192]
[193]
[194]
[195]
[196]
[197]
[198]
[199]
[200]
[201]
[202]
[203]
[204]
[205]
|
6.6 Perioperative Therapie: Antibiotikaprophylaxe
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.20
|
Eine perioperative Antibiotikaprophylaxe sollte immer erfolgen.
|
B
|
1b
|
[138]
[206]
[207]
[208]
|
6.21
|
Hierbei sollte die Prophylaxe unterschiedslos zwischen Patienten mit und ohne Stent
erfolgen.
|
B
|
4
|
[138]
|
6.7 Perioperative Therapie: Somatostatinprophylaxe
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.22
|
Die Reduktion der pankreasspezifischen Komplikationen durch eine perioperative Somatostatinprophylaxe
ist durch eine Metaanalyse randomisierter Studien belegt. Die perioperative Prophylaxe
mit Somatostatin kann jedoch nicht regelhaft bei allen Patienten empfohlen werden,
da die existierenden Studien uneinheitliche Definitionen der Pankreasfistel – mit
sich eventuell daraus ergebenden Unterschieden in der Klassifikation postoperativer
Komplikationen – aufweisen.
|
C
|
1a
|
[209]
[210]
[211]
[212]
[213]
[214]
[215]
[216]
|
6.8 Operatives Vorgehen beim Pankreaskarzinom
6.8.1 Intraoperative Peritoneallavage/Zytologie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.23
|
Aus der intraoperativen Peritoneallavage ergeben sich keine therapeutischen Konsequenzen.
Deshalb besteht keine Indikation zur intraoperativen Peritoneallavage mit Zytologiegewinnung.
|
ST
|
3
|
[217]
[218]
[219]
[220]
[221]
[222]
[223]
|
6.8.2 Resektionsausmaß
6.8.2.1 Karzinome des Pankreaskopfes
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.24
|
Im Falle des Pankreaskopfkarzinoms beinhaltet die Resektion i. d. R. die partielle
Duodenopankreatektomie mit oder ohne Pyloruserhalt. In seltenen Fällen kann bei Ausdehnung
des Karzinoms nach links eine totale Pankreatektomie notwendig sein. Ggf. sollte im
Falle der Infiltration von Nachbarorganen und anderer Strukturen die Resektion entsprechend
ausgedehnt werden.
|
ST
|
1b
|
[224]
[225]
[226]
[227]
[228]
[229]
[230]
[231]
[232]
[233]
[234]
[235]
[236]
[237]
[238]
[239]
[240]
[241]
[242]
[243]
[244]
[245]
[246]
|
6.8.2.2 Klassischer Whipple versus pp-Whipple
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.25
|
Bezüglich der postoperativen Komplikationen und Letalität sowie der onkologischen
Langzeitergebnisse sind beide Verfahren (pyloruserhaltende [pp] vs. magenresezierende
partielle Duodenopankreatektomie [klassisch]) gleichwertig.
|
ST
|
1a
|
[247]
|
6.8.2.3 Karzinome im Pankreasschwanz
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.26
|
Das operative Verfahren bei Karzinomen des Pankreasschwanzes ist die Pankreaslinksresektion.
Bezüglich der Operationserweiterung gelten die in 6.24. genannten Kriterien.
|
ST
|
1a
|
[228]
[248]
[249]
[250]
[251]
[252]
[253]
|
6.8.2.4 Karzinome im Pankreaskorpus
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.27
|
Pankreaskorpuskarzinome machen im Allgemeinen eine subtotale Pankreaslinksresektion
oder ggf. eine totale Duodenopankreatektomie erforderlich.
|
ST
|
3
|
[228]
[248]
[249]
[250]
[251]
[252]
[253]
[254]
|
6.8.3 Lymphadenektomie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.28
|
Bei der Resektion eines Pankreaskarzinoms soll eine standardisierte Lymphadenektomie
durchgeführt werden.
Eine erweiterte Lymphadenektomie soll nicht durchgeführt werden.
|
A
|
1
|
[255]
[256]
[257]
[258]
[259]
[260]
[261]
[262]
[263]
[264]
[265]
[266]
|
6.29
|
Bei Resektion eines Pankreaskarzinoms sollen mindestens 12 regionäre Lymphknoten entfernt
werden.
|
EK
|
6.30
|
Bei der Resektion eines Pankreaskarzinoms soll das Verhältnis von befallenen zu insgesamt
entfernten Lymphknoten im pathologisch-histologischen Befundbericht angegeben werden.
|
A
|
2b
|
[199]
[200]
[202]
[203]
[267]
[268]
[269]
[270]
[271]
[272]
[273]
[274]
[275]
[276]
[277]
[278]
[279]
[280]
[281]
|
Abb. 2 Lymphknoten am Pankreas. Peripankreatische Lymphknoten (N1) und Sammellymphknoten
(N2). Die posterioren duodenopankreatischen Lymphknoten (dorsal von 1 gelegen) und
die subpylorischen Lymphknoten sind nicht eingezeichnet. 1: anteriore duodenopankreatische
Lymphknoten; 3: suprapankreatische Lymphknoten (a Kopfbereich, b Körper-Schwanz-Bereich); 4: infrapankreatische Lymphknoten (a Kopfbereich, b Körper-Schwanz-Bereich); 5: lienale Lymphknoten; 7: Lymphknoten an der Leberpforte;
8: zöliakale Lymphknoten; 9: Lymphknoten am Stamm der A. mesenterica superior; 10:
obere paraaortale Lymphknoten. (Quelle: Schwarz N. Lymphabfluss. In: Schwarz N, Hrsg.
Allgemein- und Viszeralchirurgie essentials. 8., vollständig überarbeitete Auflage.
Stuttgart: Thieme; 2017. doi:10.1055/b-004-132233).
6.9 Laparoskopische Chirurgie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.31
|
Die distale Pankreatektomie kann bei Pankreaskarzinomen ohne Gefäßbeteiligung durch
erfahrene Chirurgen laparoskopisch oder robotisch durchgeführt werden.
|
B
|
2,4
|
[129]
[168]
[282]
[283]
[284]
[285]
[286]
[287]
[288]
[289]
|
6.10 Pathologische Aufarbeitung und Beurteilung des Resektats
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.32
|
Eine generelle Markierung aller tumornahen zirkumferentiellen Resektionsränder soll
in Absprache mit dem operierenden Chirurgen erfolgen.
|
EK
|
6.33
|
Zur Beurteilung der Tumorfreiheit kann eine Schnellschnittuntersuchung durchgeführt
werden, um durch Nachresektion die Rate kurativ resezierter Pankreaskarzinome zu erhöhen.
|
EK
|
Abb. 3 Markierung der zirkumferentiellen Resektionsränder am OP-Präparat.
6.11 Histopathologische Aufarbeitung und Klassifikation des Resektats
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
6.34
|
Die Kriterien einer R0-Resektion sind für alle Organtumore international einheitlich
festgelegt. Die R-Klassifikation berücksichtigt die gesamte Situation eines Patienten.
Daher ist für die Beurteilung einer R2–Situation die Information von u. U. in-situ
belassenen Metastasen (z. B. Peritoneum) notwendig. Eine R1-Situation bedeutet, dass
histologisch Tumorzellen am definitiven Resektionsrand nachgewiesen wurden.
|
EK
|
6.35
|
Um der besonderen Situation duktaler Adenokarzinome gerecht zu werden (diskontinuierliche
Tumorzellausbreitung, desmoplastische Stromareaktion), sollte das sogenannte „Konzept
des zirkumferentiellen Resektionsrands“ (CRM-Konzept) in Analogie zum Rektumkarzinom
angewandt werden, inklusive der Angabe des Abstands des Tumors zum Resektionsrand
in mm.
|
EK
|
6.36
|
Die Angabe der pT-, pN- und M-Kategorie sowie das Tumorgrading sollen im Pathologiebefund
angegeben werden.
|
A
|
2b
|
[199]
[201]
[267]
[268]
[269]
[270]
[271]
[272]
[275]
[277]
[278]
[279]
[280]
[290]
[291]
[292]
[293]
|
6.37
|
Lymphgefäßinvasion, Perineuralscheideninfiltration und Blutgefäßinvasion sollten Bestandteil
der Pathologiebefundung sein.
|
B
|
2b
|
[156]
[159]
[199]
[201]
[267]
[268]
[269]
[270]
[271]
[272]
[273]
[274]
[275]
[277]
[278]
[279]
[280]
[281]
[290]
[291]
[292]
[293]
[294]
[295]
[296]
[297]
[298]
[299]
[300];
|
Abb. 4 Konzept des zirkumferentiellen Resektionsrands (CRM) beim Pankreaskarzinom.
7 Adjuvante und neoadjuvante nichtchirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms
7 Adjuvante und neoadjuvante nichtchirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms
7.1 Adjuvante Therapien
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
7.1
|
Nach R0-Resektion eines Pankreaskarzinoms im UICC-Stadium I–III soll eine adjuvante
Chemotherapie durchgeführt werden.
|
A
|
1b
|
[306]
[307]
[308]
[309]
[310]
[311]
[312]
[313]
[314]
|
7.2
|
Für die Durchführung einer adjuvanten Chemotherapie nach Resektion eines Pankreaskarzinoms
gibt es keine generelle Altersbeschränkung.
|
EK
|
7.3
|
Eine adjuvante Chemotherapie sollte bei einem ECOG-Performance Status von 0 bis 2
durchgeführt werden.
|
EK
|
7.4
|
Beim R1-resezierten Pankreaskarzinom sollte eine additive Chemotherapie über 6 Monate
durchgeführt werden.
|
B
|
2b
|
[306]
|
7.5
|
Bei einem ECOG 0–1 soll eine adjuvante Chemotherapie mit mFOLFIRINOX erfolgen.
|
A
|
2
|
[313]
|
7.6
|
Bei einem ECOG > 1–2 sollten die folgenden Chemotherapieprotokolle eingesetzt werden:
a) Gemcitabin
b) Gemcitabin + Capecitabin
|
B
|
2
|
[306]
[307]
[308]
[310]
|
7.7
|
Bei einer Gemcitabin-Unverträglichkeit sollte alternativ eine adjuvante Therapie mit
5-FU erfolgen.
|
B
|
2
|
[310]
|
7.8
|
Eine adjuvante Chemotherapie sollte nach Möglichkeit innerhalb von 12 Wochen nach
Operation eingeleitet werden.
|
B
|
2,4
|
[315]
[316]
[317]
|
7.9
|
Die Dauer der adjuvanten Chemotherapie sollte 6 Monate betragen.
|
EK
|
7.10
|
Nach einer R0-Resektion bei Pankreaskarzinom sollte außerhalb von randomisierten,
kontrollierten Studien keine adjuvante Radiochemotherapie durchgeführt werden.
|
B
|
1,4
|
[308]
[309]
[318]
[319]
[320]
[321]
[322]
[323]
[324]
[325]
[326]
[327]
[328]
[329]
|
7.11
|
Eine additive Radiochemotherapie nach R1-Resektion beim Pankreaskarzinom sollte außerhalb
von randomisiert-kontrollierten Studien nicht durchgeführt werden.
|
B
|
2b
|
[319]
[325]
[326]
[330]
[331]
[332]
|
Die chirurgische Therapie ist die einzig potenziell kurative Therapieoption beim Pankreaskarzinom
(siehe Kapitel 6).
Allerdings liegt das Langzeitüberleben nach alleiniger Resektion immer noch unter
20 % [148]. Langzeitrezidive und Fernmetastasierung spielen bei den Tumorrezidiven eine Rolle
[333]. Daher sind multimodale Therapiestrategien prinzipiell sinnvoll, um das Langzeitüberleben
potenziell zu verbessern. Voraussetzung für eine adjuvante bzw. additive Therapie
ist die kurativ intendierte Pankreasresektion (R0 / R1). Zu fordern ist eine exakte
histopathologische Aufarbeitung nach den in Kapitel 6.11 beschriebenen Kriterien.
Mit der Verfügbarkeit effektiverer Chemotherapieprotokolle sollten perioperative Konzepte
bei lokal fortgeschrittenen Karzinomen individuell evaluiert werden.
7.2 Neoadjuvante Therapien
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
7.12
|
Eine neoadjuvante Strahlenchemotherapie, Strahlentherapie oder Chemotherapie sollte
Patienten mit einem resektabel eingeschätztem Pankreaskarzinom außerhalb von Studien
nicht angeboten werden.
|
B
|
1,2,4
|
[334]
[335]
[336]
[337]
[338]
[339]
[340]
[341]
[342]
[343]
[344]
[345]
[346]
[347]
|
7.13
|
Bei Patienten mit einem als borderline resektabel eingeschätzten Pankreaskarzinom
sollte eine präoperative Chemotherapie oder Chemostrahlentherapie durchgeführt werden.
|
B
|
1,4
|
[339]
[348]
[349]
[350]
[351]
[352]
[353]
|
7.14
|
Bei einem als lokal fortgeschritten eingeschätztem Pankreaskarzinom soll eine initiale
Chemotherapie durchgeführt werden.
Eine initiale Strahlentherapie oder Strahlenchemotherapie sollte bei Patienten mit
als lokal fortgeschritten eingeschätztem Pankreaskarzinom außerhalb von Studien nicht
durchgeführt werden.
|
A
|
2,4
|
[354]
[355]
[356]
[357]
[358]
[359]
[360]
[361]
|
7.15
|
Eine intraoperative Radiotherapie (IORT) sollte außerhalb von prospektiven, kontrollierten
Studien nicht durchgeführt werden.
|
B
|
2b
|
[362]
[363]
[364]
[365]
[366]
[367]
[368]
[369]
|
7.16
|
Sogenannte Targeted Therapies, immuntherapeutische Ansätze und Hyperthermiekonzepte
sollten außerhalb von prospektiven, kontrollierten Studien in der adjuvanten oder
neoadjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms nicht angewendet werden.
|
EK
|
7.17
|
In der Systemtherapie des initial als borderline resektabel oder lokal fortgeschritten
eingeschätztem Pankreaskarzinom sollte eine Kombinationschemotherapie erfolgen. Folgende
Chemotherapieprotokolle können eingesetzt werden:
|
B
|
1,4
|
[359]
[360]
[361]
[370]
|
7.3 Chirurgische Evaluation nach neoadjuvanter Therapie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
7.18
|
Bei einem initial als borderline-resektabel eingeschätzten Pankreaskarzinom sollte
nach einer neoadjuvanten Therapie und mindestens stabiler Erkrankung (stable disease)
in einer Schnittbildgebung eine chirurgische Exploration erfolgen, um die sekundäre
Resektabilität mit dem Ziel einer R0-Resektion adäquat beurteilen zu können.
Bei einem als lokal fortgeschritten eingeschätzten Pankreaskarzinom sollte nach einer
neoadjuvanten Therapie und mindestens stabiler Erkrankung (stable disease) in einer
Schnittbildgebung eine chirurgische Exploration erfolgen, um die sekundäre Resektabilität
mit dem Ziel einer R0-Resektion adäquat beurteilen zu können.
Die Patienten sollten in einem Zentrum (siehe Empfehlung 6.3.) mit entsprechender
Erfahrung vorgestellt werden.
|
B
|
3,4
|
[301]
[302]
[303]
[304]
[305]
|
8 Palliative Therapie des Pankreaskarzinoms
8 Palliative Therapie des Pankreaskarzinoms
8.1 Einführung
Seit den Studien von Mallinson [371], Palmer [372] und Glimelius [373] hat sich die Chemotherapie in der Palliativsituation gegenüber der rein supportiven
Therapie hinsichtlich des Überlebens der Patienten und der Lebensqualität als überlegen
erwiesen. Dies wurde auch in einer Cochrane-Analyse bestätigt [374].
Standardoptionen in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen oder metastasierten
Pankreaskarzinoms sind FOLFIRINOX, NALIRIFOX und Gemcitabin + nabPaclitaxel [375]. Bei reduziertem Allgemeinzustand ist auch eine Monotherapie mit Gemcitabin gut
etabliert [376]. Der PARP-Inhibitor Olaparib stellt die erste molekular zielgerichtete Behandlungsoption
als Erhaltungstherapie für die kleine Subgruppe von Patienten mit BRCA-1/2-Keimbahnmutationen
nach mindestens 16-wöchiger Platin-basierter Vorbehandlung dar. Allen Patienten sollte
nach Möglichkeit die Option einer Zweitlinientherapie angeboten werden.
Der Stellenwert einer Strahlentherapie nach vorangegangener Chemotherapie liegt nach
bisherigen Kenntnissen vor allem in einer längeren lokalen Tumorkontrolle. Phase-III
Studien, die in dieser Konstellation einen Überlebensvorteil belegen, liegen nicht
vor [355].
8.2 Indikation zur Chemotherapie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.1
|
Beim metastasierten bzw. lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinom soll bei einem ECOG
Performance Status von 0 bis 2 zur Verbesserung der Lebensqualität, des klinischen
Benefits und der Überlebenszeit eine palliative Chemotherapie angeboten werden.
|
A
|
5
|
[377]
|
8.2
|
Es gibt keine Daten, welche die optimale Dauer der Tumortherapie beim metastasierten
Pankreaskarzinom festlegen. Die Dauer der Behandlung richtet sich daher nach der Verträglichkeit
und den Behandlungszielen.
|
ST
|
5
|
|
8.3
|
In der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen oder metastasierten Pankreaskarzinoms
können verschiedene Chemotherapieregime eingesetzt werden. Dazu gehören die Kombinationsregime
FOLFIRINOX, NALIRIFOX, Gemcitabin + nabPaclitaxel und Gemcitabin + Erlotinib sowie
die Monotherapie mit Gemcitabin.
|
ST
|
2
|
[375]
[376]
[378]
[379]
[380]
|
8.4
|
Die Wahl des optimalen Therapieregimes richtet sich vorrangig nach dem ECOG-Performance
Status, der Komorbidität und der Präferenz des Patienten.
|
ST
|
5
|
[377]
|
8.5
|
Patienten mit einem ECOG Performance Status 0–1 profitieren von Kombinationschemotherapien.
Diesen Patienten sollten in der Erst- und Zweitlinientherapie Kombinationstherapien
angeboten werden. Dagegen sollten Patienten mit einem ECOG Performance Status ≥ 2
eher mit einer Monotherapie behandelt werden. In jedem Fall sollen die Patienten frühzeitigen
Zugang zu supportiven Behandlungsoptionen haben.
|
B
|
5
|
[377]
|
8.3 Monochemotherapie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.6
|
Wenn Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Pankreaskarzinom eine Monochemotherapie
erhalten, dann ist Gemcitabin einer 5-FU Monotherapie vorzuziehen.
|
A
|
5
|
[377]
|
8.3.1 Gemcitabin-Monotherapie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.7
|
Eine Monotherapie mit Gemcitabin sollte Patienten angeboten werden, die aufgrund eines
ECOG Performance Status 2 und/oder ihres Komorbiditätsprofils eine Kombinationstherapie
nicht tolerieren oder diese nicht präferieren.
|
B
|
5
|
|
8.8
|
Patienten mit einem ECOG Performance Status ≥ 3 oder mit schlecht kontrollierter Komorbidität
können bei Fortführung der onkologischen Behandlung tumorspezifische Therapien im
Rahmen von Einzelfallentscheidungen erhalten.
|
0
|
5
|
[381]
|
8.9
|
Gemcitabin soll in konventioneller Dosierung (1000 mg/m2 über 30 Minuten) verabreicht werden.
|
A
|
2
|
[382]
|
8.3.2 5-FU-Monotherapie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.10
|
5-FU mit oder ohne Folinsäure soll nicht als alleinige Erstlinientherapie eingesetzt
werden.
|
A
|
2
|
[376]
|
8.4 Kombinationstherapien
8.4.1 5-FU-basierte Kombinationschemotherapien
8.4.1.1 FOLFIRINOX und NALIRIFOX
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.11
|
FOLFIRINOX oder NALIRIFOX sollen Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom angeboten
werden, wenn die folgenden Kriterien erfüllt werden: ECOG Performance Status von 0–1,
günstiges Komorbiditätsprofil, Patientenpräferenz, adäquate Möglichkeiten der Supportivtherapie.
|
A
|
5,2
|
[375]
[381]
[383]
|
8.4.1.2 Andere 5-FU-basierte Kombinationschemotherapien
Details zu diesem Kapitel können der Langversion der Leitlinie entnommen werden.
8.4.2 Gemcitabin-basierte Kombinationstherapien
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.12
|
Gemcitabin-basierte Kombinationstherapien können bei Patienten eingesetzt werden,
die eine Behandlung mit FOLFIRINOX oder NALIRIFOX nicht tolerieren oder nicht präferieren.
|
0
|
5
|
[377]
|
8.4.2.1 Kombination von Gemcitabin und nab-Paclitaxel
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.13
|
Die Kombination von Gemcitabin mit nab-Paclitaxel soll Patienten angeboten werden,
wenn die folgenden Kriterien erfüllt werden: ECOG Performance Status 0–1, relativ
günstiges Komorbiditätsprofil, Patientenpräferenz, adäquate Supportivtherapie.
|
A
|
5
|
[381]
|
8.4.2.2 Kombination von Gemcitabin mit Fluoropyrimidinen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.14
|
Die Kombination von Gemcitabin mit Fluoropyrimidinen wie 5-Fluorouracil, Capecitabin
oder S1 ist kein Standard in der Erstlinientherapie des metastasierten oder lokal
fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinoms.
|
B
|
1
|
[384]
[385]
|
8.4.2.3 Andere Gemcitabin-basierte Kombinationschemotherapien
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.15
|
Die Kombination von Gemcitabin mit Oxaliplatin, Cisplatin, Cisplatin/Epirubicin/5-FU,
Pemetrexed, Docetaxel oder Exatecan ist kein Standard in der Erstlinientherapie des
metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinoms.
|
B
|
1
|
[386]
|
8.5 Molekularbiologisch gezielte Therapien
8.5.1 Gemcitabin/Erlotinib
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.16
|
Alternativ zur Gemcitabin Monotherapie kann beim metastasierten Pankreaskarzinom eine
Kombinationstherapie aus Gemcitabin und dem EGF-Rezeptor-Tyrosinkinaseinhibitor Erlotinib
eingesetzt werden.
|
0
|
5
|
[381]
|
8.17
|
Bei Ausbleiben eines Hautausschlages bis zu 8 Wochen nach Therapiebeginn sollte die
Therapie mit Erlotinib beendet werden.
|
B
|
2
|
[379]
[387]
[388]
|
8.5.2 Gemcitabin plus andere molekular gezielt wirkende Substanzen
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.18
|
Weitere Kombinationen von Gemcitabin mit sogenannten „Targeted Therapies“ wie Cetuximab,
Bevacizumab oder Axitinib besitzen keinen Stellenwert in der Therapie des Pankreaskarzinoms
und sollen außerhalb von prospektiven, kontrollierten Studien nicht eingesetzt werden.
Diese Kombinationen werden nicht empfohlen.
|
A
|
1
|
[389]
[390]
[391]
|
8.6 Therapie in molekularen Subgruppen
Details zu diesem Kapitel können der Langversion der Leitlinie entnommen werden.
8.6.1 BRCA1/2 Mutation
8.6.1.1 Platin-basierte Therapie bei BRCA 1/2 Mutation
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.19
|
Bei Patienten mit Nachweis einer BRCA-1/2 Keimbahnmutation sollte eine Platin-basierte
Erstlinientherapie bevorzugt werden.
|
B
|
2,4
|
[392]
[393]
|
8.6.1.2 PARP-Inhibitoren
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.20
|
Bei Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom, die grundsätzlich für eine Platin-basierte
Therapie geeignet sind, sollte das Vorliegen einer BRCA1/2 Keimbahnmutation evaluiert
werden, um Platin-sensible Patienten frühzeitig zu identifizieren und die Option einer
Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor zu klären.
|
A
|
2
|
[394]
|
8.6.1.2.1 Einsatz von PARP-Inhibitoren in der Maintenance-Therapie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.21
|
Bei Vorliegen einer gBRCA1/2 Mutation haben Substanzen, die wie PARP-Inhibitoren in
DNA-Reparaturmechanismen eingreifen, einen Stellenwert in der Erhaltungstherapie des
metastasierten Pankreaskarzinoms nach Platin-basierter Vortherapie.
|
ST
|
2
|
[394]
|
8.6.2 KRAS G12C Mutation
8.6.2.1 KRAS G12C Inhibitor bei KRAS G12C Mutation
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.22
|
Bei Vorliegen einer KRAS-G12C Mutation kann nach Ausschöpfen aller therapeutischer
Optionen beim Pankreaskarzinom eine Therapie mit einem selektiven KRAS-G12C Inhibitor
durchgeführt werden.
|
EK
|
8.6.3 Immuntherapeutika in der palliativen Therapie
8.6.3.1 Diagnostische Verfahren zur Bestimmung der Mikrosatelliteninstabilität
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.23
|
Immuncheckpoint-Inhibitoren sind dann besonders effektiv, wenn eine Mismatch-Reparatur-Defizienz
(dMMR) bzw. Mikrosatelliten-Instabilität (MSI) vorliegt. Die Bestimmung dieser Parameter
ist daher die Voraussetzung für eine Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren bei
Patienten mit einem Pankreaskarzinom.
|
ST
|
5
|
[381]
|
8.6.3.2 Effekt von Immuntherapeutika in der palliativen Therapie des Pankreaskarzinoms
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.24
|
Immuntherapien mit Checkpointinhibitoren können nach Ausschöpfen aller therapeutischen
Optionen beim Pankreaskarzinom eingesetzt werden, wenn eine DNA Mismatch Reparatur
Defizienz (MMRd) bzw. eine hochgradige Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) vorliegen.
|
0
|
5
|
[381]
|
8.7 Folgetherapien bei Progress unter einer Erstlinientherapie
8.7.1 Indikationsstellung
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.25
|
Bei Progress unter einer Erstlinientherapie soll bei einem ECOG ≤ 2 eine Zweitlinientherapie
angeboten werden.
|
A
|
5
|
[381]
|
8.7.2 Zweitlinientherapie nach Gemcitabin-basierter Erstlinientherapie
Details zu diesem Kapitel können der Langversion der Leitlinie entnommen werden.
8.7.2.1 Zweitlinientherapie mit nanoliposomalem Irinotecan plus 5-FU/FA
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.26
|
Bei Progression nach einer Gemcitabin-basierten Vorbehandlung sollte eine Zweitlinientherapie
mit nanoliposomalem Irinotecan/5-FU (NAPOLI-Regime) angeboten werden, wenn die folgenden
Kriterien erfüllt werden: Karnofsky Performance Status ≥ 70 %, relativ günstiges Komorbiditätsprofil,
Patientenpräferenz.
|
B
|
5
|
[381]
|
8.7.2.2 Zweitlinientherapie mit Oxaliplatin und 5-FU
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.27
|
Bei Progression nach einer Gemcitabin-basierten Vorbehandlung kann eine Zweitlinientherapie
mit 5-FU und Oxaliplatin (OFF-Regime) dann angeboten werden, wenn die folgenden Kriterien
erfüllt sind: ECOG ≤ 2, periphere Polyneuropathie CTCAE Grad ≤ 2, relativ günstiges
Komorbiditätsprofil, Patientenpräferenz.
|
0
|
5
|
[381]
|
8.7.2.3 Weitere Optionen der Zweitlinientherapie nach Gemcitabin-Vortherapie
Details zu diesem Kapitel können der Langversion der Leitlinie entnommen werden.
8.7.3 Zweitlinientherapie nach FOLFIRINOX
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.28
|
Eine Gemcitabin-basierte Chemotherapie kann als Zweitlinientherapie in Betracht gezogen
werden, wenn nach einer Erstlinientherapie mit FOLFIRINOX eine Tumorprogression auftritt.
|
B
|
2
|
[378]
|
8.7.4 Zweitlinientherapie bei reduziertem ECOG Performance Status
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.29
|
Eine Monotherapie mit Gemcitabin oder 5-Fluorouracil kann in der Zweitlinientherapie
angeboten werden, wenn ein ECOG Performance Status von ≥ 2 oder eine Komorbidität
den Einsatz einer Kombinationschemotherapie verbietet.
|
0
|
5
|
[381]
|
8.7.5 Behandlung in späteren (> 2) Therapielinien
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.30
|
Es gibt keine Daten, welche den Nutzen einer Drittlinientherapie oder späteren Therapielinie
unterstützen. Bei Applikation späterer Therapielinien (> 2) steht daher die Betrachtung
des Verhältnisses von Nutzen und Nebenwirkungen deutlich vermehrt im Vordergrund.
|
ST
|
5
|
[381]
|
8.8 Rolle der Strahlentherapie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.31
|
Eine Radio-(Evidenzlevel 3) bzw. Radiochemotherapie (Evidenzlevel 2) kann Patienten
bis ECOG 2 mit lokal fortgeschrittenem nicht-metastasiertem Pankreaskarzinom zur Verbesserung
der lokalen Kontrolle angeboten werden, bei denen während einer Chemotherapie keine
Erkrankungsprogression eingetreten ist.
|
0
|
2,3
|
[355]
[395]
|
8.33
|
Im Rahmen sequentieller Radiochemotherapien können hypofraktionierte intensitätsmodulierte
Strahlentherapien durchgeführt werden. Unter konsequentem Einsatz stereotaktischer
und bildnavigierender Techniken können bei strikter Beachtung der intestinalen Toleranzdosen
Einzeldosen von mehr als 3 Gy eingesetzt werden, bevorzugt im Rahmen prospektiver
Studien.
|
0
|
3
|
[395]
|
8.34
|
Als Kombinationspartner können entweder Gemcitabin oder Capecitabin eingesetzt werden.
Die Auswahl sollte nach dem vertretbaren Toxizitätsprofil getroffen werden.
|
0
|
1,2
|
[396]
[397]
|
8.35
|
Eine palliative Strahlentherapie sollte nur bei symptomatischen Metastasen bzw. Metastasen
mit drohender Symptomatik durchgeführt werden (insbesondere Skelett- und zerebrale
Metastasen). Ziel ist die Symptomkontrolle oder die Vermeidung von durch Metastasen
bedingten Komplikationen.
|
EK
|
8.8.1 Indikation zur Strahlentherapie
Details zu diesem Kapitel können der Langversion der Leitlinie entnommen werden.
8.8.2 Strahlentherapeutische Konzepte
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
8.32
|
Das radioonkologische Bestrahlungskonzept sollte aus einer normofraktionierten simultanen
Radiochemotherapie bestehen (Einzeldosis von 1,8–2,0 Gy, Gesamtdosis von ca. 50 Gy).
|
B
|
1
|
[398]
|
9 Palliative Tumor-gerichtete und supportive Therapie des Pankreaskarzinoms
9 Palliative Tumor-gerichtete und supportive Therapie des Pankreaskarzinoms
Mittlerweile gibt es Querschnittsleitlinien des Onkologischen Leitlinienprogramms
zu Supportiv- und Palliativtherapie, die zum Zeitpunkt der letzten Aktualisierung
dieses Kapitels noch nicht vorlagen. Allgemeingültige Empfehlungen werden daher aus
diesen Leitlinien übernommen. Eigenständige Empfehlungen finden sich noch zu bestimmten
Themenbereichen, die in den entsprechenden Querschnittsleitlinien aufgrund spezifischer
Anforderungen beim Pankreaskarzinom nicht (ausreichend) berücksichtigt sind.
9.1 Palliativversorgung und supportive Therapie
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.1
|
Alle Patienten mit einem Pankreaskarzinom sollen unabhängig vom Krankheitsstadium
Zugang zu Informationen über Palliativversorgung (z. B. durch Auslage von Flyern)
haben.
EK: Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (5.1.)
|
EK
|
9.2
|
Allen Patienten soll nach der Diagnose einer nicht-heilbaren Pankreaskarzinomerkrankung
Palliativversorgung angeboten werden, unabhängig davon, ob eine tumorspezifische Therapie
durchgeführt wird.
|
A
|
1
|
|
9.3
|
Patienten soll nach der Diagnose einer nicht-heilbaren Pankreaskarzinomerkrankung
ein Bedarfsassessment durch ein SPV-Team (Team der spezialisierten Palliativversorgung)
angeboten werden.
|
A
|
3
|
|
9.4
|
Patienten mit einer nicht-heilbaren Pankreaskarzinomerkrankung und einer hohen Komplexität
ihrer Situation sollen eine spezialisierte Palliativversorgung erhalten.
|
A
|
3
|
|
9.2 Erfassung von Symptomen, Patient-reported-outcomes, Lebensqualität
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.5
|
Supportive Therapie soll in allen Phasen der Diagnostik und Therapie von Patienten
mit Pankreaskarzinom eingesetzt werden.
|
EK
|
9.6
|
Alle Patienten mit Pankreaskarzinom sollen ein Screening auf typische belastende Symptome
erhalten. Ein Symptomscreening soll frühestmöglich in angemessenen Abständen, wenn
klinisch indiziert oder bei Veränderung des Erkrankungsstatus eines Patienten (z. B.
Wiederauftreten oder Fortschreiten der Erkrankung) wiederholt im Krankheitsverlauf
durchgeführt werden.
|
EK
|
9.7
|
Zur Erfassung der Symptome sollen validierte und standardisierte Screeninginstrumente
eingesetzt werden.
|
EK
|
9.8
|
Alle Patienten sollen ein Screening auf psychosoziale Belastungen erhalten. Ein psychoonkologisches
Screening sollte frühestmöglich in angemessenen Abständen, wenn klinisch indiziert
oder bei Veränderung des Erkrankungsstatus eines Patienten (z. B. Wiederauftreten
oder Fortschreiten der Erkrankung) wiederholt im Krankheitsverlauf durchgeführt werden.
EK: Übernahme aus S3 LL Psychoonkologie (7.2)
|
EK
|
9.9
|
Zur Erfassung der psychosozialen Belastung sollen validierte und standardisierte Screeninginstrumente
eingesetzt werden.
Als Screeninginstrumente werden z. B. das Distress-Thermometer oder die HADS-D empfohlen.
Zusätzlich soll der individuelle psychosoziale Unterstützungswunsch erfragt werden.
EK: Übernahme aus S3 LL Psychoonkologie (7.3)
|
EK
|
9.10
|
Schmerzanamnese und schmerzbezogene klinische Untersuchung sollen Bestandteil jeder
klinischen Vorstellung sein.
EK: Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (9.1)
|
EK
|
9.3 Ernährung
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.11
|
Bei Patienten mit Pankreaskarzinom sollte ein regelmäßiges Screening auf Mangelernährung
(z. B. Nutritional Risk Screening [NRS] oder Malnutrition Universal Screening Tool
[MUST]) erfolgen.
|
B
|
5
|
[399]
[400]
|
9.12
|
Bei Ernährungsproblemen soll ein individuelles Ernährungsassessment und eine entsprechende
Beratung durchgeführt werden. Diese sollte durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft*
erfolgen.
|
A
|
5
|
[399]
[400]
[401]
|
9.13
|
Bei anhaltender unzureichender spontaner Nahrungsaufnahme trotz Ernährungsberatung
kann eine ergänzende oder totale enterale Ernährung oder parenterale Ernährung erwogen
werden. Ziel ist der Erhalt bzw. Verbesserung des Ernährungszustandes und der Lebensqualität
unter sorgfältiger Nutzen/Risikoabwägung.
|
0
|
5
|
[399]
[400]
[401]
|
9.14
|
Patienten mit exokriner Pankreasinsuffizienz bei Pankreaskarzinom sollen eine Pankreasenzymtherapie
erhalten.
|
A
|
2
|
[383]
|
9.15
|
Patienten mit Pankreaskarzinom sollen vor und nach einer onkologischen Pankreasresektion
eine individualisierte Ernährungsintervention erhalten.
|
A
|
5
|
[399]
|
9.4 Cholestase und tumorbedingte Stenose des oberen GI-Trakts
9.4.1 Stents
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.16
|
Metallstents werden als Therapie der Wahl angesehen, Plastikstents sollen eingesetzt
werden, wenn die Überlebenszeit auf < 3 Monate eingeschätzt wird.
|
A
|
1a
|
[402]
|
9.17
|
Wenn Metallgitterstents verwendet werden, müssen diese nicht zwingend Polyurethan-beschichtet
sein.
|
B
|
2b
|
[403]
[404]
|
9.18
|
Die perkutane transhepatische Cholangiodrainage, PTCD, ist in der Palliativtherapie
des Pankreaskarzinoms bei nicht möglicher endoskopischer Therapie (z. B. bei tumorbedingten
Duodenalstenosen) sinnvoll. Die PTCD ist auch bei frustranem Verlauf der endoskopischen
Therapie indiziert.
|
B
|
3
|
[405]
|
9.4.2 Biliodigestive Anastomose
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.19
|
Ein chirurgischer Eingriff mit dem alleinigen Ziel der Anlage einer biliodigestiven
Anastomose bleibt sicher die Ausnahme. Stellt sich jedoch während eines kurativ intendierten
chirurgischen Eingriffs eine Irresektabilität heraus, ist bei Cholestase und zu erwartender
längerer Überlebenszeit die Anlage einer biliodigestiven Anastomose indiziert. Dabei
muss zwischen Patienten mit peritonealer Aussaat oder Lebermetastasen differenziert
werden.
|
EK
|
9.20
|
Wenn in der Palliativsituation eine biliodigestive Anastomose durchgeführt wird, ist
der Choledochojejunostomie gegenüber anderen Bypassverfahren der Vorzug zu geben.
|
B
|
2
|
[406]
[407]
[408]
|
9.4.3 Rezidivierende Cholangitiden nach biliodigestiver Anastomose
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.21
|
Vor einer therapeutischen Intervention muss zunächst ein mechanisches Abflusshindernis
auf jeden Fall ausgeschlossen werden. Bei einem mechanischen Hindernis ist entsprechend
zu verfahren. Danach kann ein Versuch einer Langzeitgabe von Antibiotika unternommen
werden.
|
EK
|
9.4.4 Stenose des oberen GI-Traktes
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.22
|
Für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Patienten mit einer Pankreaskarzinomerkrankung
und einer inkompletten malignen intestinalen Obstruktion (MIO) sollten Prokinetika wie Metoclopramid zur
Antiemese eingesetzt werden.
|
B
|
4
|
|
9.23
|
Für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Patienten mit einer Pankreaskarzinomerkrankung
und mit einer kompletten malignen intestinalen Obstruktion (MIO) sollten Prokinetika wie Metoclopramid zur
Antiemese nicht eingesetzt werden.
|
B
|
4
|
|
9.24
|
Bei Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung und mit einer Tumor-bedingten
Obstruktion im Magenausgang und Duodenum kann eine endoskopische Stentanlage zur Symptomlinderung
durchgeführt werden.
Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.31.)
|
EK
|
9.25
|
Die Indikation zur endoskopischen Stentanlage bei Patienten mit einer fortgeschrittenen
Pankreaskarzinomerkrankung und maligner intestinaler Obstruktion (MIO) sollte interdisziplinär
mit dem endoskopierenden Gastroenterologen und dem Viszeralchirurgen gestellt werden.
Das Aufklärungsgespräch mit dem Patienten sollte dabei auch mögliche Konsequenzen
des Versagens der endoskopischen Therapie bzw. damit verbundener Komplikationen beinhalten.
Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.34.)
|
EK
|
9.26
|
Bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Pankreaskarzinomerkrankung und maligner
intestinaler Obstruktion (MIO), bei denen ein operatives Vorgehen nicht mehr möglich
ist, kann zur Erleichterung von Übelkeit und Erbrechen zeitweilig eine nasogastrale
Sonde gelegt werden, wenn die symptomatische Therapie nicht zufriedenstellend ist.
Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.35.)
|
EK
|
9.27
|
Bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Pankreaskarzinomerkrankung und maligner
intestinaler Obstruktion (MIO), bei denen eine nasogastrale Sonde Linderung von Übelkeit
und Erbrechen verschafft, sollte die Anlage einer Ablauf-PEG geprüft werden.
Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.35.)
|
EK
|
9.5 Primäre Antikoagulation
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.28
|
Bei ambulanten Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom, die sich einer Chemotherapie
unterziehen, kann eine prophylaktische Antikoagulation mit einem niedermolekularen
Heparin unter Nutzen-/Risiko-Abwägung hinsichtlich des Blutungsrisikos durchgeführt
werden.
|
EK
|
9.6 Rehabilitation und Nachsorge
9.6.1 Rehabilitation nach kurativer Resektion eines Pankreaskarzinoms
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.29
|
Eine postoperative Anschlussheilbehandlung sollte dem Patienten angeboten werden.
Es sollte eine Abstimmung mit dem familiären Umfeld erfolgen.
|
EK
|
9.6.2 Nachsorgeprogramm nach kurativer Resektion
Nr.
|
Empfehlungen/Statements
|
GoR
|
LoE
|
Quellen
|
9.30
|
Ein strukturiertes Nachsorgeprogramm kann beim Pankreaskarzinom stadienunabhängig
nicht empfohlen werden.
|
EK
|
9.31
|
Eine strukturierte Nachbetreuung sollte dem Patienten angeboten werden.
|
EK
|
10 Qualitätsindikatoren
Details zu diesem Kapitel können der Langversion der Leitlinie entnommen werden.
Qualitätsindikatoren sind Messgrößen, deren Erhebung der Beurteilung der Qualität
der zugrunde liegenden Strukturen, Prozesse bzw. Ergebnisse dient. Qualitätsindikatoren
sind ein wichtiges Instrument des Qualitätsmanagements. Ziel ihres Einsatzes ist die
stetige Verbesserung der Versorgung, indem die Ergebnisse der Versorgung dargestellt,
kritisch reflektiert und wenn nötig verbessert werden. Die vorliegende Auswahl von
Qualitätsindikatoren wurde gemäß der Methodik des Leitlinienprogramms Onkologie erstellt
[409]. Für den Ableitungsprozess konstituierte sich eine „Arbeitsgruppe Qualitätsindikatoren“
(AG QI). Diese erstellte das finale Set der Qualitätsindikatoren auf Grundlage der
bereits bestehenden Qualitätsindikatoren der Leitlinie Pankreaskarzinom 2013, der
neuen starken Empfehlungen („soll“) der aktualisierten Leitlinie Pankreaskarzinom,
der Ergebnisse der bestehenden Qualitätsindikatoren aus den zertifizierten Pankreaskrebszentren
der Deutschen Krebsgesellschaft sowie der Ergebnisse der Recherche nach bestehenden
nationalen und internationalen Qualitätsindikatoren. Die genaue Vorgehensweise und
die Zusammensetzung der AG QI sind im Leitlinienreport siehe (https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/pankreaskarzinom/) dargelegt.
Nach zwei Online-Sitzungen dieser AG wurden zwei neue Qualitätsindikatoren (QI) angenommen,
sodass das finale Set aus 7 QI besteht.
Basierend auf den Empfehlungen und Qualitätsindikatoren der Leitlinie und aufbauend
auf den Vorarbeiten der Europäischen Joint Action Innovative Partnership for Action
Against Cancer (iPAAC) wurde ein Patientenpfad über die Zertifizierungskommission
der DKG e.V: entwickelt, der in den Pankreaskarzinomzentren genutzt werden sollte.
Entsprechend den lokalen Gegebenheiten und dem gewünschten Grad der digitalen Unterstützung
kann der Pfad adaptiert und technisch umgesetzt werden. (https://www.krebsgesellschaft.de/zertdokumente.html -> Viszeralonkologische Zentren) ([Tab. 10]).
Tab. 10
Qualitätsindikatoren.
Qualitätsindikator
|
Referenz-Empfehlung
|
Evidenzgrundlage/weitere Informationen
|
QI 1: R0-Resektion (seit 2013)
|
Zähler
Patienten des Nenners mit R0-Resektion
Nenner
Alle Patienten mit Erstdiagnose eines Pankreaskarzinoms und Resektion
|
6.7
Ziel der Resektion beim Pankreaskarzinom soll die Resektion im Gesunden sein (R0).
|
a) Qualitätsziel Möglichst hohe Rate an lokalen R0-Resektionen b) Evidenzgrundlage LoE 1a
|
QI 2: LK- Entfernung (seit 2013, modifiziert 2021)
|
Zähler
Patienten des Nenners mit Entfernung von mind. 12 LK
Nenner
Alle Patienten mit Erstdiagnose eines Pankreaskarzinoms (ohne NEC/NET) und operativer
Resektion
|
6.29
Bei Resektion eines Pankreaskarzinoms sollen mindestens 12 regionäre Lymphknoten entfernt
werden.
|
a) Qualitätsziel Mind. 12 regionäre LK im OP-Präparat
b) Evidenzgrundlage EK
Operative Resektion: Pankreaskopfresektion, Linksresektion, Pankreatektomie
|
QI 3: Inhalt Pathologieberichte (modifiziert 2021)
|
Zähler
Patienten des Nenners mit Befundberichten mit Angabe von: • pT, pN, M • Tumorgrading • Verhältnis von befallenen zu entfernten LK
Nenner
Alle Patienten mit Pankreaskarzinom und Tumorresektion
|
6.36
Die Angabe der pT-, pN- und M-Kategorie sowie das Tumorgrading sollen im Pathologiebefund
angegeben werden.
|
a) Qualitätsziel Möglichst häufig vollständige Pathologieberichte
b) Evidenzgrundlage LoE 2b
|
QI 4: Adjuvante Chemotherapie (modifiziert 2021)
|
Zähler
Patienten des Nenners mit adjuvanter Chemotherapie
Nenner
Alle Patienten mit Erstdiagnose eines Pankreaskarzinoms UICC Stad. I–III (ohne NET/NEC) und R0-Resektion
|
7.1
Nach R0-Resektion eines Pankreaskarzinoms im UICC-Stadium I–III soll eine adjuvante
Chemotherapie durchgeführt werden.
|
a) Qualitätsziel Möglichst häufig adjuvante Chemotherapie
b) Evidenzgrundlage LoE 1b
|
QI 5: Palliative Chemotherapie (modifiziert 2021)
|
Zähler
Patienten des Nenners mit palliativer Chemotherapie
Nenner
Alle Patienten •mit Erstdiagnose Pankreaskarzinom (ohne NET/NEC), ECOG 0–2, M0 und
M1, ohne Tumorresektion und •mit Pankreaskarzinom (ohne NET/NEC), ECOG 0–2, mit sekundärer
Metastasierung (M1) ohne Metastasenresektion
|
8.1
Beim metastasierten bzw. lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinom soll bei einem ECOG
Performance Status von 0 bis 2 zur Verbesserung der Lebensqualität, des klinischen
Benefits und der Überlebenszeit eine palliative Chemotherapie angeboten werden.
|
a) Qualitätsziel Möglichst häufig palliative Chemotherapie bei metastasiertem bzw. lokal fortgeschrittenem Pankreaskarzinom ECOG 0–2 b) Evidenzgrundlage EK
|
QI 6: Keine primäre Resektion bei metastasiertem Pankreaskarzinom (neu 2021)
|
Zähler
Patienten des Nenners mit primärer Resektion des Tumors
Nenner
Alle Patienten mit Erstdiagnose duktales Pankreaskarzinom (ohne NET/NEC) mit Fernmetastasen
( = Organmetastasen, Peritonealkarzinose, als Fernmetastasen (M1) geltende Lymphknotenmetastasen)
|
6.16
Die primäre Resektion des Tumors soll bei nachgewiesenen Fernmetastasen eines duktalen
Pankreaskarzinoms (Organmetastasen, Peritonealkarzinose, als Fernmetastasen geltende
Lymphknotenmetastasen) nicht durchgeführt werden.
|
a) Qualitätsziel Keine primäre Tumorresektion bei duktalem Pankreaskarzinom mit nachgewiesenen
Fernmetastasen b) Evidenzgrundlage LoE 1 und 4
|
QI 7: Zweitlinientherapie (neu 2021)
|
Zähler
Patienten des Nenners mit Zweitlinientherapie
Nenner
Alle Patienten mit Pankreaskarzinom (ohne NET/NEC), ECOG 0–2 und Progress unter palliativer
Erstlinientherapie
|
8.25
Bei Progress unter einer Erstlinientherapie soll bei einem ECOG ≤ 2 eine Zweitlinientherapie
angeboten werden.
|
a) Qualitätsziel Möglichst häufig Zweitlinientherapie bei Progress unter Erstlinientherapie
und ECOG ≤ 2 b) Evidenzgrundlage EK
|
11 Anhang
11.1 Zusammensetzung der Leitliniengruppe
11.1.1 Koordination
Prof. Dr. med. Thomas Seufferlein, Universitätsklinikum Ulm
Prof. Dr. med. Julia Mayerle, Universitätsklinikum München
Leitliniensekretariat
Pia Lorenz, M.Sc., DGVS Berlin
Nadine Fischer, M.Sc., DGVS Berlin
11.1.2 Beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen
In der folgenden [Tab. 11] sind die beteiligten Personen der 2. Aktualisierung (2021) aufgelistet. Die Autoren,
die an der ersten Auflage (2006 und an der 1. Aktualisierung (2013) beteiligt waren,
sind in den Vorgängerversionen (siehe Leitlinienarchiv unter https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/pankreaskarzinom/) aufgeführt.
Tab. 11
Beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen (alphabetisch).
Beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen (alphabetisch)
|
Personen
|
Arbeitsgemeinschaft Bildgebung in der Onkologie der DKG (ABO)
|
Prof. Dr. Lars Grenacher Prof. Dr. Andreas Schreyer
|
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT)
|
Prof. Dr. Stefan Rolf Benz
|
Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie in der DKG (AIO)
|
Prof. Dr. Stefan Böck
|
Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin in der DKG (APM)
|
Dr. Parvis Sadjadian
|
Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Medizin in der Onkologie in der DKG
(PRiO)
|
Dipl. Oec. Troph. Christine Reudelsterz
|
Arbeitsgemeinschaft Radiologische Onkologie in der DKG (ARO)
|
Prof. Dr. Frank Zimmermann
|
Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie in der DKG (AGSMO)
|
Prof. Dr. Alexander Stein
|
Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie in der DKG (PSO)
|
Dipl.-Psych. Beate Hornemann
|
Arbeitsgemeinschaft onkologische Pathologie in der DKG (AOP)
|
Prof. Dr. Irene Esposito Prof. Dr. Andrea Tannapfel
|
Arbeitskreis der Pankreatektomierten (AdP)
|
Horst Neuendorf Bernd Rühling
|
Bundesverband Deutscher Pathologen (BDP)
|
Prof. Dr. Irene Esposito Prof. Dr. Andrea Tannapfel
|
Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Leber-, Galle- und Pankreas (CALGP) der DGAV
|
Prof. Dr. Tobias Keck Prof. Dr. Jens Werner
|
Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV)
|
Prof. Dr. Thilo Hackert Prof. Dr. Tobias Keck Prof. Dr. Waldemar Uhl Prof. Dr. Jens Werner
|
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
|
Prof. Dr. Christiane Bruns Prof. Dr. Tobias Keck Prof. Dr. Jens Werner
|
Deutsche Gesellschaft für Endoskopie und bildgebende Verfahren (DGE-BV)
|
Prof. Dr. Karel Caca
|
Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)
|
Prof. Dr. Johann Ockenga
|
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
(DGVS)
|
Prof. Dr. Volker Ellenrieder Dr. Thomas Ettrich Prof. Dr. Thomas Gress Dr. Angelika Kestler Prof. Dr. Patrick Michl Prof. Dr. Jonas Rosendahl Prof. Dr. Roland Schmid Prof. Dr. Thomas Seufferlein
|
Deutsche Gesellschaft für Humangenetik (GfH)
|
Prof. Dr. Reiner Siebert
|
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)
|
Prof. Dr. Volker Heinemann Prof. Dr. Volker Kunzmann PD Dr. Helmut Oettle PD Dr. Marianne Sinn
|
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DEGIM)
|
Prof. Dr. Julia Mayerle
|
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN)
|
Prof. Dr. Ken Herrmann
|
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP)
|
PD Dr. Ulrich Wedding
|
Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP)
|
Prof. Dr. Irene Esposito Prof. Dr. Andrea Tannapfel
|
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO)
|
Prof. Dr. Thomas Brunner PD Dr. Sabine Semrau
|
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
|
Prof. Dr. Christoph Frank Dietrich
|
Deutsche Röntgengesellschaft (DRG)
|
Prof. Dr. Andreas Schreyer
|
Eingeladene Fachexperten (ohne Stimmrecht)
|
Prof. Dr. Robert Grützmann Prof. Dr. Anke Reinacher-Schick
|
Schweizer Gesellschaft für Gastroenterologie (SGG)
|
PD Dr. Christoph Gubler – Beobachterstatus
|
Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH)
|
Dr. Angela Djanani – Beobachterstatus
|
Die Leitliniengruppe besteht aus Vertretern aller an der histopathologischen Diagnostik
und Therapie des Pankreaskarzinoms im ambulanten und stationären Bereich beteiligten
Fachgruppen, einschließlich der Selbsthilfegruppen. Die jeweiligen Fachgesellschaften
bzw. Verbände wurden bereits bei der vorangegangenen Aktualisierung (2020/2021) angeschrieben
und gebeten, Vertreter*innen ihrer Gruppierung in die Leitliniengruppe zu entsenden.
Bei der aktuellen Aktualisierung wurde die weitere Teilnahme noch einmal kurz abgefragt
und schriftlich bestätigt.
Die Erarbeitung der Kapitel erfolgte in den Arbeitsgruppen. Weitere Informationen
zu den Mitgliedern der Arbeitsgruppen können dem Leitlinienreport entnommen werden.
11.1.3 Weitere Beteiligte (ohne Stimmrecht)
Steuergruppe
Die Mitglieder der Steuergruppe wurde von den an der Leitlinie beteiligten Fachgesellschaften
und Arbeitsgemeinschaften im Einvernehmen mit den Leitlinienkoordinierenden benannt.
Sie übernehmen jeweils Verantwortung für einen Themenkomplex des Updates. Die Steuergruppe
legt die Schlüsselfragen für das Update der Leitlinie fest und priorisiert die Bearbeitung
der Fragen zeitlich. Die Mitglieder der Steuergruppe fungieren zugleich als Leiter*innen
der jeweiligen Arbeitsgruppen.
Steuergruppe (alphabetisch, Koordinatoren fett markiert)
|
Brunner T., Ettrich T., Follmann M., Gress T., Grenacher L., Hackert T., Heinemann
V., Karge T., Kestler A., Köster M.-J., Langer T., Lynen Jansen P., Mayerle J., Nothacker M., Rütters D., Seufferlein T., Sinn M., Tannapfel A., Uhl W.
|
11.1.4 Arbeitsgruppen ([Tab. 12])
Tab. 12
Arbeitsgruppen und deren Mitglieder.
Arbeitsgruppe
|
Mitglieder der Arbeitsgruppe
|
AG Qualitätsindikatoren
|
Dr. Susanne Blödt, Prof. Dr. Thomas Brunner, Dr. Markus Follmann, Dr. Michael Gerken,
Prof. Dr. Lars Grenacher, Dr. Angelika Kestler, Prof. Dr. Julia Mayerle, Dr. Johannes
Rückher, Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Prof. Dr. Waldemar Uhl, PD Dr. Simone Wesselmann
|
AG übergreifend
|
Horst Neuendorf, Bernd Rühling, Prof. Dr. Thomas Seufferlein
|
Chirurgische Therapie
|
Prof. Dr. Andrea Tannapfel, Prof. Dr. Wolfgang Uhl Prof. Dr. Christiane Bruns, Dr. Thomas Ettrich, Prof. Dr. Patrick Michl, Prof. Dr.
Andreas Schreyer
|
Diagnostik
|
Prof. Dr. Lars Grenacher, Prof. Dr. Julia Mayerle Prof. Dr. C. Dietrich, Prof. Dr. Irene Esposito, Prof. Dr. Ken Herrmann, Prof. Dr.
Tobias Keck, Prof. Dr. Roland Schmid
|
Neoadjuvante/adjuvante Therapie
|
Prof. Dr. Thomas Brunner, Prof. Dr. Thilo Hackert, PD Dr. Marianne Sinn Prof. Dr. Robert Grützmann, PD Dr. Helmut Oettle
|
Palliative Therapie
|
Prof. Dr. Volker Heinemann Prof. Dr. Volker Kunzmann, Prof. Dr. Anke Reinacher-Schick, PD Dr. Sabine Semrau,
Prof. Dr. Frank Zimmermann
|
Palliative Tumor-gerichtete und supportive Therapie
|
Prof. Dr. Stefan Böck, PD Dr. Ulrich Wedding
Prof. Dr. Volker Ellenrieder, Dipl.-Psych. Beate Hornemann, Prof. Dr. Johann Ockenga,
Dipl. Oec. Troph. Christine Reudelsterz, Dr. Parvis Sadjadian, Prof. Dr. Alexander
Stein
|
Risikofaktoren/Screening/ Risikogruppen
|
Prof. Dr. Thomas Gress Prof. Dr. Stefan Rolf Benz, Prof. Dr. Karel Caca, Dr. Angelika Kestler, Prof. Dr.
Jonas Rosendahl, Prof. Dr. Reiner Siebert, Prof. Dr. Jens Werner
|
Arbeitsgruppenleiter sind fett markiert.
|
11.1.5 Patientenbeteiligung
Vertreter der Selbsthilfeorganisation Arbeitskreis der Pankreatektomierten (AdP) waren
an der 3. Aktualisierung der Leitlinie direkt beteiligt.
11.2 Grundlagen der Methodik
11.2.1 Schema der Evidenzgraduierung
Schema der Evidenzgraduierung nach Oxford
In der Aktualisierung 2020/2021 und 2021–2024 wurden zur Klassifikation der eingeschlossenen
Studien die Levels of Evidence des Oxford Centre for Evidence Based Medicine von 2011
verwendet ([Tab. 13]). Studien mit relevanten methodischen Mängeln wurden um einen Rang abgewertet. Für
alle Empfehlungen vor 2020 wurden die Evidenzlevel beibehalten. Es erfolgte eine Kennzeichnung
des jeweils genutzten Systems, z. B. 2011.
Zur Klassifikation des Verzerrungsrisikos der identifizierten Studien wurde für die
2013 aktualisierten Kapitel 6, 7 und 8 das in [Tab. 14] aufgeführte System des Oxford Centre for Evidence based Medicine von 2009 verwendet.
Die Klassifikation von Studien im System des Oxford Centre for Evidence-based Medicine
sieht eine Abwertung des Evidenzlevel (Level of Evidence) bei methodischen Mängeln
der Studie vor (z. B. Drop out > 20 %, weite Konfidenzintervalle, unzureichende Randomisierungsverfahren).
Bei den Bewertungen in dieser Leitlinie wurden Studien bei relevanten methodischen
Mängeln nicht im Rang abgewertet, sondern durch ein Minus-Zeichen gekennzeichnet (z. B.
1a-).
Bei der Erstellung der übrigen Kapitel in 2006 wurde eine ältere, modifizierte Version
des Systems aus Oxford verwendet ([Tab. 15] weiter unten)
Tab. 13
Schema der Evidenzgraduierung bei der Aktualisierung 2020/2021 und 2021–2024 (Oxford
Centre for Evidence-Based Medicine 2011 Levels of Evidence).
Question
|
Step 1(Level 1[*])
|
Step 2(Level 2[*])
|
Step 3(Level 3[*])
|
Step 4(Level 4[*])
|
Step 5(Level 5)
|
How common is the problem?
|
Local and current random sample surveys (or censuses)
|
Systematic review of surveys that allow matching to local circumstances[**]
|
Local non-random sample[**]
|
Case-series[**]
|
n/a
|
Is the diagnostic or monitoring test accurate?
(Diagnosis)
|
Systematic review of cross sectional studies with consistently applied reference standard
and blinding
|
Individual cross sectional studies with consistently applied reference standard and
blinding
|
Non-consecutive studies, or studies without consistently applied reference standards[**]
|
Case-control studies or poor or non-independent reference standard[**]
|
Mechanism-based reasoning
|
What will happen if we do not add a therapy?
(Prognosis)
|
Systematic review of inception cohort studies
|
Inception cohort studies
|
Cohort study or control arm of randomized trial[*]
|
Case-series or case-control studies, or poor quality prognostic cohort study[**]
|
n/a
|
Does the intervention help?
(Treatment Benefits)
|
Systematic review of randomized trials or n-of-1 trials
|
Randomized trial or observational study with dramatic effect
|
Non-randomized controlled cohort/follow-up study[**]
|
Case-series, case-control studies, or historically controlled studies[**]
|
Mechanism-based reasoning
|
What are the COMMON harms?
(Treatment Harms)
|
Systematic review of randomized trials, systematic review of nested case-control studies,
n-of-1 trial with the patient you are raising the question about, or observational
study with dramatic effect
|
Individual randomized trial or (exceptionally) observational study with dramatic effect
|
Non-randomized controlled cohort/follow-up study (post-marketing surveillance) provided
there are sufficient numbers to rule out a common harm. (For long term harms the duration
of follow-up must be sufficient.)[**]
|
Case-series, case-control studies, or historically controlled studies[**]
|
Mechanism-based reasoning
|
What are the RARE harms?
(Treatment Harms)
|
Systematic review of randomized trials or n-of-1 trial
|
Randomized trial or (exceptionally) observational study with dramatic effect
|
Non-randomized controlled cohort/follow-up study (post-marketing surveillance) provided
there are sufficient numbers to rule out a common harm. (For long term harms the duration
of follow-up must be sufficient.)[**]
|
Case-series, case-control studies, or historically controlled studies[**]
|
Mechanism-based reasoning
|
Is this (early detection) test worthwhile?
(Screening)
|
Systematic review of randomized trials
|
Randomized trial
|
Non-randomized controlled cohort/follow-up study[**]
|
Case-series, case-control studies, or historically controlled studies[**]
|
Mechanism-based reasoning
|
* Level may be graded down on the basis of study quality, imprecision, indirectness
(study PICO does not match questions PICO), because of inconsistency between studies,
or because the absolute effect size is very small; Level may be graded up if there
is a large or very large effect size.
** As always, a systematic review is generally better than an individual study.
Tab. 14
Schema der Evidenzgraduierung bei der Aktualisierung 2012/2013 (Oxford-Schema).
Level
|
Therapy/Prevention, Aetiology/Harm
|
Prognosis
|
Diagnosis
|
Differential diagnosis/symptom prevalence study
|
Economicanddecisionanalyses
|
1a
|
SR (with homogeneity) of RCTs
|
SR (with homogeneity) of inception cohort studies; CDR validated in different populations
|
SR (with homogeneity) of Level 1 diagnostic studies; CDR" with 1b studies from different
clinical centres
|
SR (with homogeneity) of prospective cohort studies
|
SR (with homogeneity) of Level 1 economic studies
|
1b
|
Individual RCT (with narrow Confidence Interval)
|
Individual inception cohort study with > 80 % follow-up; CDR validated in a single
population
|
Validating cohort study with good reference standards; or CDR tested within one clinicalcentre
|
Prospective cohort study with good follow-up
|
Analysis based on clinically sensible costs or alternatives; systematic review(s)
of the evidence; and including multi-way sensitivity analyses
|
1c
|
All ornone
|
All or none case-series
|
AbsoluteSpPinsandSnNouts
|
All or none case-series
|
Absolute better-value or worse-value analyses
|
2a
|
SR (with homogeneity) of cohort studies
|
SR (with homogeneity) of either retrospective cohort studies or untreated control
groups in RCTs
|
SR (with homogeneity) of Level > 2 diagnostic studies
|
SR (with homogeneity) of 2b and better studies
|
SR (with homogeneity) of Level > 2 economic Studies
|
2b
|
Individual cohort study (including low quality RCT; e. g., < 80 % follow-up)
|
Retrospective cohort study or follow-up of untreated control patients in an RCT; Derivation
of CDR or validated on split-sample only
|
Exploratory cohort study with good reference standards; CDR after derivation, or validated
only on splitsample or databases
|
Retrospective cohort study, or poor follow-up
|
Analysis based on clinically sensible costs or alternatives; limited review(s) of
the evidence, or single studies; and including multi-way sensitivity analyses
|
2c
|
„Outcomes“ Research;Ecologicalstudies
|
„Outcomes“ Research
|
|
Ecologicalstudies
|
Audit oroutcomes Research
|
3a
|
SR (with homogeneity) of casecontrol studies
|
|
SR (with homogeneity) of 3b and better studies
|
SR (with homogeneity) of 3b and better studies
|
SR (with homogeneity*) of 3b and better studies
|
3b
|
Individualcase-control Study
|
|
Non-consecutive study; or without consistently applied reference standards
|
Non-consecutive cohort study, or very limited population
|
Analysis based on limited alternatives or costs, poor quality estimates of data, but
including sensitivity analyses incorporating clinically sensible variations.
|
4
|
Case-series (and poor qualitycohort and case control studies)
|
Case-series (and poor quality prognostic cohort studies)
|
Case-control study, poor or non-independent reference standard
|
Case-series or superseded reference standards
|
Analysis with no sensitivity analysis
|
5
|
Expert opinion without explicit critical appraisal, or based on physiology, bench
research or „first principles“
|
Expert opinion without explicit critical appraisal, or based on physiology, bench
research or „first principles“
|
Expert opinion without explicit critical appraisal, or based on physiology, bench
research or „first principles“
|
Expert opinion without explicit critical appraisal, or based on physiology, bench
research or „first principles“
|
Expert opinion without explicit critical appraisal, or based on economic theory or
„first principles“
|
Tab. 15
Schema der Evidenzgraduierung bei der Erstellung der Leitlinie 2006.
Level of Evidence (LoE)
|
Definition
|
1
|
Systematischer Review (SR) mit Homogenität (keine Heterogenität bzgl. der Ergebnisse
der einzelnen Studien) von randomisierten kontrollierten Studien (RCT)
|
2a
2b
|
Systematischer Review mit Homogenität von Kohortenstudien
Individuelle Kohortenstudien plus RCTs geringer Qualität (z. B. Follow Up < 80 %):
|
3
|
Systematische Übersichten mit Homogenität von Fall-Kontroll-Studien sowie Individuelle
Fall-Kontroll-Studien.
|
4
|
Fallserien und Kohortenstudien sowie Fall-Kontroll-Studien niedriger Qualität (d. h.
Kohorte: Keine klar definierte Vergleichsgruppe, keine Outcome/Expositionsmessung
in experimenteller und Kontrollgruppe, kein ausreichender Follow-Up; Fall-Kontroll-S.:
Keine klar definierte Vergleichsgruppe)
|
5
|
Expertenmeinung oder inkonsistente bzw. nicht schlüssige Studien jedes Evidenzgrades
|
11.2.2 Schema der Empfehlungsgraduierung
In der Leitlinie werden zu allen evidenzbasierten Statements (siehe Kapitel 2.2.3)
und Empfehlungen das Evidenzlevel der zugrunde liegenden Studien (nach Oxford-Schema,
siehe Kapitel 2.2.1) sowie bei Empfehlungen zusätzlich die Stärke der Empfehlung (Empfehlungsgrad)
ausgewiesen.
Hinsichtlich der Stärke der Empfehlung wurden in der Version von 2006 die zu diesem
Zeitpunkt vom Oxford Centre for Evidence based Medicine vorgeschlagenen vier Empfehlungsgrade
(A–D, [Tab. 16]) verwendet. Diese spiegeln in zusammengefasster Form die zugrunde liegenenden Studientypen
bzw. Evidenzgraduierungen wieder.
Tab. 16
Schema der Empfehlungsgraduierung für die Empfehlungen aus 2006.
Empfehlungsgrad
|
Bedeutung
|
A
|
Konsistent Studien mit Evidenzgrad 1 vorhanden
|
B
|
Konsistent Studien mit Evidenzgrad 2 oder 3 bzw. Extrapolationen von Studien mit Evidenzgrad
1
|
C
|
Studien mit Evidenzgrad 4 oder Extrapolationen von Studien mit Evidenzgrad 2 oder
3
|
D
|
Expertenmeinung oder inkonsistente bzw. nicht schlüssige Studien jedes Evidenzgrades
|
Für die Aktualisierungen wurden demgegenüber die im OL-Programm üblichen drei Empfehlungsgrade
unterschieden ([Tab. 17]), die sich auch in der Formulierung der Empfehlungen jeweils widerspiegeln. Bei
der Empfehlungsgraduierung wurden in allen Versionen der Leitlinien neben dem Design
und der Qualität der zugrunde liegenenden Studien folgende Aspekte berücksichtigt:
-
Konsistenz der Studienergebnisse
-
Klinische Relevanz der Endpunkte und Effektstärken
-
Nutzen-Risiko-Verhältnis (Abwägung erwünschter und unerwünschter Effekte)
-
Ethische, rechtliche und ökonomische Erwägungen
-
Patientenpräferenzen
-
Anwendbarkeit auf die Patientenzielgruppe und das Deutsche Gesundheitssystem, Umsetzbarkeit
im Alltag/in verschiedenen Versorgungsbereichen.
Tab. 17
Schema der Empfehlungsgraduierung für die Empfehlungen aus 2013–2024.
Empfehlungsgrad
|
Beschreibung
|
Ausdrucksweise
|
A
|
Starke Empfehlung
|
soll
|
B
|
Empfehlung
|
sollte
|
0
|
Empfehlung offen
|
kann
|
Daher kann in entsprechend begründeten Fällen der Evidenzgrad vom Empfehlungsgrad
abweichen (siehe hierzu ausführlich das Regelwerk der AWMF [410]).
Die OL-Methodik sieht die Vergabe von Empfehlungsgraden durch die Leitlinien-Autor*innen
im Rahmen eines formalen Konsensusverfahrens vor. Dementsprechend wurde ein durch
die AWMF moderierter, mehrteiliger nominaler Gruppenprozess durchgeführt (siehe Leitlinienreport).
Am Ende dieses Gruppenprozesses wurden die Empfehlungen von den stimmberechtigten
Mandatsträger*innen (siehe Kapitel 11.1) formal abgestimmt.
Tab. 18
Konsensusstärke.
Konsensstärke
|
Prozentuale Zustimmung
|
Starker Konsens
|
> 95 % der Stimmberechtigten
|
Konsens
|
> 75–95 % der Stimmberechtigten
|
Mehrheitliche Zustimmung
|
> 50–75 % der Stimmberechtigten
|
Keine mehrheitliche Zustimmung
|
< 50 % der Stimmberechtigten
|
11.2.3 Statements
Als Statements werden Darlegungen oder Erläuterungen von spezifischen Sachverhalten
oder Fragestellungen ohne unmittelbare Handlungsaufforderung bezeichnet. Sie werden
entsprechend der Vorgehensweise bei den Empfehlungen im Rahmen eines formalen Konsensusverfahrens
verabschiedet und können entweder auf Studienergebnissen oder auf Expertenmeinungen
beruhen.
11.2.4 Expertenkonsens (EK)
Statements/Empfehlungen, für die eine Bearbeitung auf der Grundlage von Expertenkonsens
der Leitliniengruppe beschlossen wurde, sind als Expertenkonsens ausgewiesen.
Für diese Empfehlungen wurde keine systematische Literaturrecherche durchgeführt (die
in den Hintergrundtexten ggf. angeführten Studien wurden von den beteiligten Fachexperten
ausgewählt).
Bei Empfehlungen, die auf einem Expertenkonsens basieren, werden keine Symbole bzw.
Buchstaben verwendet, um die Empfehlungsstärke und die Qualität der Evidenz darzustellen.
Die Stärke der Empfehlung ergibt sich hier allein aus der verwendeten Formulierung
(soll/sollte/kann) entsprechend der Abstufung in [Tab. 17].
11.3 Änderungen in der Version 3 ([Tab. 19])
Tab. 19
Änderungen in Version 3.
Version 2.0
|
Version 3.1
|
Änderung
|
4.1
|
4.1
|
modifiziert 2024
|
Eine spezifische Diätempfehlung zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos kann derzeit
nicht gegeben werden. Zur Risikoreduktion des Pankreaskarzinoms sollten aktuelle Ernährungsempfehlungen
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) beachtet werden.
|
Eine spezifische Ernährungsempfehlung zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos kann nicht gegeben
werden.
|
4.14
|
4.2
|
modifiziert 2024
|
Der Verzicht auf exzessiven Alkoholkonsum kann zur Verringerung des Pankreaskarzinomrisikos
empfohlen werden.
|
Zur Verringerung des Risikos an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, soll auf hohen
Alkohol- und jeglichen Tabakkonsum verzichtet werden.
|
4.17
|
4.4
|
modifiziert 2024
|
Zur Reduktion des Pankreaskarzinomrisikos sind Empfehlungen zu Lebensgewohnheiten
indiziert.
|
Durch regelmäßige körperliche Aktivität wird das Risiko, an einem Pankreaskarzinom
zu erkranken, reduziert.
|
|
4.5
|
neu 2024
|
|
Bestimmte Vorerkrankungen (Adipositas, Diabetes mellitus, PSC, Gallensteine/Cholezystektomie,
Zystische Fibrose, Parodontitis/Zahnverlust, Systemischer Lupus Erythematodes, Psoriasis,
Infektionen (Hepatitis, Tbc, Helicobacter pylori), Ovarialkarzinom, Nicht alkoholische
Fettleber, Nierentransplantation) sind mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten
einer Pankreaskarzinomerkrankung assoziiert.
Die Assoziation für diese Vorerkrankungen und das Auftreten eines Pankreaskarzinoms
ist schwach.
|
4.29
|
4.8
|
modifiziert 2024
|
Genetische Untersuchungen sollen folgenden Individuen ohne manifeste oder symptomatische
Krebserkrankung angeboten werden: Mitglieder von Familien mit einer bekannten, pathogenen
Genvariante, die für das Pankreaskarzinom prädisponiert ([Tab. 11]). Bislang nicht an einem Pankreaskarzinom erkrankte Individuen aus Familien, die
die Kriterien für eine genetische Testung auf bekannte, mit einem Pankreaskarzinom
assoziierte, hereditäre Syndrome erfüllen ([Tab. 11]). Bislang nicht an einem Pankreaskarzinom erkrankte Individuen, mit einem gemäß
Empfehlung 4.26. familiär erhöhten Risiko für ein Pankreaskarzinom.
|
Bislang nicht an einem Pankreaskarzinom erkrankten Individuen mit einem – gemäß Statement
4.7 „familiäres Pankreaskarzinom“ familiär erhöhtem Risiko – sollen genetische Untersuchungen
angeboten werden.
|
4.29
|
4.9
|
modifiziert 2024
|
Genetische Untersuchungen sollen folgenden Individuen ohne manifeste oder symptomatische
Krebserkrankung angeboten werden: Mitglieder von Familien mit einer bekannten, pathogenen
Genvariante, die für das Pankreaskarzinom prädisponiert (Tabelle „Mit einem erhöhtem
Pankreaskarzinomrisiko assoziierte Gene und Syndrome“). Bislang nicht an einem Pankreaskarzinom
erkrankte Individuen aus Familien, die die Kriterien für eine genetische Testung auf
bekannte, mit einem Pankreaskarzinom assoziierte, hereditäre Syndrome erfüllen (Tabelle
„Mit einem erhöhtem Pankreaskarzinomrisiko assoziierte Gene und Syndrome“). Bislang
nicht an einem Pankreaskarzinom erkrankte Individuen, mit einem gemäß Empfehlung 4.26
familiär erhöhten Risiko für ein Pankreaskarzinom.
|
Genetische Untersuchungen sollen folgenden Individuen ohne manifeste oder symptomatische
Krebserkrankung angeboten werden:
Mitglieder von Familien mit einer bekannten, wahrscheinlich pathogenen/pathogenen
Genvariante, die für das Pankreaskarzinom disponiert
|
|
4.13
|
neu 2024
|
|
Screeninguntersuchungen sollen bei asymptomatischen Individuen ohne erhöhtes Risiko
für ein Pankreaskarzinom nicht durchgeführt werden.
|
|
4.14
|
neu 2024
|
|
Screeninguntersuchungen sollen bei asymptomatischen Individuen, für die ein erhöhtes
Risiko für ein sporadisches Pankreaskarzinom bekannt ist oder vermutet wird, nicht
durchgeführt werden, da diese Faktoren das Risiko nur gering erhöhen.
|
|
4.15
|
neu 2024
|
|
Surveillanceuntersuchungen können Individuen angeboten werden, die Kriterien für ein
familiäres Pankreaskarzinom erfüllen (siehe Statement zum familiären Pankreaskarzinom).
|
|
4.16
|
neu 2024
|
|
Surveillance-Untersuchungen sollen Individuen angeboten werden, die Träger einer wahrscheinlich
pathogenen/pathogenen Keimbahnvariante in einem der prädisponierenden Genen APC, ATM,
BARD1, BRCA1, BRCA2, CHEK2, CDKN2A, MLH1, MSH2, MSH6, PMS2, EPCAM, PALB2, TP53, WT1
sind und mit mindestens einem am Pankreaskarzinom erkrankten Angehörigen erstgradig
verwandt sind.
|
|
4.17
|
neu 2024
|
|
Surveillance-Untersuchungen sollen aufgrund des hohen Risikos an einem Pankreaskarzinom
zu erkranken folgenden Individuen angeboten werden:
allen Patienten mit Peutz-Jeghers Syndrom oder Trägern einer wahrscheinlich pathogenen/pathogenen
Keimbahnvariante im STK11 Gen,
allen Trägern einer wahrscheinlich pathogenen/pathogenen Keimbahnvariante im CDKN2A
Gen.
|
|
4.18
|
neu 2024
|
|
Surveillance-Untersuchungen können Individuen mit einer hereditären chronischen Pankreatitis
unabhängig von der zu Grunde liegenden wahrscheinlich pathogenen/pathogenen Keimbahnvariante
angeboten werden.
|
|
4.19
|
neu 2024
|
|
Bei der Erstuntersuchung von Hochrisikoindividuen im Rahmen einer Surveillance sollte
eine MRT/MRCP und/oder der Endoskopische Ultraschall als bildgebende Surveillance
Untersuchungen eingesetzt werden.
|
|
4.20
|
neu 2024
|
|
Screening/Surveillance-Untersuchungen sollten mit folgendem Lebensalter erfolgen:
bei Hochrisiko Individuen für ein familiäres Pankreaskarzinom ohne bekannte Keimbahnmutation:
Ab 50–55 Jahren oder einem Alter 10 Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der Familie.
bei Individuen mit wahrscheinlich pathogenen/pathogenen CDKN2A-Keimbahnvarianten oder
Peutz-Jeghers Syndrom (wahrscheinlich pathogene/ pathogene Keimbahnvarianten STK11
Gen): Ab 40 Jahren oder 10 Jahre vor jüngstem Erkrankungsalter in der Familie.
bei Trägern einer wahrscheinlich pathogenen/pathogenen Variante in der Keimbahn in
einem der disponierenden Genen APC, ATM, BARD1, BRCA1, BRCA2, CHEK2, CDKN2A, MLH1,
MSH2, MSH6, PMS2, EPCAM, PALB2, TP53, WT1 und mindestens einem am Pankreaskarzinom
erkrankten, erstgradig verwandten Angehörigen: Ab 50 Jahren oder 10 Jahre vor dem
jüngsten Erkrankungsalter in der Familie.
bei Patienten mit hereditärer Pankreatitis: ab dem Alter von 40 Jahren bei unbekanntem
Krankheitsbeginn oder 20 Jahre nach Krankheitsbeginn, wenn dieser Zeitpunkt vor dem
Alter von 40 Jahren liegt.
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6.6
|
6.6
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modifiziert 2024
|
Die Staging-Laparoskopie kann bei als resektabel eingeschätzten Pankreaskarzinomen
fakultativ eingesetzt werden, insbesondere bei klinischem V. a. Peritonealkarzinose
oder bei Vorliegen von signifikantem Aszites.
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Eine diagnostische Laparoskopie sollte bei resektablen Pankreaskarzinomen bei folgenden
Konstellationen eingesetzt werden:
wenn nach der Bildgebung ein großer Tumor (s. Hintergrund) vorliegt oder
Aszites besteht oder
ein erhöhter Tumormarker-Wert vorliegt (CA 19–9 > 500 U/ml, ohne Cholestase).
Bei diesen Situationen besteht der Verdacht auf das Vorliegen einer okkulten Organmetastasierung
(Lebermetastasierung und/oder Peritonealkarzinose).
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6.31
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6.28
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modifiziert 2024
|
Eine erweiterte Lymphadenektomie soll nicht durchgeführt werden.
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Bei der Resektion eines Pankreaskarzinoms soll eine standardisierte Lymphadenektomie
durchgeführt werden.
Eine erweiterte Lymphadenektomie soll nicht durchgeführt werden.
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8.3
|
8.3
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modifiziert 2024
|
In der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen oder metastasierten Pankreaskarzinoms
können verschiedene Chemotherapieregime eingesetzt werden. Dazu gehören die Kombinationsregime
FOLFIRINOX, Gemcitabin + nabPaclitaxel und Gemcitabin + Erlotinib sowie die Monotherapie
mit Gemcitabin.
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In der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen oder metastasierten Pankreaskarzinoms
können verschiedene Chemotherapieregime eingesetzt werden. Dazu gehören die Kombinationsregime
FOLFIRINOX, NALIRIFOX, Gemcitabin + nabPaclitaxel und Gemcitabin + Erlotinib sowie
die Monotherapie mit Gemcitabin.
|
8.11
|
8.11
|
modifiziert 2024
|
FOLFIRINOX soll Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom angeboten werden, wenn
die folgenden Kriterien erfüllt werden: ECOG Performance Status von 0–1, günstiges
Komorbiditätsprofil, Patientenpräferenz, adäquate Möglichkeiten der Supportivtherapie.
|
FOLFIRINOX oder NALIRIFOX sollen Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom angeboten
werden, wenn die folgenden Kriterien erfüllt werden: ECOG Performance Status von 0–1,
günstiges Komorbiditätsprofil, Patientenpräferenz, adäquate Möglichkeiten der Supportivtherapie.
|
8.12
|
8.12
|
modifiziert 2024
|
Gemcitabin-basierte Kombinationstherapien können bei Patienten eingesetzt werden,
die eine Behandlung mit FOLFIRINOX nicht tolerieren oder nicht präferieren.
|
Gemcitabin-basierte Kombinationstherapien können bei Patienten eingesetzt werden,
die eine Behandlung mit FOLFIRINOX oder NALIRIFOX nicht tolerieren oder nicht präferieren.
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8.22
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neu 2024
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|
Bei Vorliegen einer KRAS-G12C Mutation kann nach Ausschöpfen aller therapeutischer
Optionen beim Pankreaskarzinom eine Therapie mit einem selektiven KRAS-G12C Inhibitor
durchgeführt werden.
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9.1
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neu 2024
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Alle Patienten mit einem Pankreaskarzinom sollen unabhängig vom Krankheitsstadium
Zugang zu Informationen über Palliativversorgung (z. B. durch Auslage von Flyern)
haben.
EK: Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (5.1.)
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9.2
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neu 2024
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Allen Patienten soll nach der Diagnose einer nicht-heilbaren Pankreaskarzinomerkrankung
Palliativversorgung angeboten werden, unabhängig davon, ob eine tumorspezifische Therapie
durchgeführt wird. Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (5.2.)
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9.3
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neu 2024
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Patienten soll nach der Diagnose einer nicht-heilbaren Pankreaskarzinomerkrankung
ein Bedarfsassessment durch ein SPV-Team (Team der spezialisierten Palliativversorgung)
angeboten werden. Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (5.8.)
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9.4
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neu 2024
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Patienten mit einer nicht-heilbaren Pankreaskarzinomerkrankung und einer hohen Komplexität
ihrer Situation sollen eine spezialisierte Palliativversorgung erhalten. Übernahme
aus S3 LL Palliativmedizin (5.9.)
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9.19
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9.5
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modifiziert 2024
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Ein wesentliches Behandlungsziel der supportiven Therapie ist die Erhaltung oder Verbesserung
der Lebensqualität. Dabei sollte gezielt nach belastenden Symptomen (z. B. Fatigue,
Juckreiz, Diarrhoe, Obstipation usw.) gefragt werden und deren Behandlung angestrebt
werden.
|
Supportive Therapie soll in allen Phasen der Diagnostik und Therapie von Patienten
mit Pankreaskarzinom eingesetzt werden.
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9.6
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neu 2024
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|
Alle Patienten mit Pankreaskarzinom sollen ein Screening auf typische belastende Symptome
erhalten. Ein Symptomscreening soll frühestmöglich in angemessenen Abständen, wenn
klinisch indiziert oder bei Veränderung des Erkrankungsstatus eines Patienten (z. B.
Wiederauftreten oder Fortschreiten der Erkrankung) wiederholt im Krankheitsverlauf
durchgeführt werden.
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9.32
|
9.7
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modifiziert 2024
|
Zur Messung der Lebensqualität steht mit dem QLQ-C30 und dem zugehörigen spezifischen
Pankreasmodul QLQ-PAN 26 ein geeignetes Instrument zur Verfügung.
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Zur Erfassung der Symptome sollen validierte und standardisierte Screeninginstrumente
eingesetzt werden.
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9.8
|
neu 2024
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Alle Patienten sollen ein Screening auf psychosoziale Belastungen erhalten. Ein psychoonkologisches
Screening sollte frühestmöglich in angemessenen Abständen, wenn klinisch indiziert
oder bei Veränderung des Erkrankungsstatus eines Patienten (z. B. Wiederauftreten
oder Fortschreiten der Erkrankung) wiederholt im Krankheitsverlauf durchgeführt werden.
EK: Übernahme aus S3 LL Psychoonkologie (7.2)
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|
9.9
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neu 2024
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Zur Erfassung der psychosozialen Belastung sollen validierte und standardisierte Screeninginstrumente
eingesetzt werden.
Als Screeninginstrumente werden z. B. das Distress-Thermometer oder die HADS-D empfohlen.
Zusätzlich soll der individuelle psychosoziale Unterstützungswunsch erfragt werden.
EK: Übernahme aus S3 LL Psychoonkologie (7.3)
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9.1
|
9.10
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modifiziert 2024
|
9.1. Für die Diagnostik und Therapie von Schmerzen beim Pankreaskarzinom gelten die
allgemeinen Regeln der Tumorschmerztherapie. Das WHO-Stufenschema ist zur medikamentösen
Schmerztherapie beim Pankreaskarzinom geeignet. Andere geeignete Schemata gibt es
derzeit nicht. Es muss berücksichtigt werden, dass die Stärke und das Auftreten von
Schmerzen beim Pankreaskarzinom von der Nahrungsaufnahme abhängig sein können. Das
Behandlungsschema ist entsprechend zu adaptieren (Zusatzdosis ermöglichen). Auch haben
invasive neuroablative Verfahren (insbesondere die Coeliacusblockade) beim Pankreas-CA
einen Stellenwert. 9.2. Es gibt keine spezifischen Kriterien, die die Medikamentenauswahl
zur Tumorschmerztherapie beim Pankreaskarzinom beeinflussen. Dies gilt für den Einsatz
von Nicht-Opioiden (NSAR, COXIBE, Metamizol, Paracetamol). 9.3. Diese Empfehlung gilt
auch für den Einsatz und die Auswahl von Opioiden. Es gibt keine Evidenz für die Überlegenheit
einer bestimmten Substanz. 9.4. Beim Pankreaskarzinom sind keine bestimmten Applikationswege
(oral oder transdermal) für die Opioid-Gabe zu bevorzugen. Mögliche gastrointestinale
Probleme, insbesondere Obstipation, die auf Grund von Motilitätsstörungen entstehen
können, sind zu berücksichtigen. 9.5. Der Einsatz von Adjuvantien sollte nach dem
WHOStufenschema erfolgen. Es liegen keine spezifischen Empfehlungen im Hinblick auf
den Einsatz von Adjuvantien wie z. B. Antiemetika beim Pankreaskarzinom vor. 9.6.
Invasive Therapieverfahren (vorzugsweise die subcutane oder intravenöse Opioidgabe,
ggf. rückenmarksnahe Opioidgabe) können indiziert sein, wenn mit dem WHO-Stufenschema
keine ausreichende Schmerzkontrolle erreicht werden kann. 9.8. Ausreichende Studien
zum optimalen Zeitpunkt einer Coeliacusblockade liegen nicht vor. 9.9. Hinsichtlich
der optimalen technischen Durchführung ist kein bestimmtes Verfahren zu präferieren.
9.10. Der Stellenwert einer thorakoskopischen Splanchniektomie zur Schmerztherapie
beim Pankreaskarzinom kann nicht abschließend beurteilt werden. Es handelt sich wegen
seiner Invasivität um ein Reserveverfahren. 9.11. Die Indikation für eine Strahlentherapie
mit dem alleinigen Ziel einer Schmerztherapie bildet beim Pankreaskarzinom die Ausnahme.
9.12. Pankreasenzyme sind zur Schmerztherapie beim Pankreaskarzinom nicht geeignet.
9.13. Eine psychoonkologische Betreuung kann zur Schmerzlinderung beim Pankreaskarzinom
sinnvoll sein.
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Schmerzanamnese und schmerzbezogene klinische Untersuchung sollen Bestandteil jeder
klinischen Vorstellung sein.
EK: Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (9.1)
|
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9.11
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neu 2024
|
|
Bei Patienten mit Pankreaskarzinom sollte ein regelmäßiges Screening auf Mangelernährung
(z. B. Nutritional Risk Screening (NRS) oder Malnutrition Universal Screening Tool
(MUST)) erfolgen.
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9.14
|
9.12
|
modifiziert 2024
|
Für Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom gibt es keine spezifischen Ernährungsempfehlungen.
Im Allgemeinen sollte bei Patienten mit malignen Tumoren aufgrund des progredienten
Gewichtsverlustes auf eine energetisch ausreichende Nährstoffzufuhr geachtet werden
(„leichte Vollkost“). Bei unzureichender spontaner Nahrungsaufnahme kann eine ergänzende
oder totale enterale Ernährung zur Minimierung des Gewichtsverlustes beitragen.
|
Bei Ernährungsproblemen soll ein individuelles Ernährungsassessment und eine entsprechende
Beratung durchgeführt werden. Diese sollte durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft*
erfolgen.
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9.15
|
9.13
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modifiziert 2024
|
Bei Patienten mit Pankreaskarzinom unter Strahlentherapie gibt es keine spezifischen
Ernährungsempfehlungen. In der Leitlinie „Enterale Ernährung“ der DGEM 2003 ist hierzu
vermerkt: „Bei Bestrahlungen im Abdomen ist eine routinemäßige enterale Ernährung
nach der vorliegenden Datenlage nicht indiziert“.
|
Bei anhaltender unzureichender spontaner Nahrungsaufnahme trotz Ernährungsberatung
kann eine ergänzende oder totale enterale Ernährung oder parenterale Ernährung erwogen
werden. Ziel ist der Erhalt bzw. Verbesserung des Ernährungszustandes und der Lebensqualität
unter sorgfältiger Nutzen/Risikoabwägung.
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9.17
|
9.14
|
modifiziert 2024
|
Bei den Ernährungsempfehlungen für Patienten nach Pankreatektomie oder bei langdauernder
Pankreasgangobstruktion sind die Konsequenzen einer exokrinen und endokrinen Pankreasinsuffizienz
zu beachten. Bei der Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz ist auf eine ausreichende
Gabe der Pankreasenzyme zu den Mahlzeiten zu achten. Beim Vorliegen eines pankreopriven
Diabetes ist der Patient mit Insulin nach den gängigen Prinzipien zu behandeln. Darüber
hinaus gibt es keine spezifischen Ernährungsempfehlungen.
|
Patienten mit exokriner Pankreasinsuffizienz bei Pankreaskarzinom sollen eine Pankreasenzymtherapie
erhalten.
|
9.17
|
9.15
|
modifiziert 2024
|
Bei den Ernährungsempfehlungen für Patienten nach Pankreatektomie oder bei langdauernder
Pankreasgangobstruktion sind die Konsequenzen einer exokrinen und endokrinen Pankreasinsuffizienz
zu beachten. Bei der Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz ist auf eine ausreichende
Gabe der Pankreasenzyme zu den Mahlzeiten zu achten. Beim Vorliegen eines pankreopriven
Diabetes ist der Patient mit Insulin nach den gängigen Prinzipien zu behandeln. Darüber
hinaus gibt es keine spezifischen Ernährungsempfehlungen.
|
Patienten mit Pankreaskarzinom sollen vor und nach einer onkologischen Pankreasresektion
eine individualisierte Ernährungsintervention erhalten.
|
|
9.22
|
neu 2024
|
|
Für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Patienten mit einer Pankreaskarzinomerkrankung
und einer inkompletten
malignen intestinalen Obstruktion (MIO) sollten Prokinetika wie Metoclopramid zur
Antiemese eingesetzt werden. Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.37.)
|
|
9.23
|
neu 2024
|
|
Für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Patienten mit einer Pankreaskarzinomerkrankung
und mit einer kompletten
malignen intestinalen Obstruktion (MIO) sollten Prokinetika wie Metoclopramid zur
Antiemese nicht eingesetzt werden. Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.38.)
|
9.26
|
9.24
|
modifiziert 2024
|
Bei einer tumorbedingten funktionellen Magenausgangsstenose ist ein medikamentöser
Therapieversuch gerechtfertigt, wobei die Medikamente Metoclopramid und Erythromycin
im Vordergrund stehen. Eine endoskopische Stentanlage und eine chirurgische Intervention
sind nicht empfehlenswert.
|
Bei Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung und mit einer Tumor-bedingten
Obstruktion im Magenausgang und Duodenum kann eine endoskopische Stentanlage zur Symptomlinderung
durchgeführt werden.
Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.31.)
|
9.27
|
9.25
|
modifiziert 2024
|
Bei einer tumorbedingten Obstruktion im Duodenum stehen grundsätzlich zwei palliative
Therapieverfahren zur Verfügung: die endoskopische Stentanlage und die chirurgische
Gastroenterostomie. Eine Überlegenheit eines der beiden Verfahren konnte aufgrund
der vorliegenden Literatur nicht gezeigt werden.
|
Die Indikation zur endoskopischen Stentanlage bei Patienten mit einer fortgeschrittenen
Pankreaskarzinomerkrankung und maligner intestinaler Obstruktion (MIO) sollte interdisziplinär
mit dem endoskopierenden Gastroenterologen und dem Viszeralchirurgen gestellt werden.
Das Aufklärungsgespräch mit dem Patienten sollte dabei auch mögliche Konsequenzen
des Versagens der endoskopischen Therapie bzw. damit verbundener Komplikationen beinhalten.
Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.34.)
|
|
9.26
|
neu 2024
|
|
Bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Pankreaskarzinomerkrankung und maligner
intestinaler Obstruktion (MIO), bei denen ein operatives Vorgehen nicht mehr möglich
ist, kann zur Erleichterung von Übelkeit und Erbrechen zeitweilig eine nasogastrale
Sonde gelegt werden, wenn die symptomatische Therapie nicht zufriedenstellend ist.
Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.35.)
|
|
9.27
|
neu 2024
|
|
Bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Pankreaskarzinomerkrankung und maligner
intestinaler Obstruktion (MIO), bei denen eine nasogastrale Sonde Linderung von Übelkeit
und Erbrechen verschafft, sollte die Anlage einer Ablauf-PEG geprüft werden.
Übernahme aus S3 LL Palliativmedizin (14.35.)
|
|
9.28
|
neu 2024
|
|
Bei ambulanten Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom, die sich einer Chemotherapie
unterziehen, kann eine prophylaktische Antikoagulation mit einem niedermolekularen
Heparin unter Nutzen-/Risiko-Abwägung hinsichtlich des Blutungsrisikos durchgeführt
werden.
|
9.34
|
9.29
|
modifiziert 2024
|
Eine Anschlussheilbehandlung kann unter bestimmten Umständen in Einzelfällen sinnvoll
sein. Es sollte eine Abstimmung mit dem familiären Umfeld erfolgen.
|
Eine postoperative Anschlussheilbehandlung sollte dem Patienten angeboten werden.
Es sollte eine Abstimmung mit dem familiären Umfeld erfolgen.
|
|
9.31
|
neu 2024
|
|
Eine strukturierte Nachbetreuung sollte dem Patienten angeboten werden.
|
12 Abbildungsverzeichnis
[Abb. 1]: Algorithmus zur Therapie Überwachung und Therapie einer zystischen Läsion des Pankreas
|
1741
|
[Abb. 2]: Lymphknoten am Pankreas
|
1747
|
[Abb. 3]: Markierung der zirkumferentiellen Resektionsränder am OP-Präparat
|
1748
|
[Abb. 4]: Konzept des zirkumferentiellen Resektionsrands (CRM) beim Pankreaskarzinom
|
1749
|
13 Tabellenverzeichnis
[Tab. 1]: Abkürzungsverzeichnis
|
1729
|
[Tab. 2]: Schlüsselfragen der Leitlinie
|
1731
|
[Tab. 3]: Mit einem erhöhtem Pankreaskarzinomrisiko assoziierte Gene und Syndrome [Basiert
auf der Übersetzung der [Tab. 1] aus: ASCO-PCO]
|
1736
|
[Tab. 4]: Alters- und Verdachtslevel-adaptiertes diagnostisches Vorgehen bei neu aufgetretenen
Oberbauch- und Rückenschmerzen.
|
1738
|
[Tab. 5]: Diagnostische Wertigkeit von Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie
(CT), Positronenemissionstomographie kombiniert mit CT (PET/CT), Endosonographie (EUS)
und transabdomineller Ultraschall (US) zur Diagnose eines Pankreaskarzinoms.
|
1740
|
[Tab. 6]: Empfohlenes Vorgehen bei Vorliegen eines Seitenast-IPMN.
|
1740
|
[Tab. 7]: ABC-Kriterien der Resektabilität gemäß des International Association of Pancreatology
(IAP) Konsensus (Isaji et al.)
|
1742
|
[Tab. 8]: Klassifikation der CT/MRT-basierten anatomischen Resektabilität bei Pankreaskarzinom
gemäß den Kriterien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN)
|
1744
|
[Tab. 9]: Strukturierte Befundvorlage für CT-/MRT-Befundung solider und zystischer Pankreasläsionen,
angelehnt an die Konsensus-basierte Befundvorlagen der Deutschen Röntgengesellschaft
(DRG)
|
1744
|
[Tab. 10]: Qualitätsindikatoren
|
1759
|
[Tab. 11]: Beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen (alphabetisch)
|
1760
|
[Tab. 12]: Arbeitsgruppen und deren Mitglieder
|
1761
|
[Tab. 13]: Schema der Evidenzgraduierung bei der Aktualisierung 2020/2021 und 2021–2024 (Oxford
Centre for Evidence-Based Medicine 2011 Levels of Evidence)
|
1762
|
[Tab. 14]: Schema der Evidenzgraduierung bei der Aktualisierung 2012/2013 (Oxford-Schema)
|
1763
|
[Tab. 15]: Schema der Evidenzgraduierung bei der Erstellung der Leitlinie 2006
|
1764
|
[Tab. 16]: Schema der Empfehlungsgraduierung für die Empfehlungen aus 2006
|
1764
|
[Tab. 17]: Schema der Empfehlungsgraduierung für die Empfehlungen aus 2013–2024
|
1764
|
[Tab. 18]: Konsensusstärke
|
1764
|
[Tab. 19]: Änderungen in Version 3
|
1765
|
Dieser Artikel wurde gemäß des Erratums vom 26.05.2025 geändert.
Erratum
Im oben genannten Artikel wurde unter der Überschrift „3 Epidemiologie“ im 1. Satz
des 2. Absatzes die angegebene Inzidenz für das duktale Pankreaskarzinom korrigiert.
Korrekt ist eine jährliche Inzidenz von 20 230 Menschen im Jahr 2020. Die Korrektur
wurde in der Onlineversion des Artikels ausgeführt am: 26.05.2025.