Aktuelle Urol 2025; 56(03): 271-280
DOI: 10.1055/a-2316-3410
Leitlinie

S2k-Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten“ – Teil 6: Hilfsmittel, qualifizierte Pflegefachkräfte für Kontinenzstörungen, instrumentelle Harnblasen-Langzeitdrainage und psychosomatische Aspekte der Harninkontinenz bei älteren Menschen

1   Klinik für Urologie, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH, Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin), Lehrstuhl für Geriatrie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany (Ringgold ID: RIN163483)
,
Barbara Bojack
2   Urologische Praxis Gießen, Gießen
,
Claudia Drews
3   Urologische Praxis Plön, Plön
,
Ruth Kirschner-Hermanns
4   Neuro-Urologie, Neurologisches Rehabilitationszentrum Godeshöhe e.V., Bonn, Germany (Ringgold ID: RIN308939)
,
Klaus Becher
5   Allgemeine und geriatrische Rehabilitation, Klinik Wartenberg, Wartenberg, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Einleitung

1/2023 wurde das dritte Update der seit 2005 bei der AWMF (Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften) gelisteten und fortlaufend aktualisierten Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten – Diagnostik und Therapie“ durch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Harninkontinenz“ der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) publiziert. Aus dieser Leitlinie, die als offizielle Leitlinie DGG akkreditiert ist, stellt der vorliegende Artikel das Kapitel „Hilfsmittel, qualifizierte Pflegekraft, Harnblasenlangzeitdrainage“ dar.

Methodik

In einem strukturierten Bewertungsprozess identifizierte eine Literaturrecherche zunächst die vorhandene Literatur im Kontext des „geriatrischen Patienten“, wie er als zumeist über 70jährig und multimorbid oder über 80jährig durch die Fachgesellschaften definiert ist. Primäre Berücksichtigung fanden randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Studien sowie bereits vorhandene Leitlinien zum Thema. Wo keine solchen Untersuchungen vorlagen oder aus methodischen Gründen prinzipiell nicht durchführbar sind, wurden auch Publikationen anderen Designs (nicht randomisierte Untersuchungen, Fallkontrollstudien) zur Leitlinienerstellung herangezogen. Die daraus resultierenden Leitlinienempfehlungen wurden einem strukturierten Abstimmungsprozess unterzogen und abschließend Delegierten relevanter Fachgesellschaften vorgelegt.

Ergebnisse

Eine Hilfsmittelversorgung mit aufsaugenden Hilfsmitteln oder eine Harnblasenlangzeitdrainage per Katheter kommt passager oder als Definitiv-Maßnahme dann in Frage, wenn andere Therapieformen nicht anwendbar sind oder nicht gewünscht werden. Erstmals fanden Untersuchungen zur katheterassoziierten Lebensqualität bei Trägern eines suprapubischen bzw. transurethralen Katheters in lebenslanger Intention Berücksichtigung, die nach dem 2. Update publiziert wurden. Besonders in Einrichtungen mit einem hohen Anteil von harninkontinenten Patienten/Bewohnern ist der Einsatz von geschulten Pflegekräften sinnvoll. Auch die psychische Komponente einer Harninkontinenz soll unter Zuhilfenahme spezieller Tools Berücksichtigung finden.

Schlussfolgerungen

Der Einsatz einer qualifizierten Pflegekraft ist mit nicht-pharmakologischen Interventionen wirksam und ist bei beratungsintensiven Therapieformen wie dem Toilettentraining oder einer Hilfsmittelanpassung oder der Restharnbestimmung sinnvoll. Die Versorgung eines Patienten mit einer Harninkontinenz durch eine Harnblasenlangzeitdrainage ist möglich, wenn alle anderen Therapieoptionen undurchführbar sind, nicht gewünscht werden oder bereits versagt haben. Die Auswahl des Kathetermodells (transurethral/suprapubisch) richtet sich nach der Inkontinenzform, dem Schweregrad, dem Geschlecht, Lebensqualitätsaspekten und individuellen Eigenschaften bzw. Komorbiditäten des Patienten.

Zusatzmaterial



Publication History

Article published online:
28 May 2025

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