Notaufnahme up2date 2025; 07(02): 149-168
DOI: 10.1055/a-2305-8720
Psyche

Bewusstseinsstörungen in der Notfallversorgung aus akutpsychiatrischer Sicht

Daniel Kamp
,
Timo Jendrik Faustmann
,
Leonhard Schilbach
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Störungen des Bewusstseins sind ein heterogenes interdisziplinäres Leitsyndrom. Hierbei gilt es, eine quantitative Bewusstseinsstörung (= Reduzierung der Vigilanz) von einer qualitativen Bewusstseinsstörung (= Beeinträchtigung der Fähigkeit, innere und äußere Prozesse bewusstseinsklar wahrzunehmen) zu differenzieren.

Kernaussagen
  • Bewusstseinsstörungen werden in qualitative und quantitative Bewusstseinsstörungen unterteilt.

  • Eine quantitative Bewusstseinsstörung ist eine klar zu operationalisierende Vigilanzreduktion auf einem Kontinuum mit zumeist arbiträrer Einteilung in Somnolenz, Sopor und Koma.

  • Bei qualitativen Bewusstseinsstörungen ist die Fähigkeit beeinträchtigt, verschiedene Aspekte der eigenen Person und der Umwelt zu integrieren und Denken und Handeln zu fokussieren.

  • Qualitative Bewusstseinsstörungen müssen gegen formalen Denkstörungen, Wahn- und Ich-Störungen abgegrenzt werden.

  • Eine Katatonie ist eine komplexe psychomotorische Störung, die trotz ungestörtem Bewusstsein bei maximal reduzierter Psychomotorik mit einer Bewusstseinsstörung verwechselt werden kann.

  • Ein Delir ist ein in der Notfallversorgung häufiges, ätiologisch unspezifisches akutes hirnorganisches Syndrom mit dem Leitsymptom qualitative Bewusstseinsstörung sowie Orientierungsstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen.

  • Bei dissoziativen Störungen besteht eine zeitlich begrenzte, plötzlich eintretende Störung der bewussten Wahrnehmung und Verhaltenskontrolle ohne organisches Korrelat.



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Article published online:
08 April 2025

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