KJP up2date 2024; 01(01): 10-16
DOI: 10.1055/a-2269-0982
SOPs / Arbeitsabläufe

SOP Dissoziative Anfälle bei stationär behandelten Kindern und Jugendlichen

Thomas Lempp
,
Marin Tenorth
,
Frank Enning
,
Sarah Hohmann

Dissoziative Anfälle treten meist bei Patient*innen mit dissoziativen Störungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen auf. Sie sind keine Notfälle, von denen eine akute Gefahr ausgeht. Gesundheitsschäden resultieren eher aus nicht notwendiger Diagnostik und Therapie. Die Herausforderungen sind eine differenzialdiagnostische Abgrenzung von epileptischen Anfällen und Synkopen sowie eine gelassene, einheitliche und eng am Wohl der Patient*innen orientierte Therapie.

Kernaussagen
  • Das Auftreten und das Ausmaß von dissoziativen Anfällen unterliegen nicht dem bewussten Willen der Betroffenen.

  • Helfende Fachpersonen sollen dem aufdrängenden Handlungsdruck widerstehen.

  • Die Gabe von Benzodiazepinen hilft nicht und kann die Symptomatik verschlechtern.

  • Wichtig ist, mit klarer einfacher Sprache zu sprechen und alle Handlungen vorab zu benennen.

  • Betroffene sollten nach Möglichkeit nicht angefasst und Anfälle nicht unterbrochen werden.

  • Wichtig ist ein konsequentes Abschirmen vom Stationsgeschehen während des Anfalls und eine schnelle Widereingliederung in den Alltag nach dem Anfall.

  • Im Therapieverlauf empfiehlt es sich, eine schriftliche Handlungsanweisung für dissoziative Anfälle mit den Betroffenen zu erstellen, in denen sie eine zunehmend aktivere Rolle einnehmen.



Publication History

Article published online:
30 July 2024

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  • Literatur

  • 1 De Paola L, Terra VC, Silvado CE. et al. Improving first responders' psychogenic nonepileptic seizures diagnosis accuracy: Development and validation of a 6-item bedside diagnostic tool. Epilepsy Behav 2016; 54: 40-6