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DOI: 10.1055/a-2267-9215
Robotisch-assistierte Mikrochirurgie ̶ Ein neuer Innovationsschub für die rekonstruktive Mikrochirurgie?
Robotic-assisted microsurgery ̶ a new innovation boost for reconstructive microsurgery?Liebe Leserinnen und Leser,
ich freue mich Ihnen im vorliegenden Heft einen Schwerpunkt zum „Hot Topic“ der robotisch-assistierten Mikrochirurgie und dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft präsentieren zu können. Die auf diesem Feld aktivsten Arbeitsgruppen aus dem deutschsprachigen Raum und auch aus Europa haben ihre Erfahrungen in unterschiedlichen Körperregionen zusammengefasst. Insgesamt vier Originalarbeiten und zwei Fallberichte fassen die derzeitigen Chancen dieser neuesten technischen Innovation zusammen.
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Die Anwendung des Operationsroboters hat vor allem in der Urologie und auch in der Viszeralchirurgie seit vielen Jahren Eingang gefunden und sich dort z. B. für die Anwendung beim Prostatakarzinom als neues Verfahren etabliert. In den letzten Jahren wurde das technische Angebot von verschiedenen Firmen für unterschiedliche klinische Anwendungen erweitert. So finden beispielsweise neue Operationsroboter in der Kinderchirurgie bei urologischen und viszeralchirurgischen Fragestellungen und in der Hüftprothesenchirurgie im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie neue Anwendungen, die sich bereits im Evaluationsprozess befinden.
Für unser Fachgebiet der Plastischen Chirurgie bietet die robotisch-assistierte Mikrochirurgie neue Möglichkeiten. Vor allem die Herunter-Skalierung der Bewegung der menschlichen Hand des Operateurs um einen Faktor 10 oder mehr und die gleichzeitige Ausschaltung eines Tremors ermöglicht das Vordringen in deutlich feinere Bereiche der Mikrochirurgie. Natürlich sind die herkömmlichen mikrochirurgischen Instrumente der Supermikrochirurgie und auch das Nahtmaterial noch nicht auf diese neuen Anwendungsmöglichkeiten abgestimmt. Die weitere technische Entwicklung wird hier sicherlich Abhilfe schaffen. Die neue Anwendung verspricht insbesondere eine verbesserte Anwendung der Perforator-zu-Perforator Lappenplastiken, der Lymphchirurgie, der peripheren Nervenchirurgie aber auch der Wiederherstellungschirurgie der Extremität.
Die ungelöste Thematik liegt bedauerlicherweise noch in den sehr hohen Anschaffungskosten des Operationsroboters sowie den hohen Kosten an Verbrauchsmaterialien. Hinzu kommt die Notwendigkeit eines auch als Exoskop funktionierenden Mikroskops, welche die meisten vorhandenen Mikroskope nicht bieten, beziehungsweise eines reinen Exoskops. Der reine Investitionsaufwand, befindet sich damit schnell im siebenstelligen Bereich.
Gleichzeitig gibt es derzeit noch keine Vergütungsstrukturen, die eine wirtschaftliche Gegenrechnung der Investition erlauben könnten. Grund dafür ist, dass selbst in Fachgebieten mit hohen Anwendungshäufigkeiten wieder Urologie oder der Viszeralchirurgie der Nachweis eines wissenschaftlich gesicherten Vorteils für den Patienten schwer zu erbringen ist. Die Anwendung ist daher derzeit meist nur im Rahmen wissenschaftlicher Fragestellungen möglich. Daher ist es Aufgabe gerade der Universitätskliniken die neuen technischen Möglichkeiten zu evaluieren, um neue Anwendungsmöglichkeiten zu prüfen und Behandlungskonzepte im Rahmen der Versorgungsstrukturen zu erarbeiten.
Liebe Leserinnen und Leser,
Im vorliegenden Heft haben wir Ihnen Beiträge zur Anwendung des in der Urologie und Viszeralchirurgie häufig benutzten robotischen Systems zur Hebung von freien DIEP- und M.-latissimus-Lappenplastiken gemeinsam mit Arbeiten zur Anwendung eines rein für die Mikrochirurgie zuständigen Operationsroboters in den Körperregionen der rekonstruktiven Brustchirurgie, der Lymphchirurgie sowie der Rekonstruktion der Extremitäten zusammengestellt. Unser Dank gilt den Autoren und Gutachtern, die innerhalb kürzester Zeit das vorliegende Heft ermöglicht haben.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Technik und der Anwendungsmöglichkeiten in einem sehr innovativen neuen Bereich der Mikrochirurgie.
München, im März 2024
Riccardo Giunta
Dear readers,
I am pleased to present to you in this issue a focus on the “hot topic” of robotic-assisted microsurgery at the cutting edge of science. The most active working groups in this field from German-speaking countries and Europe have summarized their experiences in various regions of the body. A total of four original papers and two case reports show current opportunities offered by this latest technical innovation in microsurgery.
The use of surgical robots has been established for many years, particularly in urology and visceral surgery, where it has also become a new procedure for the use in prostate cancer, for example. In recent years, the technical range has been expanded by various companies for different clinical applications. For example, new surgical robots are being used in paediatric surgery for urological and visceral surgical issues and in hip prosthesis surgery in the field of orthopaedics and trauma surgery, which are already in the evaluation process.
Robotic-assisted microsurgery offers new possibilities for our speciality of Plastic Surgery. In particular, the scaling down of the movement of the surgeon's human hand by a factor of 10 and the simultaneous elimination of tremor makes it possible to advance into much finer areas of microsurgery. Of course, the conventional microsurgical instruments used in supermicrosurgery and the suture material are not yet adapted to these new application possibilities. Further technical development will certainly remedy this situation. The new application promises in particular improved microsurgery in perforator-to-perforator flap techniques, lymphatic surgery, breast reconstruction, peripheral nerve surgery and also reconstructive surgery of the extremities.
Unfortunately, the unresolved issue still lies in the very high acquisition costs of the surgical robot and the high cost of consumables. Added to this is the need for a microscope that also functions as an exoscope, which most existing microscopes do not offer, or a fully functioning exoscope, to which many microsurgeons are not used to. The pure investment costs can therefore quickly run into seven figures.
At the same time, there are currently no remuneration structures that would allow the investment to be offset economically. The reason for this is that even in specialties with a high frequency of robotic surgery, such as urology or visceral surgery, it is difficult to provide evidence of a scientifically proven benefit for the patient. Application is therefore currently only possible in the context of scientific projects. It remains therefore the task of university hospitals in particular to evaluate the new technical possibilities in order to test new applications and develop treatment concepts within the framework of care structures.
Dear Readers,
In this issue, we have compiled articles on the application of the robotic system frequently used in urology and visceral surgery for harvest of free DIEP flap and latissimus muscle flap together with papers on the application of purely microsurgical robots in the field of reconstructive breast surgery, lymphatic surgery and reconstruction of the extremities. We thank the authors and reviewers who made this special issue possible within a very short time.
Get an overview of the current state of the art in robotic microsurgery and possible applications in a very innovative new field of microsurgery.
Munich, March 2024
Riccardo Giunta
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Publication History
Article published online:
28 March 2024
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