Zusammenfassung
Hintergrund Zwischen 2020 und 2023 galten in Deutschland aufgrund der
COVID-19 Pandemie mehrere teils bundesweite und gravierende Einschränkungen der
Bewegungsfreiheit und sozialer Kontakte. Ausgelöste Belastungen könnten den
Konsum psychoaktiver Substanzen befördern. Ob sich dies über verschiedene
bevölkerungsrepräsentative Studien hinweg und für verschiedene psychoaktive
Substanzen zeigen, soll überblicksartig betrachtet werden.
Methode Ein deskriptives Review longitudinaler, prospektiver,
bevölkerungsrepräsentativer Studien sowie retrospektiver Querschnittsstudien,
bei dem deutsche Teilnehmende zum Konsum von Alkohol, Tabak sowie verschiedener
illegaler Substanzen/Substanzgruppen einschließlich Cannabis befragt wurden.
Ergebnisse Beim Alkoholkonsum zeigten sich gegenläufige Entwicklungen mit
häufigerer Abstinenz sowie häufigerem regelmäßigen Konsum bei Erwachsenen und
schwacher Prävalenzabnahme bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Abnahme
der Tabakkonsum-Prävalenz bis einschließlich 2021 hat sich anschließend
umgekehrt hin zu einer tendenziell zunehmenden Verbreitung.
Cannabiskonsum-Prävalenzen stiegen während der Pandemie bei Erwachsenen, ebenso
die Verbreitung zahlreicher anderer illegaler Substanzen, für die keine
Schätzungen zu Veränderungen im Jugendalter vorliegen.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse weisen auf eine komplexe Dynamik im
Substanzkonsum hin, die möglicherweise pandemie-bedingten Veränderungen
unterworfen wurde und sich je nach Substanz und Altersgruppe unterschiedlich
darstellte. Gleichzeitig fehlen derzeit noch relevante Kennzahlen insbesondere
für Jugendliche und den Zeitraum nach der Pandemie (2022–2023).
Abstract
Background Between 2020 and 2023, Germany has seen time periods with
severe restrictions of everyday life routines due federal and state-wide
COVID-19 pandemic regulations. The hereby caused distress may expedite the use
of psychoactive substances. Whether such trends can be found across different
representative studies and different substances is to be seen.
Method A descriptive review of longitudinal, prospective studies
representative for the general German population, and cross-sectional studies,
each assessing the use of either alcohol, tobacco, or illicit substances
including cannabis.
Results For alcohol use, opposing trends have been found with increased
abstinence rate but also an increased rate for risky use among adults, while
adolescents and young adults show slightly decreasing rates of regular alcohol
use. The decline in tobacco use prevalence until 2021 has since been reversed
towards rather increasing prevalence rates. In adults, prevalence rates both for
cannabis use and the use of all other psychoactive substances increased, while
no estimations were available for adolescents.
Conclusion Study results indicate complex substance use dynamics which
were possibly influenced by the pandemic situation, depending on the respective
age and substance. At the same time, we lack estimates especially for
adolescents and the period when pandemic measures were increasingly suspended
(2022–2023).
Schlüsselwörter Coronavirus - Epidemiologie - Marijuana - Lockdown
Keywords Corona virus - Epidemiology - Marihuana - Lockdown