Schlüsselwörter
DGP - ERS - Mitgliedschaft
Keywords
German Respiratory Society - European Respiratory Society - membership
Einleitung
Seit 2018 bietet die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
(DGP) eine duale Mitgliedschaft in der European Respiratory Society (ERS) an. Die
duale Mitgliedschaft beinhaltet eine volle Mitgliedschaft in der ERS zu vergünstigten
Preisen für Mitglieder bestimmter nationaler Fachgesellschaften. Zu diesen gehört
auch die DGP. Der aktuelle Übersichtsartikel weist auf die Möglichkeiten und Vorteile
dieser dualen Mitgliedschaft hin und skizziert die Entwicklung der letzten Jahre,
er beschreibt aber auch die logistische Notwendigkeit einer getrennten Bezahlung der
Mitgliedsbeiträge.
Es findet das generische Maskulinum Anwendung, um den Sprachfluss nicht zu beeinträchtigen.
In diesem Sinne werden grammatische Bezeichnungen, für die sich auch ein Femininum
ableiten ließe, verallgemeinernd für alle Geschlechter verwendet.
Die European Respiratory Society (ERS) – www.ersnet.org
Die European Respiratory Society (ERS) – www.ersnet.org
Die ERS ist mit mehr als 33.000 Mitgliedern in über 160 Ländern die weltweit größte
wissenschaftliche und klinische pneumologische Fachgesellschaft. Von den Mitgliedern
kommen mehr als zwei Drittel aus Europa, fast die Hälfte (48%) sind weiblich und mehr
als ein Drittel zählen zu den Early Career Members (<40 Jahre).
Die ERS wurde 1990 durch Zusammenschluss der Societas Europaea Physiologiae Clinicae Respiratoriae (SEPCR) und der European Society of Pneumology (SEP) gegründet. In der ERS arbeiten Ärzte, nicht ärztliche medizinische Fachkräfte, Wissenschaftler
und andere Experten in der Pneumologie eng zusammen mit dem Ziel, Lungengesundheit
und Behandlungsmöglichkeiten von Lungenerkrankungen zu verbessern und weltweite Standards
für die Pneumologie zu entwickeln.
Die drei Säulen der ERS sind Wissenschaft (Science), Weiterbildung (Education) und
pneumologische Interessenvertretung (Advocacy) auf europäischer und globaler Ebene
([Abb. 1])
Abb. 1 Die drei Säulen der ERS.
Die wichtigste Veranstaltung der ERS ist der Jahreskongress, der zuletzt vom 9.–13.
September 2023 in Mailand in hybridem Format stattgefunden hat. Das ganze Jahr gibt
es eine Vielzahl von digitalen Angeboten von klassischen „Webinaren“ über neue Formate
wie „Coffee-Talk“ oder „Curbside Consult“, die im neuen „Respiratory Channel“ angeboten werden.
Neben dem „European Respiratory Journal“ (ERJ), das seit mehreren Jahren international unter den 3 Spitzenpublikationen der
Pneumologie ist, gibt es mit dem „ERJ Open Research“, dem „European Respiratory Review“ (ERR) und „Breathe“ mittlerweile 4 Journals mit einem Impact Factor, die für Mitglieder online verfügbar
sind. Die Impact-Faktoren sind aktuell wie folgt:
-
ERJ 24,3
-
ERJ Open Research 4,6
-
ERR 7,5
-
Breathe 0,5
Die meisten der Mitglieder sind in bis zu 3 der 14 Assemblies organisiert ([Abb. 2]).
Abb. 2 Assemblies der ERS.
Die jeweiligen Vorsitzenden der Assemblies sind in die Planung der Aktivitäten der
ERS einbezogen und gestalten aktiv die Angebote im Sinne der Mitglieder. Jede Assembly entsendet einen „Early Career Member“ (unter 40 Jahre/ECM) in das ECM Committee,
das eigene Projekte durchführt, im Leitungsgremium der ERS vertreten und an nahezu
allen Aktivitäten der ERS beteiligt ist.
Neben den klinischen und wissenschaftlichen Angeboten ist das „Advocacy Council“ als
Interessenvertretung auf europäischer Ebene mit der Unterstützung von nationalen Aktivitäten,
aber auch Aktivitäten auf globaler Ebene, aktiv. Dabei arbeiten die ERS und die „European
Lung Foundation“ (ELF – https://europeanlung.org/de/) als Patientenorganisation eng zusammen.
Eine jüngere Initiative der ERS ist die „International Respiratory Coalition“ (IRC),
die in einer Partnerschaft von ERS, ELF, internationalen Patientenorganisationen und
Industriepartnern eine Verbesserung von Lungengesundheit und Behandlung von Lungenerkrankungen
zum Ziel hat. Mit „Toolkits“ sollen nationale Koalitionen, in denen alle wichtigen
Partner zur Prävention und Versorgung von Atemwegs- und Lungenerkrankungen zusammenarbeiten,
unterstützt werden, um nationale Aktionspläne zu entwickeln, die sich an bereits erfolgreichen
Beispielen orientieren können (https://international-respiratory-coalition.org).
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) – https://www.pneumologie.de/
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) – https://www.pneumologie.de/
Die DGP mit derzeit ca. 4800 Mitgliedern wiederum agiert auf nationaler Ebene und
hat zum Ziel, die Prävention und Behandlung von pneumologischen Erkrankungen kontinuierlich
zu verbessern – diesem Ziel geht sie als gemeinnütziger Verein seit über 100 Jahren
erfolgreich nach. Lange stand dabei die Tuberkulose im Vordergrund, doch seit den
60er-Jahren haben Volkskrankheiten wie Asthma, COPD, Lungenentzündung und Lungenkrebs
die Pneumologie zu einem der größten Schwerpunktfächer der Inneren Medizin gemacht.
Auf dem DGP-Kongress verfolgen jährlich ca. 4500 Interessierte in ca. 100 Symposien,
Postgraduiertenkursen und weiteren Formaten wissenschaftliche Vorträge, vertiefen
ihre Kenntnisse und haben die Chance, auch praktische Übungen durchzuführen. Eine
eigene DGP-Akademie bietet ein breites Spektrum an Kursen und Weiterbildungen an.
Die DGP ist alleine federführend bei mehr als 30 Leitlinien involviert und publiziert
regelmäßig aktuelle Empfehlungen und Stellungnahmen. DGP-Zertifizierungsverfahren
fördern eine fachgerechte Entwöhnung von der maschinellen Beatmung.
Viele Mitglieder engagieren sich in den wissenschaftlichen Sektionen der DGP:
-
Sektion 1: Allergologie und Immunologie
-
Sektion 2: Endoskopie
-
Sektion 3: Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin
-
Sektion 4: Infektiologie und Tuberkulose
-
Sektion 5: Intensiv- und Beatmungsmedizin
-
Sektion 6: Kardiorespiratorische Interaktion
-
Sektion 7: Klinische Pneumologie
-
Sektion 8: Schlafmedizin
-
Sektion 9: Palliativmedizin
-
Sektion 10: Pathophysiologie und Aerosolmedizin
-
Sektion 11: Pneumologische Onkologie
-
Sektion 12: Rehabilitation, Prävention und Tabakkontrolle
-
Sektion 13: Thoraxchirurgie
-
Sektion 14: Zellbiologie
-
Sektion 15: Atmungstherapeuten und Gesundheitsfachberufe
Zudem sind weitere Arbeitsgruppen an die jeweiligen wissenschaftlichen Sektionen der
DGP angegliedert und ergänzen deren Tätigkeit. Zeitlich unbefristet widmen sich die
Arbeitsgruppen spezifischen Themenschwerpunkten:
-
Arbeitsgruppe 2.1: Klinische Zytologie
-
Arbeitsgruppe 4.1: Mukoviszidose
-
Arbeitsgruppe 5.1: WeanNet
-
Arbeitsgruppe 6.1: Spiroergometrie
-
Arbeitsgruppe 7.2: Pneumologische Altersmedizin
-
Arbeitsgruppe 7.3: Seltene Lungenerkrankungen
-
Arbeitsgruppe 12.1: Tabakprävention und -entwöhnung
-
Arbeitsgruppe 12.2: Psychopneumologie
Junge Mitglieder sind in der YoungDGP organisiert und setzen sich aktiv für den
wissenschaftlichen Nachwuchs ein. Als erste Fachgesellschaft hat die DGP auch Kolleginnen
und
Kollegen aus Gesundheitsfachberufen als Mitglieder aufgenommen. Sie sind inzwischen
fest in
der DGP integriert und haben u.a. eine eigene Sektion gegründet. Auch die Weiterbildung
zum
Atmungstherapeuten der DGP gehört zu den am stärksten nachgefragten Kursangeboten
der
DGP.
Das publikatorische Organ der DGP ist die Zeitschrift „Pneumologie“, welche für
DGP-Mitglieder kostenfrei erhältlich ist. Der Impact-Faktor beträgt aktuell 1,2.
Duale Mitgliedschaft: ERS – DGP
Duale Mitgliedschaft: ERS – DGP
Für DGP-Mitglieder eröffnen sich bei einem ERS-Eintritt eine Reihe von Vorteilen:
-
reduzierte ERS-Kongresstickets
-
Ermäßigungen bei Konferenzen und anderen Veranstaltungen
-
kostenfreier elektronischer Zugang zu ERS-Publikationen (European Respiratory
Journal/ERJ, ERJ Open Research, European Respiratory Review/ERR, Breathe, ERS Monograph)
sowie zu Lehrmaterialien
-
kostenfreier Zugang zu allen digitalen Angeboten des Respiratory Channel
-
Möglichkeit, sich um Forschungsprojekte und Preise zu bewerben.
Der Jahresbeitrag für eine DGP-Mitgliedschaft variiert in Abhängigkeit vom Ausbildungsstand
und von der Karriere-Position zwischen 0,– Euro (z.B. Studierende) und 210,– Euro
(z.B. Ärzte in selbstständiger oder leitender Position). Er kann über die Homepage
der DGP eingesehen werden: https://www.pneumologie.de/mitgliedschaft-gestalten/mitglied-werden
Bei Vorhandensein einer DGP-Mitgliedschaft kann eine vergünstigte Mitgliedschaft in
der ERS für zusätzlich 30,– Euro im Jahr erfolgen.
DGP-Mitglieder, die die duale Mitgliedschaft in Anspruch nehmen, haben volle Rechte
der Mitgliedschaft, aktive und passive Stimmrechte in den „Constitutional Meetings“
der ERS, können den ERS-Newsletter abonnieren und eine Rolle als „Officer“ übernehmen.
Diese Angebote werden auf dem jährlichen DGP-Kongress von einem ERS-Mitarbeiter vorgestellt,
der für alle Fragen als Ansprechpartner vor Ort ist. Spezielles Werbematerial liegt
ebenfalls aus. Auf der DGP-Webseite, im DGP-Newsletter, in den Social Media der DGP
und in jeder Begrüßungsmail für neue Mitglieder wird auf das Angebot der dualen Mitgliedschaft
hingewiesen.
Die meisten ERS-Mitglieder weltweit haben eine solche duale Mitgliedschaft, d.h. neben
ihrer Mitgliedschaft in der nationalen Fachgesellschaft sind sie für einen deutlich
reduzierten Beitrag gleichzeitig Mitglieder der ERS. In einigen Ländern können nationale
Gesellschaften als Gesamtheit Mitglied der ERS sein. Dies ist allerdings in Ländern
mit rechtlichen Rahmenbedingungen ähnlich denen in der Bundesrepublik nicht möglich:
Eine Mitgliedschaft in einem Verein muss aktiv selbst von einer Person initiiert werden.
Aktuell sind der DGP 784 Mitglieder mit dualer Mitgliedschaft (DGP und ERS) bekannt.
Davon sind 259 (33%) weiblich, 525 (67%) männlich. In der Altersverteilung sind 79
(10%) unter 35 Jahren, 262 (33%) in der Altersgruppe 35–45 Jahre, 2023 (26%) in der
Altersgruppe 45–55 Jahre, 167 (21%) in der Altersgruppe 55–65 Jahre und 73 (9%) in
der Altersgruppe über 65 Jahre. Die Entwicklung der dualen Mitgliedschaft für Deutschland
(DGP und die Gesellschaft für pädiatrische Pneumologie [GPP]) zeigt [Abb. 3] – der Anteil der DGP-Mitglieder in der ERS ist im internationalen Vergleich gering.
Abb. 3 Mitgliederzahlen (N) aus Deutschland bei der European Respiratory Society (ERS). Ab
2018 Möglichkeit der dualen Mitgliedschaft von Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft
für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) und der Gesellschaft für pädiatrische
Pneumologie (GPP).
Bezüglich der Mitgliedsarten sind 177 Mitglieder (17%) selbstständig in eigener Praxis
oder einem Medizinischen Versorgungszentrum, 309 (39%) sind ober- oder fachärztlich
in Anstellung, 151 (19%) haben keine Facharztanerkennung und die restlichen Mitglieder
gehören in die Kategorien wissenschaftliche Mitarbeiter, ärztliche Direktoren, Gesundheitsfachberufe,
sind im Studium oder sind Mitarbeitende in Unternehmen der Privatwirtschaft.
DGP-Mitglieder können gleich beim Eintritt in die DGP, aber auch jederzeit während
ihrer DGP-Mitgliedschaft eine Interessensbekundung für die Mitgliedschaft in der ERS
ausfüllen, die in regelmäßigen Abständen an das „membership department“ der ERS weitergeleitet
werden. Während die DGP ihre Mitgliedsbeiträge jährlich einzieht oder Beiträge nach
Rechnungseingang überwiesen werden, muss die ERS ihre Mitglieder, die nicht als Gesamtheit
einer nationalen Gesellschaft automatisch ERS-Mitglied sind, jährlich anschreiben
und um Erneuerung der jährlichen Mitgliedschaft bitten, zumeist per Kreditkartenzahlung.
Die Mitglieder müssen sich also bei der ERS aktiv um die Fortsetzung ihrer Mitgliedschaft
kümmern, während die Mitgliedschaft in einem deutschen Verein erst mit Austritt oder
Tod erlöscht. Hier besteht die Gefahr, dass Mitgliedschaften bei der ERS verloren
gehen, auch wenn initial der Wunsch nach einer dualen Mitgliedschaft formuliert worden
ist.
Die Zahl der dualen Mitgliedschaften könnte durch eine dauerhafte Mitgliedschaft in
der ERS also sicherlich erhöht werden. Seit neuestem bietet die ERS das sog. „autopay“-Verfahren
an, da Schweizer Banken (die ERS ist in Lausanne ansässig), nicht automatisch dem
europaweiten SEPA-Verfahren angeschlossen sind. Diese neue Möglichkeit einer automatisierten
jährlichen Zahlungsweise hat in 2023 gleich zu einer Steigerung der aktiven gemeinsamen
Mitgliedszahlen geführt.
Alternativ gibt es zudem weiterhin die Möglichkeit, eine direkte individuelle ERS-Mitgliedschaft
(„Gold Membership“) zu erwerben.
Zusammenfassung
Eine duale Mitgliedschaft in der ERS ermöglicht Mitgliedern der DGP für wenig Geld
den Zugang zu einer Vielzahl von Angeboten, die aktuelle Aspekte der Pneumologie klinisch
und wissenschaftlich betreffen. Die politische Arbeit der ERS auf EU-Ebene und weltweit
kann als Beispiel für lokale Aktivitäten dienen und diese mit entsprechenden Materialien
unterstützen. Die Vorstände der DGP und der ERS unterstützen ausdrücklich diese duale
Mitgliedschaft.