Der kleine Kopfweh
Ein Kinderfachbuch über Kopfschmerzen und Migräne
Corinna Liebig, Charly Gaul. Der kleine Kopfweh. Ein Kinderfachbuch über Kopfschmerzen
und Migräne. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag 2023, 48 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 9783863216405
Es gibt eine Reihe von Ratgebern über Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen,
die anschaulich und evidenzbasiert erläutern, wie Kopfschmerzen in diesem Lebensalter
behandelt werden können. Auch internetbasierte Informationen können zu diesem Lebensalter
abgerufen werden. Bislang gibt es jedoch noch nicht ein so ansprechend gezeichnetes
und didaktisch gut aufgemachtes Informationsbuch für kleinere Kinder zum Vorlesen
oder für Kinder, die gerade lesen können. Das Buch gliedert sich in 2 Teile, als erstes
eine illustrierte Geschichte über ein kleines Wesen, das Kopfschmerzen hat, beschrieben
wird hier eine Migräneattacke. Der zweite Teil besteht aus Informationen über Migräne
und andere Kopfschmerzarten mit Therapiehinweisen und vor allem Hinweisen zur Verhaltenstherapie.
Dieser Text richtet sich eher an die Eltern.
Dieses kleine Büchlein erläutert, wie man am besten sowohl auf Verhaltensebene als
auch in der medikamentösen Therapie mit Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen
umgeht. Die Empfehlungen sind evidenzbasiert, didaktisch sehr gut aufbereitet und
können auch von kleineren Kindern sehr gut verstanden werden. Für Familien mit Kindern,
die durch Kopfschmerzen beeinträchtigt werden, ist dies eine sehr empfehlenswerte
Lektüre.
Stefan Evers, Coppenbrügge
West & West
Eine biographische Studie über William James West (1794–1848) und James Edwin West
(1840–1860)
Norbert J. Pies. West & West. Eine biographische Studie über William James West (1794–1848)
und James Edwin West (1840–1860). Erftstadt 2023. ISBN 9783927049666
Das West-Syndrom ist jedem Kinder-Epileptologen bzw. Neuropädiater als ein schweres
Anfallsleiden im Säuglings- und Kleinkindalter mit meist kurzen Blitz-, Nick- und
Salaamkrämpfen (BNS-Anfälle), typischen EEG-Veränderungen im Sinne einer Hypsarrhythmie
und einer psychomotorischen Entwicklungsstörung bekannt. Norbert J. Pies ist promovierter
Biologe, langjähriger Leiter eines Pharmaunternehmens und publizistisch seit vielen
Jahren in der Heimatforschung und dem Verfassen von Biografien bekannter Neurologen
aktiv [4].
1841 teilte der in der Grafschaft Kent tätige Allgemeinarzt W. J. West in einem Leserbrief
an den Lancet mit, dass sein 4 Monate alter Sohn an einer eigentümlichen Form von
Krämpfen erkrankt sei. Mehreren von ihm konsultierten Kollegen waren die Symptome
unbekannt. Er war davon überzeugt, dass es sich um eine Krankheit „sui generis“ handelte,
die der Aufmerksamkeit seines Berufsstandes entgangen war und bat um Vorschläge zur
Behandlung. 1960 wurde das Anfallsleiden erstmals von H. Gastaut so bezeichnet, ein
Porträt des Erstbeschreibers ist nicht bekannt. Heute versteht man unter seinem Eponym
eine Spektrumerkrankung mit vielfältigen ätiologischen und pathogenetischen Faktoren,
wobei die moderne Genetik eine immer wichtigere Rolle spielt [3].
Das Buch enthält eine akribische Beschreibung der gesamten Familie, einschließlich
vieler Vorfahren väterlicher- und mütterlicherseits und der wenigen Nachkommen sowie
eine liebevolle Beschreibung der Lebensumstände in der englischen Provinz in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch William Newnham (1790–1865), der erstmals den Begriff
„Salaam-Anfälle“ benutzte, und John Haydon Langdon-Down (1828–1896), der den Patienten
James Edwin West in den letzten Lebensjahren betreute, sowie viele andere englische
Ärzte werden erwähnt. Sozialmedizinisch interessant sind die Ausführungen über die
Heimbetreuung von James Edwin West. In der Neuauflage des umfangreichen Buches von
S. Ashwal „Child Neurology – its Origins, Founders, Growth and Evolution“ 2021 ist
William James West nicht vertreten [2]. Leider wird auch nicht erwähnt, ob es zwischen W. J. West und dem für die Geschichte
der Neuropädiatrie wichtigen Charles West (1816–1898) eine Verbindung besteht.
Resümee: Das Buch ist die detailreiche Darstellung der Lebensumstände des Erstbeschreibers
einer medizingeschichtlich wichtigen neuropädiatrischen Krankheit im England des 19.
Jahrhunderts. Die Fortsetzung der Geschichte, wie mit dieser Krankheit im weiteren
Verlauf bis zum heutigen Tag umgegangen wurde und welche Personen sich mit der Diagnostik
und Behandlungsvorschlägen hervorgetan haben, sollte noch geschrieben werden. Hierfür
kann das Buch des Ehepaar Monika und Götz Aly „Kopfkorrektur oder der Zwang gesund
zu sein. Ein behindertes Kind zwischen Therapie und Alltag“ eine spannende Diskussionsgrundlage
sein [1].
Hans Michael Straßburg, Augsburg