Krankenhaushygiene up2date 2025; 20(01): 45-61
DOI: 10.1055/a-2184-5751
CME - Präventionsmaßnahmen

Infektionsprävention in der Neonatologie

Spezielle Herausforderungen und Strategien
,
Till Dresbach
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Nico T. Mutters
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Die Infektionsprävention spielt in der Neonatologie eine große Rolle, maßgeblich bedingt durch die Vulnerabilität der Patient*innen, die oft lange Liegedauer, die Notwendigkeit von invasiven Kathetern oder Beatmung, außerdem häufig enge räumliche Bedingungen, die Transmissionen begünstigenden können. In diesem Artikel sollen aktuelle Beispiele aus der Literatur aufgegriffen werden, um praxisrelevante Fragestellungen zu beleuchten.

Kernaussagen
  • Zur bestmöglichen Versorgung von neonatologischen Patient*innen wird es auch künftig erforderlich sein, dass die Expertisen von klinischer wie von hygienischer/infektionspräventiver Seite gebündelt werden

  • Eine gute krankenhaushygienische Betreuung bedeutet auch, am lokalen Bedarf orientierte, maßgeschneiderte Interventionen zu konzipieren und umzusetzen.

  • Leider liegt für viele klinisch relevante Fragestellungen im Schnittfeld Neonatologie und Infektionsprävention nach wie vor nur wenig qualitativ hochwertige Evidenz in Form von prospektiven, kontrollierten Interventionsstudien vor. Viele Empfehlungen können nicht evidenzbasiert gegeben werden, und Evidenzen aus der Erwachsenenmedizin lassen sich nicht ohne Weiteres auf die Neonatologie übertragen.

  • Der zunehmende Mangel an Pflegepersonal sowie die steigende Arbeitsverdichtung erschweren die Umsetzung von Hygienemaßnahmen.

  • Weniger Zeit für die direkte Patientenversorgung führt zu einer erhöhten Herausforderung, alle notwendigen infektionspräventiven Maßnahmen konsequent einzuhalten. Dies erfordert verstärkt maßgeschneiderte Lösungen, um die Hygienestandards auch unter schwierigen Bedingungen aufrechterhalten zu können.

  • Bestimmte Praktiken werden im klinischen Alltag weiterhin durchgeführt, auch wenn deren Sinn nicht überzeugend gezeigt werden kann.

  • Als Antibiotic-Stewardship-Tool kann insbesondere mittels 48-h-Stop-Orders eine sichere und effektive Reduktion von unnötigen Antibiotikagaben erreicht werden.

  • Innovative, lichtbasierte Nudge-Ansätze können die Compliance des Personals bezüglich Händehygiene möglicherweise verbessern und die Überwachung unterstützen, wenngleich Gewöhnungseffekte zu befürchten sind.



Publication History

Article published online:
01 March 2025

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