Zusammenfassung
Einleitung Zu den Risikofaktoren für eine postpartale Depression
zählen fehlende soziale Unterstützung und empfundene soziale
Isolation. Wir möchten ermitteln, ob die Isolation der
stationären Patientinnen auf den Wöchnerinnenstationen im Rahmen
der Corona-Pandemie zu einer erhöhten psychischen Belastung
führt.
Methoden und Durchführung Es handelt sich um eine multizentrische,
kontrollierte Studie geburtshilflicher Patientinnen ab der 35+0
Schwangerschaftswoche, die im Rahmen eines stationären Aufenthaltes
geboren haben. Eingeschlossen wurden Patientinnen während des
Besuchsverbots (Studiengruppe) sowie im Anschluss an das Besuchsverbot
(Kontrollgruppe). Es erfolgte die Erhebung psychischer Belastung durch den
Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) während des
stationären Aufenthaltes und sechs bis acht Wochen postpartal.
Ergebnisse Insgesamt konnten 194 Frauen eingeschlossen werden, 107 in die
Studien-, 87 in die Kontrollgruppe. Im Gesamtergebnis des ersten EPDS zeigt sich
ein höherer Score in der Studiengruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe
(7,0 vs. 4,9 Punkte).Primipara zeigen einen höheren Score im ersten EPDS
im Vergleich zu Multipara (7,28 vs. 4,82 Punkte).Frauen, die per Sectio caesarea
entbinden, weisen unabhängig von der Isolation einen höheren
Wert im ersten EPDS auf als Frauen, die vaginal entbinden (8,42 vs. 5,11
Punkte). Vergleicht man nur die Frauen, die vaginal entbinden, zeigt sich
weiterhin ein erhöhter EPDS-Score in der Studiengruppe (5,97 vs. 4,07
Punkte).
Schlussfolgerung Im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie sind Gebärende
und Wöchnerinnen, hierunter vor allem Primipara, erhöhtem
psychischen Stress in den Kliniken ausgesetzt. Die Entbindung per Sectio
caesarea führt zu erhöhter psychischer Belastung
unabhängig vom Besuchsverbot der Kliniken.
Abstract
Introduction Risk factors for postpartum depression include a lack of
social support and perceived social isolation. We would like to determine
whether the isolation of inpatients on the maternity wards during Covid-19 leads
to increased psychological stress.
Methods This is a multicentre, controlled study of obstetric patients who
gave birth during an inpatient stay. Patients were included during the
visitation ban (study group) and after the visitation ban (control group).
Psychological stress was evaluated with the Edinburgh Postnatal Depression Scale
(EPDS) during the inpatient stay and six to eight weeks postpartum.
Results A total of 194 women were included, 107 in the study group and 87
in the control group. The overall result of the first EPDS shows a higher score
in the study group compared to the control group (7.0 vs. 4.9 points). Primipara
show a higher score in the first EPDS compared to multipara (7.28 vs. 4.82).
Caesarean section, regardless of isolation, shows a higher score in the first
EPDS than vaginal birth (8.42 vs. 5.11). Comparison of vaginal birth shows a
higher score only in the study group (5.97 vs. 4.07).
Conclusion In the context of Covid-19, women giving birth and new mothers,
especially primipara, are exposed to increased psychological stress in the
clinics. Caesarean section leads to increased psychological stress.
Schlüsselwörter postpartale psychische Erkrankung - SARS-CoV-2-Pandemie - EPDS - Corona - postpartale
Depression
Key words EPDS - Corona - postpartum psychiatric disorders - postnatal depression - SARS-CoV-2-Pandemic