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DOI: 10.1055/a-2163-2292
Demenzrisiko bei fokaler Epilepsie

Hintergrund
Die Epilepsie-Erkrankung stellt mit einer Inzidenz von 30 000/Jahr und einer Prävalenz von 400 000–80 000 Betroffenen in Deutschland eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen dar [1]. Inzidenzgipfel bestehen vor dem ersten und nach dem 65. Lebensjahr, wobei die Erstmanifestationen im höheren Alter primär durch fokale Epilepsien z. B. nach Schlaganfall, post-traumatischen Defekten oder im Rahmen von Hirnmetastasen und -tumoren bedingt wird. Dies begründet auch die zuletzt steigenden Prävalenzzahlen (4,7/1000 in 1995 auf 5,5/1000 in 2010 ) [1], nachdem angesichts des demographischen Wandels der Bevölkerungsanteil >65 Jahre von 15,6% im Jahr 1995 auf 20,7% im Jahr 2010 angestiegen ist. Eine weitere Zunahme ist zu erwarten, nachdem der Anteil der über 65-Jährigen nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes 2021 bereits 22% erreichte [2].
Definitionsgemäß geht die Epilepsie-Erkrankung mit einem erhöhten Risiko für wiederkehrende epileptische Anfälle einher [3]. Für die Betroffenen ist dies nicht nur mit einem erhöhten Verletzungsrisiko und sozialer Stigmatisierung verbunden, sondern auch mit einer signifikanten Hirnatrophie und kognitiver Einschränkung. Dabei steigt die Wahrscheinlichkeit für eine kognitive Beeinträchtigung mit der Erkrankungsdauer, der Anfallsfrequenz und -schwere, sowie der Einnahme von anfallssupprimierenden Medikamenten (ASM) [4]. In welchem Maße ein krankheits-spezifisches Demenzrisiko besteht, blieb unklar, da bislang Studien kardiovaskuläre Risikofaktoren und Lebensstilfaktoren außer Acht ließen und meist auf kleinen Kohorten basierten.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
09. November 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
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Literatur
- 1 Pfäfflin M, Stefan H, May TW. Prevalence and treatment of patients with epilepsy in Germany: Comparison of the EPIDEG studies from 1995 and 2010. Zeitschrift fur Epileptol 2020; 33: 218-225
- 2 Bundesamt S. Demografischer Wandel: Anteil der Bevölkerung ab 65 Jahren von 1950 bis 2021 von 10 % auf 22 % gestiegen. 2023; Im Internet: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/06/PD22_N033_12.html Stand: 10.09.2023
- 3 Fisher RS, Acevedo C, Arzimanoglou A. et al. ILAE official report: a practical clinical definition of epilepsy. Epilepsia 2014; 55: 475-482
- 4 Novak A, Vizjak K, Rakusa M. Cognitive Impairment in People with Epilepsy. J Clin Med 2022; 11: 267
- 5 Tai XY, Torzillo E, Lyall DM. et al. Association of Dementia Risk With Focal Epilepsy and Modifiable Cardiovascular Risk Factors. JAMA Neurol 2023; 80: 445
- 6 Keezer MR, Sisodiya SM, Sander JW. Comorbidities of epilepsy: Current concepts and future perspectives. Lancet Neurol 2016; 15: 106-1wv15
- 7 Katsiki N, Mikhailidis DP, Nair DR. The effects of antiepileptic drugs on vascular risk factors: A narrative review. Seizure 2014; 23: 677-684
- 8 Briellmann RS, Berkovic SF, Syngeniotis A. et al. Seizure-associated hippocampal volume loss: A longitudinal magnetic resonance study of temporal lobe epilepsy. Ann Neurol 2002; 51: 641-644
- 9 Fabricius M, Fuhr S, Willumsen L. et al. Association of seizures with cortical spreading depression and peri-infarct depolarisations in the acutely injured human brain. Clin Neurophysiol 2008; 119: 1973-1984
- 10 Tai XY, Koepp M, Duncan JS. et al. Hyperphosphorylated tau in patients with refractory epilepsy correlates with cognitive decline: A study of temporal lobe resections. Brain 2016; 139: 2441-2455