Intensivmedizin up2date 2025; 21(04): 417-431
DOI: 10.1055/a-2148-3888
Neuro-Intensivmedizin

Minimalinvasive Evakuation intrazerebraler Blutungen

Authors

  • Paul Vincent Naser

  • Christopher Beynon

Die spontane intrazerebrale Blutung (ICB) ist die zweithäufigste Ursache von Schlaganfällen. Der Stellenwert der chirurgischen Behandlung ist bisher nicht abschließend geklärt, minimalinvasive Operationsverfahren sind aufgrund der geringeren Invasivität vielversprechend. Wir beleuchten die pathophysiologische Rationale der Hämatomevakuation sowie Vor- und Nachteile verschiedener Techniken. Ein besonderer Fokus wird auf neueste Studienergebnisse zu endoskopischen Systemen gelegt.

Kernaussagen
  • Intrazerebrale Blutungen (ICB) haben mit 30–40% 30‑Tages‑Mortalität und hohem Pflegebedarf der Überlebenden eine schlechte Prognose und erfordern neue Therapieansätze.

  • Die konventionelle offene Kraniotomie zeigte in großen randomisiert kontrollierten Studien (STICH, STICH II) keinen klaren funktionellen Vorteil, was das Interesse an minimalinvasiven Verfahren weckte.

  • Pathophysiologisch unterbricht die Hämatomevakuation Raumforderung, Druck‑ und Entzündungskaskade (ICP‑Entlastung, Reduktion von Eisentoxizität und Ödembildung).

  • Minimalinvasive Techniken (z. B. endoskopisch über Endoports) entlasten das Gehirn mit deutlich geringerem Zugangstrauma als die konventionelle offene Kraniotomie und maximieren so den Nutzen bei geringerem iatrogenem Schaden.

  • Aktuelle Studien (ENRICH, MISICH, Metaanalysen) belegen, dass ausgewählte Patienten – insbesondere mit lobären ICB – durch minimalinvasive OP-Techniken signifikant bessere funktionelle Outcomes, niedrigere Mortalitätstrends und kürzere intensivstationäre Aufenthalte erreichen.



Publication History

Article published online:
28 November 2025

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