Gefäßerkrankungen sind in unserer alternden Gesellschaft weit verbreitet. Dabei ist
eine besonders häufig vorkommende Erkrankung die Periphere Arterielle Verschlusskrankheit
(PAVK), an der in Deutschland rund 4,5 Millionen Menschen leiden. In der Alltagssprache
wird diese Erkrankung auch „Schaufensterkrankheit“ genannt. Der Name rührt daher,
dass Betroffene nur unter Schmerzen gehen können und daher regelrecht an jedem Schaufenster
stehen bleiben müssen.
Die PAVK ist eine schwere Durchblutungsstörung, die meist in den Gefäßen der Beine,
seltener in denen der Arme von Betroffenen, vorkommt. Die Ursache dieser Störung sind
Kalk- und Fettablagerungen in den Gefäßen, die sich in der Folge verengen, verhärten
und eine normale Durchblutung verhindern. Das kann in einem fortgeschrittenen Stadium
sogar dazu führen, dass Gewebe abstirbt. Zu den möglichen Auslösern einer PAVK zählen
neben einer genetischen Veranlagung insbesondere Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes,
Bluthochdruck und Adipositas, aber auch Tabakkonsum und Stress.
Interventionelle Behandlung von Krankheiten der Arterien
Patientinnen und Patienten, die an PAVK leiden, werden mit unterschiedlichen Methoden
behandelt. Welche Methoden zum Einsatz kommen, hängt vom Stadium der Erkrankung ab.
In einem frühen Stadium erfolgt die Therapie meist konservativ: Die behandelnden Ärztinnen
und Ärzte versuchen dabei zunächst, die Risikofaktoren so gut wie möglich zu reduzieren
und zum Beispiel durch ein Gehtraining die Bildung von Kollateralen anzuregen, also
von Nebengefäßen, die die Blutgerinnsel oder Kalkablagerungen in den Hauptstrecken
umgehen können.
„Wenn diese Form der Behandlung nicht zum gewünschten Erfolg führt, kann eine medikamentöse
Therapie folgen“, erklärt Professor Marcus Katoh, Chefarzt des Instituts für Diagnostische
und Interventionelle Radiologie im Helios-Klinikum Krefeld und Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie (DeGIR).
„In einem weiter fortgeschrittenen Stadium müssen die Gefäßengen und Gefäßverschlüsse
betroffener Patientinnen und Patienten dann beseitigt werden.“
Dazu werden häufig radiologisch-interventionelle Eingriffe durchgeführt. Zur Diagnostik
und Planung solcher Eingriffe setzen Radiologinnen und Radiologen Magnetresonanztomografen
oder Computertomografen ein, mit deren Hilfe sich die betroffenen Gefäße am Bildschirm
darstellen lassen. Dabei werden den Patientinnen und Patienten zur Diagnose Kontrastmittel
in die Blutbahnen gespritzt, um so Gefäßveränderungen, Verengungen oder Verschlüsse
bildlich darzustellen. Anhand der Bilder werden dann die Eingreife in der Angiographie
durchgeführt, wo interventionell arbeitende Radiologinnen und Radiologen mithilfe
von Nadeln oder Kathetern die ursächlichen Stenosen behandeln.
„Bei interventionellen Eingriffen punktieren wir zum Beispiel die Arterie an der Leiste
der Patientin oder des Patienten und arbeiten uns dann durch die Gefäße, um Engen
und Verschlüsse zu öffnen und sie wieder durchgängig zu machen“, beschreibt Professor
Marcus Katoh das therapeutische Verfahren. „Bei diesen Eingriffen nutzen wir etwa
Ballon-Katheter, was ein sehr gängiges Verfahren ist. Dabei weiten wir das betroffene
Gefäß, indem wir den eingeführten Ballon aufpumpen. Manchmal ist es auch notwendig,
die Gefäße mit sogenannten Stents abzustützen, um das Gefäß offen zu halten.“ Für
solche minimal-invasiven bildgesteuerten Behandlungen werden Patientinnen und Patienten
nicht unter Vollnarkose gesetzt. Meist genügt eine örtliche Betäubung an der Einstichstelle.
Weitere therapeutische Einsatzgebiete
Über minimal-invasive Verfahren wie das hier beschriebene hinaus ist in den vergangenen
Jahren im Bereich der radiologischen Interventionen besonders die akute Behandlung
von Schlaganfällen wichtig geworden. Dabei werden Blutgerinnsel, die zu einer Verstopfung
der Hirnarterien führen, mithilfe von Kathetern aus dem Körper herausgeholt. Dieses
Verfahren wird als Thrombektomie bezeichnet.
Darüber hinaus stoppen interventionelle Verfahren mit ihren gefäßverschließenden Behandlungen
gefährliche Blutungen und unterstützen die Tumortherapie. Organeingriffe werden auch
bei der Entnahme von Gewebeproben zur Diagnosestellung von Erkrankungen (Brust, Lunge,
Leber und viele mehr), die Schmerztherapie und die Behandlung von verschiedenen Tumorerkrankungen
(Interventionelle Onkologie) eingesetzt.